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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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Ich lächelte, als ich daran dachte, wie unbehaglich sie sich vor einer Weile noch gefühlt hatte. Sie erwiderte meinen Blick und hatte wieder ein scheues Lächeln im Gesicht. Sie war immer noch schüchtern, immer noch flachbrüstig, aber ihr Hintern konnte sich mittlerweile sehen lassen. Die Beine hätten vielleicht etwas kräftiger sein können. Erschrocken wurde mir bewusst, dass ich sie die ganze Zeit gemustert hatte. Ich spuckte auf den Boden, wandte mich wieder Carney zu und hielt mir die Schwertklinge vor die Nase, als Gruß und Aufforderung gleichermaßen.
    „Vergiss es.“ Er klopfte den Sand von seinem Trainingsschwert und stapfte davon. „So was Selbstgefälliges“, grummelte er vor sich hin. „Eingebildeter kleiner Scheißer.“
    Die Menge zerstreute sich langsam. Die meisten Zuschauer nahmen keine Notiz mehr von mir, ein paar riefen mir ein „Bravo“ zu. Im Grunde war „eingebildeter kleiner Scheißer“ auch eine Art Kompliment, aus Carneys Munde jedenfalls. Schon wieder hatte ich ein Lächeln im Gesicht. Das Dumme war nur, dass ich zu diesem Zeitpunkt gerade zu Catriona hinüberschaute. Wieder mal.
    „Musst du nicht was für Grian erledigen?“, fragte ich so gleichgültig wie möglich.
    Sie zuckte nur die Achseln und schüttelte den Kopf.
    „Hat er dich rausgeschmissen?“
    Sie senkte den Blick, starrte auf den zerwühlten Sand in der Arena und stocherte mit ihrem Stiefelabsatz darin herum.
    Das brachte mich unwillkürlich zum Lachen. „Hat mein Bruder dir gesagt, wo du hingehen sollst?“
    Unsere Blicke trafen sich, dann schaute sie weg und gab wieder ihr seltsam tonloses Lachen von sich.
    „Mach dir nichts draus“, sagte ich ihr. „Nimm’s nicht persönlich. Er will nur, dass du dich erholst. Es ist nicht so, dass er dich loswerden will.“
    Sie nickte zögerlich.
    „Das meine ich ernst“, fuhr ich fort. „Er mag dich, wirklich. Er macht sich Sorgen um dich.“
    Sie lächelte mich auf einmal wieder an, sodass ich den Blick abwenden musste. Ich wusste nicht, was ich jetzt noch sagen sollte. Ich wünschte, sie würde einfach gehen. Ich hatte noch zu tun. Ich war verabredet. Ich wollte noch mit meinem Pferd in die Heide hinaus und Fox entgegenreiten, damit ich ihm von Carneys wunderbarer Niederlage berichten konnte. Das würde ihm einen Heidenspaß bereiten.
    Verwirrt, verärgert, vollkommen von der Rolle sah ich Catriona stirnrunzelnd an, doch ihr Blick war starr auf den Horizont gerichtet.
    „Hast du Lust auf einen Ausritt?“, fragte ich.
    Wolkenschatten trieben goldenes Licht über die Torflandschaft und die Heide. Catriona saß hinter mir auf dem Pferd. Sie zitterte vor Aufregung und konnte sich nicht einmal richtig an mir festhalten, weil ich noch einen Lederbeutel auf dem Rücken trug. Ich hatte eine kleine Decke auf dem Rücken des Pferdes ausgebreitet, weil Catriona sonst einen Sattel gewohnt war, aber so richtig wohl schien sie sich trotzdem nicht zu fühlen.
    Ein Lächeln huschte mir übers Gesicht. Ihre dünnen Hände, die vor meinem Bauch so fest ineinander verschlungen waren, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten, fühlten sich gut an. Ich spürte, wie sie sich leicht zurücklehnte, den Kopf in den Nacken legte und die Sonne genoss. Ich war froh, dass sie sich endlich zu entspannen schien, aber aus irgendeinem merkwürdigen Grund wäre es mir lieber gewesen, sie hätte sich wieder an mich gedrückt.
    „He!“, rief ich.
    Ihr magerer Körper beugte sich wieder vor, sodass ihre Hände vor mir lockerer ließen. Als ich mich umdrehte, sah ich ihren fragenden Blick, unsicher, ob sie etwas falsch gemacht hatte.
    Ich schlang einen Arm um sie und hievte sie vor mich. Ihre Beine zappelten kurz in der Luft, während das Pferd ein nervöses Schnauben ausstieß. Sie sog hörbar die Luft ein und krallte ihre Finger ängstlich in meinen Arm, aber bevor sie in echte Panik verfallen konnte, saß sie schon vor mir auf dem Pferd. Ich umklammerte sie mit der einen Hand und hielt mit der anderen die Zügel.
    Ich fühlte ihr Herz wild schlagen. Einen Augenblick lang war sie wie versteinert vor Angst, aber als ich nichts weiter sagte und einfach sitzen blieb, entspannte sich ihr Körper langsam wieder. Sie faltete ihre Hände über meiner, sodass sich unsere Finger verhakten. Schließlich lehnte sie den Kopf an meine Schulter.
    Das gefiel mir. Ihr Körper schmiegte sich perfekt in meinen.
    Ich dachte, ich müsste irgendetwas sagen, aber nichts schien in diesem Moment wichtig zu sein.

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