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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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Wahrscheinlich nennen die Priester hier jeden so, dachte ich und kratzte mich ärgerlich am Kopf.
    „Du hättest sie einfach liegen lassen sollen“, sagte ich zu Conal, als der Priester gegangen und die verzogene Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war. Draußen hatte der Wind aufgefrischt. Eine kalte Brise strich mir über die Haut und ließ mich frösteln.
    „Das hätte ich nicht über mich gebracht und das weißt du auch“, entgegnete Conal.
    „Du wirst uns mit deiner Gefühlsduselei noch jede Menge Ärger einbrocken.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Mag sein.“
    „Das Kind lag im Freien, Conal. Bestimmt hat seine eigene Mutter es in deiner Nähe abgelegt, um ihr Gewissen zu beruhigen. Ein hungriges Mäulchen weniger zu stopfen! Und krank war die Kleine auch noch. Wenn ihre Mutter wirklich gehofft hätte, dass man ihr helfen kann, dann hätte sie sie zu dir gebracht!“
    „Schon möglich“, sagte er. Ich sah, dass sein Geduldsfaden zum Zerreißen gespannt war. Aber wenigstens trug er jetzt nicht mehr diese Grabesmiene zur Schau. „Was hätte ich denn deiner Meinung nach machen sollen, Seth? So tun, als hätte ich sie nicht gesehen?“
    „Du warst doch derjenige, der um keinen Preis Aufsehen erregen wollte“, blaffte ich zurück. „Da sind mir MacLeods schützende Hand und ein Schwert tausendmal lieber! Da habe ich wenigstens eine Chance! Weißt du, was Ma Sinclair mir erzählt hat? Dass du nur einen Fehler, nur einen klitzekleinen Fehler bei deiner blöden Heilerei zu machen brauchst, und schon bist du einen Kopf kürzer!“
    „Ich konnte das Kind doch nicht da liegen lassen!“, schrie Conal zurück.
    Ich beschloss den Moment seiner Schwäche auszunutzen. „Was hat es mit Malleus Maleficarum auf sich?“
    Die Frage erwischte ihn eiskalt. Verdattert verstummte er für einen Augenblick, dann zog er sich mit dem Fuß einen Schemel heran und hockte sich hin. Ohne mich anzusehen, sagte er: „Das heißt Der Hexenhammer .“
    „So weit war ich auch schon. Hat der Priester dir das Buch gegeben?“
    „Der Seelsorger . Ja. Aber nicht, weil er daran glaubt.“
    „Es wurde von Priestern verfasst“, sagte ich und schlug voller Ungeduld den Buchdeckel auf. „Hier: Aufgegeben zur Niederschrift von Innozenz dem Achten. Innozenz! Unschuld! Verstehst du?“
    „Das ist doch nur ein Name.“
    „Sein echter?“
    „Nein, vermutlich nicht. Ich glaube, die können sich ihre Namen selbst aussuchen.“
    „Aber was soll das?“ Ich schüttelte angewidert den Kopf. „Wer war er?“
    „Irgendeiner ihrer Hohepriester“, antwortete Conal. „Sie nennen sie ,Päpste‘.“
    „Siehst du? Sie haben keine Hohepriester mehr, aber deine ,Seelsorger‘ klammern sich immer noch an deren Bücher. Die sind doch alle gleich!“
    „Der hier nicht.“
    „Er ist ein Heuchler. Er gibt sich als Mitglied der neuen Kirche aus, aber sogar ich weiß, dass die neue Kirche von Ölen und Kreuzen nichts mehr wissen will.“
    „Er ist Realist. Und er ist ein guter Mensch.“ Conal seufzte und rieb sich die Schläfen. „Er hat mir das Buch überlassen, um uns zu warnen. Innozenz hat Hexerei zur Ketzerei erklärt, und Ketzer landen auf dem Scheiterhaufen.“
    „Wir sind aber keine Hexer“, sagte ich mit Nachdruck.
    Er zog das schwere Buch zu sich heran und begann darin zu blättern, bis er gefunden hatte, was er suchte. Dann schob er das Buch zurück zu mir. „Da. Lies. Lies laut vor.“
    Murrend folgte ich seiner Aufforderung.
    „Jüngst ist uns nicht ohne außerordentliche Betrübnis zu Gehör gelangt, dass ziemlich viele Personen beiderlei Geschlechts durch ihre Zaubersprüche, Zaubergesänge und Beschwörungen und durch andere gottlose, abergläubische und wahrsagerische Frevel, Verbrechen und Vergehen die Geburten der Frauen und die Brut der Tiere, die Feldfrüchte, Weintrauben, Baumfrüchte und andere Früchte der Erde verderben, ersticken und zugrunde richte n … Das habe ich alles schon gelesen“, sagte ich lachend. „Wir können nichts von alledem! Nicht mal unsere Hexen! Wozu auch?“
    „Lies weiter“, sagte Conal. „Es wird noch besser.“
    „Ich weiß, ich wei ß … Auch bringen sie es fertig, Männer, Frauen, Zugtiere, Lasttiere, Kleinvieh, Haustiere und sonstige Tiere mit furchtbaren sowohl innerlichen wie äußerlichen Schmerzen und Plagen heimzusuchen und zu quäle n … Conal, das ist doch ausgemachter Schwachsinn! Hexerei ist Gedankenmanipulation, das ist alles.“
    „Nicht ganz“, warf Conal ein.

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