Christmasland (German Edition)
neben dem Wraith, und das Mädchen hielt das sichelförmige Messer in der Hand, mit dem es, dessen war sich V ic bewusst, Wayne an der Flucht hindern würde.
Im nächsten Moment warf sich ein Kind auf sie. V ic gab Gas. Die Triumph machte einen Satz nach vorn, und das Kind landete mit dem Bauch auf der Straße. Der Rucksack mit dem ANFO , der immer noch an der hinteren Fußraste hing, schlitterte über das verschneite Pflaster.
V ic raste direkt auf den Rolls-Royce zu, als wollte sie in ihn hineinfahren. Manx packte das kleine Mädchen – Lorrie? – und wich in Richtung der offenen Tür zurück, die schützende Geste eines V aters. V ic sah die Geste, und da wurde ihr alles klar. Was auch immer aus den Kindern geworden war, was auch immer Manx ihnen angetan hatte, er hatte sie vor der Welt und ihren Gefahren beschützen wollen. Er glaubte von ganzem Herzen an seine ehrlichen Absichten. Wie jedes echte Ungeheuer, vermutete V ic.
Sie trat auf die Bremse und riss den Lenker nach links. Dabei musste sie die Zähne zusammenbeißen, so sehr schmerzte ihr linkes Knie. Das Motorrad wurde um fast einhundertachtzig Grad herumgeschleudert. Hinter ihr kam ein ganzer Schwarm Kinder angerannt. Sie gab wieder Gas, und die Triumph schoss auf die Meute zu. Die Kinder stoben auseinander wie trockenes Laub bei einem Orkan.
Nur ein gertenschlankes Mädchen in einem rosafarbenen Nachthemd blieb einfach stehen. V ic hätte sie am liebsten umgefahren, wich aber im letzten Moment reflexartig aus. Sie konnte einfach nicht anders.
Das Motorrad geriet auf dem rutschigen Pflaster gefährlich ins Schlingern und wurde langsamer, und das Mädchen schwang sich hinter V ic auf den Sozius. Ihre Klauen – eigentlich die Klauen eines alten Weibs mit langen, spitzen Nägeln – gruben sich in V ics Bein.
V ic beschleunigte wieder, und das Motorrad machte einen Satz nach vorn und raste um das Rondell herum.
Das Mädchen hinter ihr stieß ein Jaulen aus, wie ein Hund. Eine Hand glitt um V ics Taille, und beinahe hätte V ic aufgeschrien, so kalt war diese Hand, so kalt, dass es brannte.
In der anderen Hand hielt das Mädchen eine Kette, und damit schlug es V ic auf das linke Knie, als wüsste es genau, wie es ihr am meisten Schmerzen zufügen konnte. Hinter V ics Kniescheibe explodierte ein Böller, und mit einem lauten Schluchzen rammte sie den Ellenbogen nach hinten. Sie erwischte das Mädchen mitten im Gesicht, und es knirschte, als würde Emaille in die Brüche gehen.
Das Mädchen brüllte los, ein erstickter, verzweifelter Laut, und V ic schaute über die Schulter. Ihr Herzschlag setzte einen Moment aus, und prompt verlor sie die Kontrolle über die Triumph.
Das hübsche Kleinmädchengesicht hatte sich verformt, die Lippen zogen sich zurück und wurden zum Maul eines Riesenwurms, zu einem zerklüfteten rosafarbenen Loch mit Zähnen an den Seiten. Ihre Zunge war schwarz, und ihr Atem stank nach vergammeltem Fleisch. Sie öffnete den Mund so weit, dass ein ganzer Arm hineingepasst hätte, und dann schlug sie die Zähne in V ics Schulter.
V ic hatte das Gefühl, als hätte eine Kettensäge sie gestreift. Der Ärmel ihres T-Shirts und die Haut darunter wurden aufgerissen.
Das Motorrad kippte nach rechts weg, landete in einem goldenen Funkenregen auf dem Boden und schlitterte quietschend über das Pflaster. V ic wusste nicht, ob sie abgesprungen oder hinuntergeworfen worden war, nur dass sie sich überschlug und auf der Straße landete.
» JETZT HABEN WIR SIE!
SCHNEIDET SIE IN STÜCKE! TÖTET SIE! «
brüllte der Mond, und die Erde bebte unter V ic, als würde ein Konvoi von schweren Sattelzügen an ihr vorbeidonnern.
Sie lag auf dem Rücken, die Arme ausgestreckt, den Kopf auf den Steinen und starrte zu den Wolken hinauf, die silbernen Galeonen gleich über den Himmel zogen (beweg dich) .
V ic versuchte festzustellen, wie schwer sie verletzt war. Ihr linkes Bein spürte sie überhaupt nicht mehr (beweg dich).
Ihre rechte Hüfte tat entsetzlich weh – offenbar war sie aufgeschürft. V ic hob den Kopf, und die Welt um sie herum begann sich zu drehen (beweg dich, beweg dich!) .
Sie blinzelte, und einen Moment lang war der Himmel nicht mehr mit Wolken bedeckt, sondern hatte sich in einen Wirbel aus schwarzen und weißen Partikeln verwandelt (BEWEG DICH!) .
Sie stützte sich mit den Ellenbogen ab, setzte sich auf und schaute nach links. Die Triumph hatte sie halb um das Rondell getragen, bis zu einer der Straßen, die in den V
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