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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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einem Zelt zu schlafen. Die verdammte Ferienwohnung kostet tausendachthundert Steine im Monat.«
    »Drei Wochen mit V ic allein am See – soll das etwa Urlaub für mich sein? Ich darf mich ums Kind kümmern, während du hier drei Tage die Woche arbeitest und den Rest der Zeit – wie nennen es deine Kollegen, wenn ich anrufe – mit dem Landvermesser unterwegs bist. Er und du – ihr müsst doch inzwischen jeden Hinterhof in Neuengland vermessen haben.«
    Ihr V ater erwiderte etwas in einem leisen, hässlichen Ton, was V ic nicht verstand. Dann wurde der Fernseher so laut aufgedreht, dass wahrscheinlich noch Mr. de Zoet auf der anderen Straßenseite mithören konnte. Das Knallen einer Tür brachte die Gläser in der Küche zum Klirren.
    V ic legte die neuen Ohrringe an und faltete das Gedicht auseinander – ein Sonett, das sie nicht verstand und das ihr trotzdem augenblicklich gefiel. Sie las es in dem spärlichen Licht, das durch den Spalt der offenen Tür hereinfiel, und flüsterte dabei die Worte vor sich hin wie ein Gebet – was sie in gewissem Sinn auch waren –, und bald hatte sie ihre streitenden Eltern völlig vergessen.

ENTFÜHRUNGEN
    1991–1996

Verschiedene Orte
    D as von Maggie Leigh erwähnte russische Mädchen, hieß Marta Gregorski, und in V ics Teil der Welt sorgte ihre Entführung mehrere Wochen lang für Schlagzeilen. Das lag zum einen daran, dass Marta unter Schachspielern eine kleine Berühmtheit war. Kasparow hatte sie unter seine Fittiche genommen, und mit zwölf war sie bereits Großmeisterin. Zum anderen musste sich die Welt damals, nach dem Fall der UdSSR , erst noch an die neue russische Freiheit gewöhnen. Das V erschwinden von Marta und ihrer Mutter hätte für diplomatische V erstimmungen und eine weitere Kraftprobe zwischen den Mächten des Kalten Krieges führen können. Es dauerte eine Weile, bis klar wurde, dass die Sowjetunion zu sehr mit dem eigenen Zerfall beschäftigt war, als dass sie von dem V orkommnis Notiz genommen hätte. Boris Jelzin fuhr mit Panzern durch die Gegend und schrie sich die Lunge aus dem Leib. Ehemalige KGB -Agenten rissen sich um gut bezahlte Jobs bei der Russenmafia. Wochen vergingen, bis jemand in Russland auf den Gedanken kam, den dekadenten, kriminellen Westen an den Pranger zu stellen, und auch dann blieb es eine Pflichtübung.
    Die Rezeptionistin des Hilton DoubleTree am Charles River hatte Marta und ihre Mutter an einem warmen, regnerischen Abend um kurz vor sechs durch die Drehtür des Hotels gehen sehen. Die Gregorskis waren zu einem Abendessen an der Universität Harvard eingeladen und sollten von einem Wagen abgeholt werden. Durch das regennasse Fenster sah die Hotelangestellte, wie Marta und ihre Mutter in ein schwarzes Auto stiegen. Sie glaubte, dass das Auto Trittbretter besessen hatte, weil sie sich daran erinnerte, wie das russische Mädchen eine Stufe nach oben gestiegen war, bevor sie auf dem Rücksitz Platz genommen hatte. Aber draußen war es dunkel gewesen, und die Angestellte hatte gerade ein Telefongespräch mit einem Gast geführt, der sich darüber beschwert hatte, dass sich der Kühlschrank in seinem Zimmer nicht öffnen ließ. Mehr war ihr deshalb nicht aufgefallen.
    Nur eines stand fest: Die Gregorski-Frauen waren nicht in das richtige Auto gestiegen – den Wagen, der für sie gemietet worden war. Ihr Chauffeur, ein zweiundsechzig Jahre alter Mann namens Roger Sillman parkte auf der anderen Seite des Wendehammers und war nicht in der V erfassung, sie abzuholen. Er saß bewusstlos hinter dem Lenkrad seines Wagens und wachte erst kurz vor Mitternacht wieder auf. Zwar war ihm ein wenig übel, aber er ging dennoch davon aus, dass er – was ihm eigentlich nicht ähnlich sah – eingeschlafen war und die Frauen sich ein Taxi gerufen hatten. Erst am nächsten Morgen kam er auf den Gedanken, dass etwas vorgefallen sein könnte. Und nachdem er die Gregorskis in ihrem Hotel nicht hatte erreichen können, rief er die Polizei an.
    Das FBI befragte Sillman im V erlauf der nächsten zehn Wochen zehnmal, aber seine Geschichte blieb stets gleich, und er war nicht in der Lage, irgendwelche wertvollen Informationen zu liefern. Er sagte aus, er hätte einen Sportsender im Radio gehört, um die Zeit totzuschlagen – er war vierzig Minuten zu früh am vereinbarten Treffpunkt erschienen –, als jemand an seine Scheibe geklopft hatte. Ein gedrungener Mann in einem schwarzen Mantel, der draußen im Regen stand. Sillman hatte das Fenster

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