Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
Vom Netzwerk:
Verdruss konnte er es nicht tun. Sie erinnerten ihn an etwas. Oder an jemanden. Nur woran, das wollte ihm nicht einfallen.
    Ein rasches »Quork Quork Quork« zerriss den Himmel und Torak ließ sich auf alle viere fallen.
    Hoch über ihm kreiste ein anderer großer schwarzer Vogel. Aber der konnte fliegen. Er ließ sich auf dem zerstörten Nest nieder und starrte auf ihn herab. Die Federn an seinem Kopf waren gesträubt und sahen aus wie Ohren. Die Flügel waren immer noch ausgebreitet.
    Wütend brach er einen Zweig ab und ließ ihn auf Torak fallen. Dann warf er mehrere Holzfrüchte herab. »Quork Quork Quork!«
    »Lass mich in Ruhe!«, rief er. Unerwartet mutig hob er eine Holzfrucht auf und warf sie zurück.
    Der Vogel stieß sich ab und flog davon.
    Als Torak sicher war, dass er nicht mehr zurückkam, ließ er die Jungen allein zurück und machte sich am Ufer auf Nahrungssuche. Wenn er sie nicht essen konnte, waren sie ihm zu nichts nütze.
    Er fand einen schmutzigen Pilz, der einigermaßen schmeckte, bis auf die Teile, die sich wanden und beim Kauen knackten, weil er vergessen hatte, die Asseln herauszuschütteln. Dann fing er zwei der glitschigen grünen Hüpfdinger und tötete sie mit einem Stein. Eines davon aß er roh, das andere band er sich für später an den Gürtel.
    Als er zu seinem Unterstand zurückkehrte, befanden sich die jungen Vögel immer noch am selben Fleck. Als sie das grüne Ding an seinem Gürtel sahen, flatterten sie wieder mit den Flügeln und stießen quäkende, bettelnde Töne aus.
    »Nein!«, sagte er. »Das gehört mir!«
    Aus dem Quäken wurde wütendes Kreischen. Sie hörten nicht auf.
    Vielleicht hielten sie die Schnäbel, wenn er ihnen einen kleinen Unterschlupf baute.
    Torak schichtete einen Armvoll Zweige in eine Astgabel, dann packte er den größeren Vogel und schob ihn dort hinauf.
    Das Tier pickte ihm in den Ärmel und zog daran.
    »Lass los!«, protestierte Torak.
    Der kräftige Schnabel war größer als Toraks Mittelfinger und riss den Ärmel mit Leichtigkeit ab. Der Vogel packte das Hirschleder mit seinen Respekt einflößenden Krallen und machte sich daran, es zu zerreißen, wobei er Torak ansah, als wollte er sagen: Das müsste ich nicht tun, wenn du mich ordentlich füttern würdest.
    Der kleinere saß noch im Farn und lachte.
    Torak hob ihn auf und schob ihn ins Nest. Zum Dank wackelte er mit dem Hinterteil und bespritzte ihn mit weißem Kot.
    »He! Lass das!«, rief er.
    »Helasdas!«, krächzte das Tier.
    Torak zwinkerte verdutzt. Vögel konnten nicht sprechen.
    Oder doch?
    Wenn sie sprechen konnten, dann sollte er sie vielleicht nicht verhungern lassen.
    Er suchte im Unterholz herum, fing ein paar Spinnen und zerquetschte sie in der Faust. Die Vögel schlangen sie herunter und hätten auch seine Finger nicht verschmäht, wenn er sich nicht vorgesehen hätte.
    Er verfütterte ein Bein der grünen Kreatur an sie. Dann das zweite. Dann fand er, dass es genug war. Der größere Vogel starrte ihn vorwurfsvoll an, schob schließlich den Kopf in sein schwarzes Gefieder und schlief ein. Der kleinere tat es ihm nach.
    Torak wollte ebenfalls schlafen, aber zuerst schnitt er von dem grünen Hüpfding ein Stück Haut ab und legte sie auf das Dach. Er hatte keine Ahnung, warum er das tat, aber es kam ihm wichtig vor.
    Gähnend verspeiste er, was von dem grünen Hüpfding noch übrig war, dann kroch er in seine Hütte und grub sich in die Kiefernnadeln.
    Kurz vor dem Einschlafen sagte er laut: » Frosch . Das glitschige grüne Hüpfding ist ein Frosch. «

    Die jungen schwarzen Vögel bestimmten seinen Tagesablauf.
    Sie waren laut und hungrig, und wenn er sie nicht genug fütterte, krakeelten sie noch lauter. Aber sie hatten scharfe Augen und Ohren, und sie verscheuchten das beißende Ungeheuer, das in der Nacht kam, und auch die roten huschenden Wesen in den Bäumen.
    Nach ein paar Tagen ging er dazu über, sie aus dem Nest zu holen. Sie hüpften und watschelten hinter ihm her, und es dauerte nicht lange, bis er ihnen Dinge zeigte und sich dabei an diese Dinge erinnerte.
    »Das ist ein Kiefernzapfen. Sehr hart, schwer zu essen. Und das sind Preiselbeeren, die sind sehr lecker – autsch! Und das hier sind Weidenröschen. Wenn man die Zweige schält, kann man sie zu einer Schnur zusammenzwirbeln. Seht ihr?«
    Die Vögel sahen ihm mit aufmerksamen Blicken aus ihren schwarzen Augen zu und pickten prüfend mit ihren Schnäbeln, um herauszufinden, ob sie etwas davon fressen

Weitere Kostenlose Bücher