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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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wieder einigermaßen gefangen hatte, nahm sie den Hörer ab und rief die V ermittlung an.
    »Können Sie mir die Nummer mitteilen, von der aus ich gerade angerufen wurde?«, fragte sie mit ruhiger Stimme. »Wir wurden unterbrochen, und ich möchte zurückrufen.«
    »Auf der Leitung, die Sie gerade benutzen?«
    »Ja. Das Gespräch wurde eben unterbrochen.«
    »Tut mir leid. Ich habe hier einen Anruf am Freitagnachmittag von einer 800er-Nummer. Soll ich Sie damit verbinden?«
    »Hier ist gerade eben ein Anruf reingekommen. Ich möchte gern wissen, wer das war.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, und V ic konnte die Stimmen anderer V ermittler im Hintergrund hören.
    »Tut mir leid. Auf dieser Leitung hat es seit Freitag keine Anrufe mehr gegeben.«
    »Danke«, sagte V ic und legte auf.
    Sie saß unter dem Telefon auf dem Boden, die Arme um sich geschlungen, als Lou hereinkam.
    »Du sitzt hier jetzt schon eine ganze Weile«, sagte er. »Soll ich dir eine Decke holen oder ein totes Tauntaun oder etwas in der Art?«
    »Was ist ein Tauntaun?«
    »So was Ähnliches wie ein Kamel. Oder vielleicht eine große Ziege. Ach, egal.«
    »Was macht Wayne gerade?«
    »Ist eingeschlafen. Dem geht’s gut. Was tust du eigentlich hier draußen?«
    Er blickte sich in der dunklen Werkstatt um, als wollte er sich vergewissern, dass sie tatsächlich allein war.
    Sie musste ihm irgendetwas sagen, ihm eine Erklärung dafür liefern, warum sie in einer kalten, dunklen Werkstatt auf dem Boden saß, deshalb nickte sie in Richtung des Motorrades, das er vorgestrichen hatte.
    »Ich denke über die Maschine nach, an der du gerade arbeitest.«
    Er musterte sie mit zusammengekniffenen Augen, und sie konnte sehen, dass er ihr nicht glaubte.
    Aber dann betrachtete er das Motorrad und die Transferfolie auf dem Boden und sagte: »Ich habe Angst, es zu vermasseln. Denkst du, es wird gut werden?«
    »Nein. Leider nicht.«
    Er warf ihr einen überraschten Blick zu. »Echt?«
    Sie lächelte schwach und nickte.
    Er seufzte schwer. »Kannst du mir sagen, was ich falsch mache?«
    »Hardcore ist ein Wort, nicht zwei. Und dein e sieht aus wie eine 8 . Außerdem musst du in Spiegelschrift schreiben. Wenn du die Transferfolie so drauflegst, wird das Wort falsch rum sein.«
    »Ach, verdammt. Mann. Ich bin so ein Idiot.« Lou warf ihr einen weiteren hoffnungsvollen Blick zu. »Aber der Schädel ist okay, oder?«
    »Willst du eine ehrliche Meinung?«
    Lou starrte auf seine Füße. »Scheiße. Ich hatte gehofft, Tony B. würde vielleicht einen Fünfziger springen lassen, wenn ich meine Sache gut mache. Aber wahrscheinlich hätte ich ihm eher fünfzig Dollar dafür zahlen müssen, dass ich sein Motorrad ruiniert habe. Warum gibt es eigentlich nichts, was ich wirklich gut kann?«
    »Du bist ein guter V ater.«
    »Das ist keine Wissenschaft.«
    Nein, dachte V ic. Es ist viel, viel schwieriger.
    »Soll ich es machen?«, fragte sie.
    »Hast du schon mal ein Motorrad lackiert?«
    »Nein.«
    Er nickte. »Na gut. Wenn es danebengeht, sagen wir einfach, ich sei es gewesen. Das wird niemand überraschen. Aber wenn du es richtig gut hinbekommst, dann erzählen wir’s rum. V ielleicht kriegen wir dann noch mehr Aufträge.« Er warf ihr einen weiteren skeptischen Blick zu. »Geht es dir wirklich gut? Du sitzt nicht hier draußen und denkst depressive Frauengedanken, oder?«
    »Nein.«
    »Glaubst du manchmal, du hättest die Therapie vielleicht doch nicht abbrechen sollen? Du hast eine Menge durchgemacht. V ielleicht solltest du mit jemand darüber reden.«
    Habe ich gerade getan, dachte sie. Ich habe mich mit dem Kind unterhalten, das Charlie Manx als letztes entführt hat. Der Junge ist jetzt eine Art Vampir, und er lebt im Christmasland und hat Hunger.
    »Genug geredet«, sagte sie und ergriff Lous Hand, um sich hochhelfen zu lassen. »Ich schwing jetzt mal den Pinsel.«

Sugarcreek, Pennsylvania
    I m Frühsommer 2001 erfuhr Bing Partridge, dass Charlie Manx schwer krank war. Bing war damals dreiundfünfzig und hatte schon seit fünf Jahren seine Gasmaske nicht mehr angelegt.
    Er las den Artikel auf dem großen schwarzen Dell-Computer, den er als Prämie für seine dreißig Dienstjahre bei NorChemPharm erhalten hatte. Jeden Tag loggte er sich bei AOL ein, auf der Suche nach Nachrichten aus Colorado über Mr. Manx, aber er hatte lange nichts mehr über ihn gefunden. Bis er schließlich auf folgenden Bericht stieß: Charles Talent Manx III ., Alter unbekannt, verurteilter

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