Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik der dunklen Wälder - Seelenwanderer: Band 2 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenwanderer: Band 2 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenwanderer: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
Vom Netzwerk:
Krankheit hatte auch die Robben befallen und er hat sie geheilt! Dasselbe kann er auch für uns tun.«
    »Mag sein, aber was machen wir, wenn die Seelenesser noch mehr Tokoroth ausschicken?«
    Torak riss entsetzt die Augen auf. Er stand auf, ging ein Stück und kam wieder ans Feuer zurück. »Erzähl mir von den Tokoroth. Was hat es mit ihnen auf sich? «
    Renn erschrak unwillkürlich, doch sie riss sich zusammen und erzählte ihrem Freund alles, was ihr Saeunn anvertraut hatte.
    Torak wurde totenbleich.
    »Saeunn hat gesagt, es sind keine Kinder mehr, sondern Dämonen. Durch und durch böse Dämonen.«
    »Wie der Bär, der Fa getötet hat.«
    Wolf erhob sich, kam zu Torak herüber und schmiegte sich an ihn. Torak kraulte ihn geistesabwesend. Dann kauerte er sich wieder ans Feuer. »Vorhin in dem Netz ist mir was ganz Seltsames passiert.«
    Renn wartete geduldig.
    »Mir wurde übel. Ich hatte richtige Bauchkrämpfe. So ist es mir schon mal ergangen, bei der Heilzeremonie für Oslak. Es hat sich angefühlt… als wollte mir jemand die Gedärme herausreißen.« Er schluckte. »Diesmal kam es mir vor, als wäre ich ein Fisch.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe mich gefühlt… ich konnte unter Wasser sehen wie die anderen Fische.« Er blickte ins Feuer. »Dann bekamen sie Angst. Sie haben gespürt, dass irgendwo ein Jäger lauert. Und ich hab’s auch gespürt, Renn, ganz wie ein Fisch.«
    Renn fand sich überhaupt nicht mehr zurecht. »Was für ein Fisch? Wovon redest du eigentlich?«
    Da knurrte Wolf kurz, trabte witternd an den Rand des Feuerscheins und blieb mit gesträubtem Fell stehen. Sogar Renn begriff, dass er sie vor einer möglichen Gefahr warnte.
    Sie sprang auf und griff nach ihrem Bogen.
    Torak war schon aufgestanden und zog sein Wams über.
    Von fern hörte man eine Jungenstimme Toraks Namen rufen.
    »Das ist Bale«, sagte Torak. »Ich muss hin, sonst schöpft er Verdacht.«
    »Wer ist dieser Bale?«
    »Na ja – Bale eben«, erwiderte Torak nicht besonders aufschlussreich. »Er war es, der mich gefangen hat, aber jetzt…«
    »Und da willst du zu ihm zurück?«
    »Was bleibt mir anderes übrig, Renn? Bis Mittsommer sind es nur noch drei Tage.«
    »Aber … um zum Adlerfelsen zu gelangen, brauchst du nicht aufs Meer hinauszufahren. Bestimmt kommt man auch über Land dorthin! Tius Mutter stammte von hier. Er kennt die Insel. Er hat sie mir aufgemalt. Wir können sofort aufbrechen…«
    Torak wurde abermals gerufen.
    »Du weißt doch gar nicht, ob sie es ehrlich meinen!« Renn war außer sich.
    »Manche schon. Glaube ich.«
    »Was ist das nun wieder für ein Unsinn?«
    Torak wurde auf einmal ganz energisch. »So viel steht jedenfalls fest: dass bis jetzt noch jeder Freund, der mich begleitet hat, verwundet oder getötet wurde. So ist es Oslak ergangen und dem Keiler auch. Deswegen bleiben Wolf und du lieber hier.«
    »Aber ich…«
    »Du passt auf Wolf auf. Und lasst euch nicht von den Robben erwischen.«
    »Du bist entschlossen, mit ihnen zum Adlerfelsen zu rudern?«
    »Mir bleibt wohl nichts anderes übrig.«
    Renn war ganz durcheinander. »Dann folgen wir dir wenigstens über Land, Wolf und ich. Falls du Hilfe brauchst.«
    Torak las in ihrem Blick, dass sie nicht umzustimmen war, und nickte knapp.
    »Torak!«, rief Bale.
    Torak ließ sich hastig auf ein Knie nieder, lehnte seine Stirn an Wolfs Kopf und flüsterte etwas für Renn Unverständliches. Wolf stupste ihm winselnd die Nase ans Kinn.
    Dann stand Torak auf und machte sich daran, den Abhang auf demselben Weg zu erklimmen, den sie gekommen waren. »Lasst euch bloß nicht blicken«, rief er Renn über die Schulter zu, »und hütet euch vor den Tokoroth.«
    Renn sah sich um. Es war ihr gar nicht recht, dass ihr Freund sie in dem einsamen Tal allein ließ.
    Doch Torak war schon fort, war lautlos wie ein Wolf im Unterholz verschwunden.

Kapitel 24

    »TORAK!«, rief Bale. »Torak! Wo bist du?«
    Torak hastete den Abhang hinunter. Er sah Bale zwar nicht, aber er hörte, wie er sich einen Weg durch das Birkengehölz bahnte.
    Taumelnd vor Erschöpfung, stapfte Torak durch den Sand und lehnte sich schwer atmend an einen Uferfelsen. Ihm tat alles weh, außerdem machte er sich Sorgen. Es war wunderbar gewesen, Wolf und Renn wiederzusehen, aber ihm war ihretwegen auch bang zumute. Wenn ihnen nun etwas zustieß?
    Der weiße Sand der kleinen Bucht schimmerte fahl im Zwielicht. Torak konnte seine eigenen Spuren erkennen, die im Zickzack hinter den Bäumen

Weitere Kostenlose Bücher