Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
Vom Netzwerk:
bemerkten. Kurz darauf verließ er den Lagerplatz : ganz ruhig, damit niemand Verdacht schöpfte.
    Sobald Wolf wusste, dass er ihm folgen würde, ging er los, um Groß Schwanzlos zu finden.

    Als Torak Fin-Kedinn durch die Weidenröschen kommen sah, dachte er überhaupt nicht daran, sich zu verstecken. Er erhob sich und stellte sich ohne Deckung vor ihn hin. Der Anführer der Raben sah ihn und seine Miene hellte sich auf. Toraks Herz machte einen Satz. Er hatte Fin-Kedinn mehr vermisst, als ihm bewusst gewesen war.
    »Torak!« Fin-Kedinn packte ihn an der Schulter. Dann warf er einen Blick hinter sich. »Komm mit. Wir sind zu nahe am Lager und Aki schnüffelt überall nach dir herum.«
    Die beiden gingen ein Stück weiter zu einem vom Wind gebeutelten Dickicht. Wolf trottete hinterdrein. Die scharfen Augen des Anführers des Rabenclans musterten Toraks Gesicht und entdeckten dann die Narbe auf seiner Brust. »Wo ist Renn?«
    »In Sicherheit. Bei Bale am Nordufer. Du musst mir jetzt zuhören, Fin-Kedinn!« So knapp es ging, erzählte er dem Rabenältesten von der bevorstehenden Flut. Fin-Kedinn hörte ohne Zwischenfrage und ohne ihn zu unterbrechen zu.
    »Du musst die Clans in höheres Gelände bringen«, sagte Torak. »Sofort! Die Flut kann jeden Augenblick hier sein!«
    Das Gesicht des Rabenanführers war unergründlich wie immer, aber Torak konnte am Glitzern seiner Augen ablesen, dass seine Gedanken sich überschlugen. »Alle sind im Lager«, sagte er, »und überbieten sich mit Vorschlägen, wie man dich am besten fangen könnte. Dadurch lassen sie sich besser in Bewegung bringen.«
    »Ich habe ein Robbenboot«, sagte Torak. »Ich fahre zum Otterclan und warne sie ebenfalls.«
    »Nein. Die schießen auf dich, ehe du nah genug heran bist.«
    »Aber jemand muss es tun.«
    »Ich kümmere mich darum.«
    »Und die Clans?«
    »Ich schicke sie hinauf zum Keilerrücken.« Er wies mit dem Kopf auf den Kamm hinter ihm. »Und du gehst ebenfalls dort hinauf, so schnell du kannst. Versuche die Südseite zu erreichen, dort werden weniger Leute sein.«
    Torak nickte. Aber als er aufbrechen wollte, hielt ihn Fin-Kedinn zurück. »Wo ist die Natternschamanin?«
    »Ich weiß es nicht. An der Nordklippe, glaube ich.«
    Fin-Kedinn machte ein grimmiges Gesicht. »Sie ist noch nicht fertig mit dir. Ich kenne sie, Torak. Du darfst sie niemals unterschätzen. Denk immer daran, dass sie näher sein könnte, als du ahnst!«
    Torak hatte ihm nichts vom Feueropal erzählt, und er tat es auch jetzt nicht, aber als der Anführer der Raben sich umdrehte, sagte er: »Fin-Kedinn. Ihr wärt nicht hier, wenn es nicht um mich ginge. Es tut mir leid.«
    Ein Schatten verdüsterte das Gesicht des Rabenanführers. »Ich habe dich verstoßen. Also bist nicht du derjenige, dem es leid tun sollte.« Er nahm Torak am Arm. »Lauf so weit hinauf, wie du kannst. Los jetzt!«

    Der Wind kreischte in Toraks Ohren, als er den steilen Hang hinaufkroch. Wolf raste vorneweg. Im Wald war es dunkel wie in der Nacht, die Bäume bogen sich ächzend.
    Auf halbem Weg musste er anhalten und sich schwer atmend auf die Knie stützen. An eine Kiefer gelehnt, forderte er Wolf auf, ohne ihn weiterzugehen.
    Wolf zögerte.
    Ein Blitz flammte auf. Donner barst direkt über ihnen. Regen trommelte auf die Blätter und verwandelte sich alsbald in einen Wolkenbruch.
    Torak sah, wie Rip und Rek in einer Eiche Schutz suchten. Genau. Klettere auf einen Baum. Für anderes blieb keine Zeit mehr. Vielleicht gewährte der ihm ebenfalls Schutz.
    Geh!, sagte er wieder zu Wolf, und Wolf – der spürte, was er vorhatte – drehte sich um und jagte davon, in Sicherheit.
    In der Ferne vernahm Torak hinter dem Donner ein noch tieferes Grollen: ein dumpf hallendes Dröhnen, das er schon einmal gehört hatte, damals im Hohen Norden. Das berstende Dröhnen brechenden Eises.
    Er wankte auf die Eiche zu, stolperte und fiel der Länge nach in den Matsch. Blitze erhellten den Fußabdruck neben seiner Hand. Hinter ihm knackte ein Zweig. Er rollte sich zur Seite, und schon fuhr Akis Axt dort, wo eben noch sein Kopf gewesen war, in die Baumwurzel.
    »Hab ich dich endlich!«, brüllte der Junge aus dem Eberclan. Mit dem gesunden Arm riss er an seiner Axt, die sich tief in die Wurzel gebohrt hatte.
    »Bist du verrückt, Aki?«, schrie Torak gegen den Wind an. »Die Flut kommt! Wir müssen auf die Bäume!«
    »Ich habe gesagt, ich krieg dich! Und jetzt habe ich dich!«, gellte Aki.
    Mehr Blitze, mehr

Weitere Kostenlose Bücher