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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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in alle Richtungen und reflektierten das Sonnenlicht. Dann kam das Kerngehäuse ploppend wieder an die Wasseroberfläche. Ich sammelte ein paar Steine vom Ufer und warf sie nach dem Strunk in der Hoffnung, ihn zu versenken. Catriona tat es mir gleich. Sie war aber sehr schlecht beim Zielen. Lachend versuchte ich ihr das Werfen beizubringen, aber auch eine Viertelstunde später waren keinerlei Fortschritte zu erkennen.
    „Du kannst das nicht“, sagte ich.
    Sie nickte und schlug sich die Hände in dramatischer Pose vors Gesicht.
    Ganz vorsichtig bog ich ihre Finger auf, einen nach dem anderen. Verspielt ließ sie ihre Finger zurückschnellen, sobald ich sie losließ, und lachte dabei. Aber als ich ihren Zeigefinger vom rechten Auge löste, sah ich ihren ernsten Blick darunter.
    „Dafür kannst du gut mit Pferden umgehen“, sagte ich. „Und Grian hast du auch zu einem halbwegs umgänglichen Menschen gemacht.“ Ich hielt inne. Ich hatte auf einmal einen Kloß im Hals. „Du bist eine verdammt gute Krankenschwester für den Anführer unseres Clans.“
    Ich löste ihre Hände vom Gesicht. Sie ließ sie auf die Knie sinken und schaute auf das silbern glänzende Wasser hinaus. Dabei sah sie so glücklich aus, dass ich sie regelrecht darum beneidete.
    „Ich glaube, du könntest dich an diesen Ort gewöhnen, meinst du nicht?“, fragte ich sie. „Meinst du nicht auch, dass du dich an uns gewöhnen könntest?“
    Catriona sah mich an, biss sich auf die Lippe und sagte: „Ja.“

28. Kapitel

    N ein, ich war nicht stumm“, erzählte sie mir, als ich meinen Unterkiefer endlich vom Boden aufgesammelt hatte.
    Ihre Stimme klang noch etwas seltsam. Unsicher, ein bisschen kratzig, und sie sog immer wieder die Unterlippe ein und kaute darauf herum.
    „Was dann?“
    Sie legte die Stirn in Falten, als versuchte sie es selbst gerade erst zu verstehen. „Na ja, irgendwie konnte ich wirklich nicht sprechen. Aber ich wusste, ich könnte, wenn ic h … ich hätte gekonnt, wen n … notfalls wäre es gegangen.“
    „Du weißt eine ganze Menge über uns“, sagte ich.
    Die Schamesröte stieg ihr ins Gesicht. „Es ist aber nicht so, dass ic h … ich hab nich t …“
    Ich warf einen Stein in den See. „Schon komisch, was man einer Stummen alles anvertraut.“
    Das Wechselspiel aus Licht und Schatten erschien mir auf einmal unnatürlich still. Als die Sonne langsam versank, war das Glänzen des Sees matter geworden, und jetzt war das Wasser ein trüber Spiegel und der Himmel über uns vor Hitze wie erstarrt.
    „Es tut mir leid. Ich wollte euch nicht an der Nase herumführen, das schwöre ich.“ Catriona beugte sich vor, um ein paar glatt geschliffene Steine aufzuklauben. Mit viel Bedacht wählte sie ein paar aus und legte sie in meine Hand, als wären sie ein Geschenk. „Alles, was ich von dir wei ß … weiß ich nicht, weil du es mir gesagt hast.“
    Ich warf eines der Steinchen mit aller Wucht nach dem Apfelstrunk und traf genau ins Schwarze.
    „Es ist alles so seltsam“, fuhr sie fort. „Ihr alle seid so seltsam.“
    „Nicht wir“, sagte ich mit bitterem Unterton. „Du.“
    „Siehst du, das war auch ein Grund, ich hatte Angst, etwas Falsches zu sagen und jemanden tödlich zu beleidigen. Oder mich lächerlich zu machen. Das passiert mir ständig, sobald ich den Mund aufmache. Es tut mir leid.“
    Wir schwiegen lange. Ich dachte, sie würde schmollen, aber nach einer Weile wurde mir klar, dass ich der Eingeschnappte war. Als ich vorsichtig nach Catrionas Geist tastete, spürte ich ihre Angst.
    „Du brauchst dich nicht zu fürchten“, sagte ich und ärgerte mich über mich selbst. „Du musst dir keine Sorgen machen. Bei allen Göttern, wir werden dich nicht fortjagen.“
    Dankbarkeit glänzte in ihren Augen, als sie mich anblickte. „Nicht zu sprechen war einfacher. Da war ich mit mir im Reinen.“
    Sie gab mir noch einen Stein, einen guten, flachen. Ich holte aus und ließ ihn über das Wasser hüpfen.
    „Ich konnte ganz in Ruhe darüber nachdenken“, sagte sie. „Du weißt schon, über das, was passiert ist.“
    „Darüber nachdenken? Immer und immer und immer wieder? Das halte ich für keine gute Idee.“
    „Ist es aber.“ Das war das erste Mal, dass sie mir widersprach. Ich war überrascht und erfreut zugleich. „Es war eine gute Idee. Ich musste nachdenken über das, was er mir angetan hat, und ich musste immer und immer und immer wieder dran denken, bis ich es glauben konnte.“
    Ich erinnerte mich.

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