Christmasland (German Edition)
Türrahmen mit einer Hand umfasste und einen Fuß auf das Pflaster setzte. Dann glitt er vom Sitz und auf die Straße hinaus.
Als er das funkelnde Lichtermeer sah, klappte ihm die Kinnlade hinunter. Er war sauber und wunderschön, das dunkle Haar von seiner entsetzlich blassen Stirn zurückgekämmt, den roten Mund zu einem erstaunten Grinsen geöffnet …
Und da sah sie seine Zähne, spitze, dünne Widerhaken in mehreren Reihen hintereinander. Wie bei all den anderen.
»Wayne«, sagte sie. Ihre Stimme war nichts als ein ersticktes Schluchzen.
Er drehte den Kopf und betrachtete sie mit freudiger Bestürzung.
»Mama!«, sagte er. » He! He, Mama, ist das nicht unglaublich? Und es ist echt! Es ist echt echt!«
Er blickte über die Steinmauer himmelwärts und starrte den großen Mond mit seinem schlafenden Silbergesicht an. Er sah den Mond und lachte. V ic konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so unbefangen gelacht hatte.
»Mama! Der Mond hat ein Gesicht!«
»Komm her, Wayne. Sofort. Komm her zu mir. Wir müssen gehen.«
Er sah sie an und runzelte verwirrt die Stirn.
»Warum denn?«, fragte er. »Wir sind doch gerade erst angekommen.«
Millie legte Wayne von hinten einen Arm um die Taille und schmiegte sich an ihn. Er zuckte zusammen, sah sich überrascht um und erstarrte, als sie ihm etwas ins Ohr flüsterte. Sie war schrecklich schön, mit hohen Wangenknochen, vollen Lippen und tief liegenden Schläfen. Er hörte ihr mit weit aufgerissenen Augen zu – und dann sperrte er den Mund auf und entblößte noch mehr spitze Zähne.
»Oh! Oh, ist das dein Ernst?« Er sah V ic verwundert an. »Sie sagt, wir können nicht gehen! Wir können nirgendwohin gehen, weil ich erst noch mein Weihnachtsgeschenk auspacken muss!«
Das Mädchen beugte sich wieder vor und flüsterte Wayne noch etwas ins Ohr.
»Geh weg von ihr, Wayne«, sagte V ic.
Das dicke Mädchen mit dem Pelzmantel kam ein paar Schritte näher. Sie war schon fast nahe genug, um V ics Bein mit dem Beil erreichen zu können. V ic hörte hinter sich weitere Schritte – die Schlinge zog sich langsam zu.
Wayne warf dem Mädchen einen verwirrten Blick zu und runzelte die Stirn. »Klar kannst du mir helfen, mein Geschenk auszupacken. Alle können das. Wo ist es? Los, holen wir es. Wir können es ja gemeinsam aufreißen!«
Das Mädchen zog ihr Messer und richtete es auf V ic.
Unter dem großen Baum
W as hast du gesagt, V ictoria?«, fragte Manx. »Letzte Chance? Ich glaube, das ist deine letzte Chance. An deiner Stelle würde ich mit dem Motorrad umdrehen, solange du noch kannst.«
»Wayne«, rief V ic, ohne Manx zu beachten. Stattdessen schaute sie ihrem Sohn in die Augen. »He, denkst du immer noch rückwärts, wie es dir deine Großmutter beigebracht hat?«
Er starrte sie mit ausdrucksloser Miene an, als hätte sie ihm eine Frage in einer fremden Sprache gestellt. Sein Mund hing ein Stück weit offen. Dann sagte er langsam: ».Mama, schwer so ist es aber, Mühe mir geb Ich«
Manx lächelte, aber seine Oberlippe zog sich zurück und entblößte seine krummen Zähne, und V ic sah etwas wie V erärgerung über seine hageren Gesichtszüge zucken. »Was soll diese Albernheit? Treibst du ein Spiel mit mir, Wayne? Ich mag Spiele – solange ich nicht außen vor gelassen werde. Was hast du gerade gesagt?«
»Nichts!«, erwiderte Wayne – in einem Ton, der nahelegte, dass er es ehrlich meinte, dass er genauso verwirrt war wie Manx. »Warum? Wie klang es denn, was ich da gesagt habe?«
»Er hat gesagt, dass er zu mir gehört«, mischte V ic sich ein. »Er hat gesagt, du kannst ihn nicht haben.«
»Aber ich habe ihn doch schon, V ictoria«, sagte Manx. »Ich habe ihn, und ich werde ihn nicht wieder hergeben.«
V ic ließ den Rucksack von den Schultern auf ihren Schoß gleiten. Sie öffnete den Reißverschluss, griff hinein und holte einen der Plastikbeutel mit ANFO heraus.
»Bei Gott, wenn du ihn nicht gehen lässt, dann ist Weihnachten für alle hier bald vorbei. Dann jage ich den ganzen beschissenen Park in die Luft.«
Manx schob sich den Filzhut in den Nacken. »Du liebe Güte, was kannst du fluchen! Ich werd mich nie daran gewöhnen, dass junge Frauen heute solche Wörter in den Mund nehmen. Ich finde, das lässt sie wie das letzte Gesindel klingen.«
Das dicke Mädchen in dem Pelzmantel schlurfte einen halben Schritt weiter. Ihre Augen, die fast zwischen kleinen Speckfalten verschwanden, blitzten so rot, dass V ic an ein tollwütiges Tier
Weitere Kostenlose Bücher