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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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„Dein Stiefvater?“
    „Der Mann meiner Mutter.“
    „Warum hat er dich denunziert? Was hast du ihm getan?“
    „Ich ihm getan?“ Ihre Stimme klang verbittert. „Es geht eher darum, was ich nicht getan habe. Nach dem Tod meiner Mutter. Verstehst du?“
    Da war er wieder, dieser Blitz, der durch meine Eingeweide fuhr und mich mit Zorn erfüllte. Für einen Moment verschlug es mir den Atem.
    „Ich verstehe“, sagte ich. Meine Finger zitterten, als ich sie an ihre Lippen führte. Sie hatten eine gesündere Farbe angenommen, der Ausritt und die frische Luft hatten ihr gesamtes Gesicht mit Leben gefüllt. Sie war wirklich hübsch. Das hübsche Mädchen aus Balchattan.
    Ich ließ meine Finger zu ihrem Mundwinkel gleiten, und als sie sacht die Lippen öffnete, fühlte ich ihren Atem deutlicher, als ich ihn hörte. Und dann küsste ich sie.
    Ihre Lippen waren weich, als sie meinen Kuss erwiderte, für einen kurzen Moment nur. Dann riss sie die Hände hoch und stieß mich von sich.
    Wir starrten einander an. Ihre Halsmuskeln zuckten, als sie schluckte und sich auf die Lippe biss. Ich hasste mich selbst.
    „Seth, ic h …“
    „Schon gut, du musst mir nichts erklären“, sagte ich eisig. „Du bist in meinen Bruder verliebt. Das kommt schon mal vor.“ Und wütend fügte ich hinzu: „Sogar ziemlich oft.“
    Sie sprang so schnell auf die Füße, dass sie fast hinfiel. Nie hätte ich gedacht, dass meine ungewollte Beschützerin eines Tages einmal so zornig werden könnte, nicht meinen Feinden und schon gar nicht mir gegenüber.
    Sie gab sich alle Mühe, mich nicht anzuschreien, auch wenn man ihr anmerkte, dass sie das gern getan hätte.
    „Warum sollte ich in deinen Bruder verliebt sein?“, zischte sie zwischen den Zähnen hervor.
    „Na ja, ich…“
    „Eine Frau kann einen Mann bewundern, ohne sich gleich Hals über Kopf in ihn zu verlieben“, sagte sie kalt. „Eine Frau kann einem Mann dankbar sein und ihn für einen guten, anständigen, aufrechten Menschen halten, ohne dass sie sich gleich in ihn verlieben muss!“
    „O h …“
    „Und weißt du, was noch verrückter ist?“, fuhr sie fort. „Stell dir einen sehr viel weniger perfekten Mann vor, einen, der verbittert und jähzornig und vielleicht kein so guter Mensch ist, weil so viel Hass in ihm gärt. Das Traurige ist, in den kann sie sich verlieben!“
    Darauf wusste ich nichts zu entgegnen. Das war nicht gerade eine klassische Liebeserklärung gewesen, aber ich war froh, dass sie mich zumindest als Mann bezeichnet hatte.
    „Hast du nichts dazu zu sagen?“, fragte sie und stemmte ihre kleinen, zarten Hände in die Hüften.
    „Als o …“ Ich fühlte geradezu, wie ich sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. „E s … äh m … es tut mir leid?“
    Das brachte sie zum Schweigen. Sie setzte sich wieder neben mich und blickte auf den See hinaus, als schämte sie sich für ihren Ausbruch.
    Dann räusperte sie sich. „Conal hat gesag t … er hat gesagt, er würde mir die Kehle durchschneiden.“
    „Ja, das hatte er auch vor. Du hättest es gar nicht gemerkt. Also, kaum.“
    „Und als das nicht ging, sagte er, dass du mich erschießen würdest.“
    „Das stimmt.“
    Sie grübelte und sagte schließlich: „Danke.“
    „Was du da eben gesagt has t …“ Ich konnte sie dabei nicht ansehen. „Hast du das ernst gemeint?“
    „Ich bin wie du“, antwortete sie. „Ich sage nichts, was ich nicht auch so meine.“
    „Du weißt verdammt viel über mich, oder?“
    „Selbst schuld. Du kommst mich von Zeit zu Zeit in meinem Kopf besuchen, schon vergessen? Beim ersten Mal war ich wirklich entsetzt. So was hab ich noch nie erlebt.“
    Ich sah sie sprachlos an.
    „Das musst du doch gewusst haben.“ Sie versuchte ganz offensichtlich, sich nicht über meine Verwunderung lustig zu machen. „Du musst doch gewusst haben, dass ich genauso viel von dir zu sehen bekomme wie du von mir. Wahrscheinlich hast du es verdrängt. Oder dachtest du wirklich, dass eine Vollsterbliche nicht fähig dazu ist, dich zu erkennen?“
    Ich lachte und wollte ihr über die Wange streicheln, aber sie zuckte zurück.
    „Was ist denn, Catriona? Ich dachte, d u …“
    „Ich will nicht sündigen“, fiel sie mir ins Wort.
    „Du willst was nicht?“
    „Sündigen!“, herrschte sie mich mit funkelnden Augen an. „Nicht schon wieder!“
    „Wie bitte?“ Ich erstarrte.
    „Du weißt scho n …“ Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und wiegte sich hin und her. „Ich

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