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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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vormachen.«
    »Zehn Jahre«, antwortete er. »Ich komme aus den Chilcotins.«
    »Dann wissen Sie ja, wie die Rancher hier leben. Sicher, auch unter den Ranchern gibt es schwarze Schafe, die sich unnötig verschulden und auch im Frühjahr nicht zahlen können, aber Mister Flagler gehört sicher nicht dazu. Sehen Sie sich um, Mister Higgins. Sieht so eine Ranch aus, die kurz vor der Pleite steht? Ich habe schon in einigen Haushalten gearbeitet und kann Ihnen sagen, dass ich selten ein so seriös geführtes Unternehmen kennengelernt habe. Allein die Gebäude übersteigen den Wert des Kredits um ein Vielfaches.«
    »Da haben Sie recht, Ma’am. Aber …«
    »Ganz zu schweigen von den Rindern.« Clarissa war selbst erstaunt, wie überzeugend sie über etwas reden konnte, wovon sie kaum etwas verstand. »Seine Herde besteht aus kräftigen und gesunden Tieren, die ein Vielfaches ihres Wertes bringen werden, wenn er sie zur Bahnstation treibt und an einen der Viehaufkäufer veräußert. Natürlich wird er das viele Geld bei Ihrer Bank anlegen.«
    »Sie verstehen anscheinend etwas von Geschäften, Ma’am, das trifft man sehr selten bei Frauen. Die meisten kümmern sich nur um den Haushalt und die Kinder. Meine Frau, die Helen … Aber das gehört wohl nicht hierher.«
    Clarissa fühlte sich auf der Siegerstraße. »Einen besseren Partner als Mister Flagler können Sie sich nicht wünschen, und Ihren Direktor interessiert das Datum doch sowieso nur am Rande. Hauptsache, er macht Profit. Also geben Sie Ihrem Herzen einen Ruck. Ersetzen Sie März durch Mai, und setzen Sie Ihr Zeichen daneben, dann brauchen auch wir keinen neuen Vertrag.«
    »Vielleicht haben Sie recht, Ma’am.« Er tunkte einen Schokokeks in seinen Kaffee und kaute genüsslich. »Dürfte ich noch etwas Kaffee haben?«
    »Aber sicher, Mister Higgins. Und wenn Sie wollen, packe ich Ihnen noch ein paar von den guten Schokokeksen ein. Sind wir uns einige wegen des Vertrags? Ich meine, die zwei Monate machen doch wirklich keinen Unterschied, und wenn Mister Flagler den Mehrerlös auf Ihrer Bank einzahlt, dürfte doch auch Ihr Direktor zufrieden sein. Sagen Sie ihm, dass Mister Flagler eine größere Summe erwartet und sich freuen würde, ihn im Mai zu treffen.«
    »Sie haben recht, Ma’am. Ich hätte mir den Weg wohl sparen können.«
    »Dann hätten Sie auf den Kaffee und die guten Kekse verzichten müssen, Mister Higgins, sehen Sie’s von der Seite. Und Sie haben sich so selbst ein Bild von den Veränderungen auf dieser Ranch machen können.« Sie packte ihm die Kekse ein, wartete geduldig, bis er die Änderung im Vertrag abgezeichnet und eine Kopie auf den Tisch gelegt hatte, und brachte ihn zur Tür. »Ich habe mich sehr gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mister Higgins«, verabschiedete sie sich von ihm. »Grüßen Sie Ihre Frau von mir!«
    »Das will ich gerne tun. Auf Wiedersehen, Ma’am.«
    Sie wartete, bis er über den nächsten Hügelkamm verschwunden war, und blickte zufrieden zum Himmel empor, wo sich zum ersten Mal an diesem Tag die Sonne zwischen den Wolken blicken ließ. In ihrem Licht verwandelte sich der vom Wind aufgewirbelte Schnee in leuchtende Schleier, die sich wallend auf die verschneiten Hügelkämme legten und schwach zu glühen schienen. Trotz der eisigen Kälte, die auch die Sonne nicht vertreiben konnte, blieb sie lange vor dem Haus stehen und genoss den Ausblick auf das verzauberte Land. Wenn nicht auf dem Meer, dann war sie hier zu Hause, so nahe an der Schöpfung wie möglich, inmitten einer wilden und urwüchsigen Natur. Zum vollkommenen Glück fehlte nur die flüchtige Bewegung am Horizont, der Mann auf dem Hundeschlitten, den alle für tot hielten und der dennoch lebte, der Billy und Smoky und die anderen Husky antrieb, um zu ihr zu kommen.
    Stattdessen erschien der Rancher auf seinem Pferd und blickte überrascht auf den abgezeichneten Vertrag, als er sein Pferd versorgt und ins Haus gekommen war. »Higgins war hier? Und hat das einfach so abgezeichnet?«
    »Einfach so würde ich nicht sagen«, erwiderte Clarissa, »ich musste ihm schon ein wenig zureden und einige unserer guten Schokokekse opfern. Ich hab ihm gesagt, dass Sie bei dem Verkauf Ihrer Rinder einen ordentlichen Profit machen würden und den Mehrgewinn auf seiner Bank anlegen werden. Außerdem war er angenehm von dem aufgeräumten Wohnzimmer angetan.«
    Der Rancher lachte schallend. »Sie haben diesen Stinker mit seinen eigenen Waffen geschlagen? Das ist

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