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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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schon weil ihm die bloße Vorstellung, allein hier unten zurückzubleiben, einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Aber wie beinahe jedes Mal gelang es ihm auch jetzt nicht, ihr zu widersprechen. »Beeil dich«, sagte er nur. »Bevor die Flut kommt und ich ertrinke. Es macht nicht wirklich Spaß.«
    »Die Flut kommt erst in einigen Stunden«, antwortete Corinna. »So lange brauche nicht einmal ich, um eine Reisetasche zu packen.« Und damit verschwand sie, und Andrej blieb allein in der Dunkelheit zurück.

Kapitel 24
    Er war nervös. Sie allein ziehen zu lassen war ein Fehler gewesen, verantwortungslos. Aber es war verrückt: Es gelang ihm einfach nicht, ihr einen Wunsch abzuschlagen, und sei er noch so kindisch. »Du bist verliebt, Hexenmeister«, murmelte er, selbst ein bisschen erstaunt, sich diese Worte sprechen zu hören, die in Betonung und Wortwahl eher Abu Dun zugestanden hätten. Aber schließlich war der Nubier nicht da, um ihn zur Vernunft zu bringen, also hatte wohl etwas in ihm entschieden, seinen Part zu übernehmen, und so fuhr er fort: »Jetzt reiß dich zusammen und benimm dich wie ein erwachsener Mann, nicht wie ein Knabe, der noch grün hinter den Ohren ist.« Der Klang seiner Stimme erzeugte ein unheimliches Echo in der Dunkelheit. Es nutzte nichts. Zu allem Überfluss kam er sich nun auch noch furchtbar albern vor (und war es auch).
    Etwas bewegte sich rechts von ihm, und Andrej hob hastig die Laterne, aber was immer sich in den Schatten verbarg, floh stets eine Winzigkeit schneller vor dem Licht, als der bleiche Schein seine Umrisse enthüllen konnte.
    Nicht dass es nötig gewesen wäre, es zu sehen.
    Andrej wusste, was es war, auch wenn dieses Wissen seinem Empfinden für Logik frech ins Gesicht schlug. Aber dies war kein Ort der Logik, sondern des Irrationalen, an dem sich sein Traum mit den Schrecken der Realität verbündete und eine neue und furchtbare Wirklichkeit erschuf, wie um ihn zu vernichten. Als er sich umdrehte und dorthin leuchtete, schien der Durchgang verschwunden zu sein, und alles, was er sah, war nasses, moderndes Mauerwerk, das sich lautlos und unaufhaltsam auf ihn zubewegte. Er war gefangen, eingemauert und bei lebendigem Leibe begraben, für alle Ewigkeit und einen Tag.
    Es war Corinnas Schrei, der ihn in die Wirklichkeit zurückriss.
    Andrej fuhr so schnell herum, dass die Laterne in seiner ausgestreckten Hand heftig schaukelte und um ein Haar ausgegangen wäre, riss mit der anderen Hand das Schwert aus dem Gürtel und hätte beinahe den Halt verloren. Der Durchgang war wieder da, und bevor er seinen festen Stand wiedergefunden hatte, stürzte ein schlanker Schatten daraus hervor, fast unmittelbar gefolgt von einer weiteren, ungleich größeren Gestalt, die so massig gebaut war, dass sie tatsächlich für einen Moment in der Tür stecken blieb, wie ein Korken in einem zu engen Flaschenhals. Wahrscheinlich rettete dieser winzige Augenblick Corinna das Leben, denn mit einem Mal stieß geschliffener Stahl in ihre Richtung und wurde abrupt aufgehalten, vielleicht einen Fingerbreit, bevor er sich zwischen ihre Schulterblätter bohren konnte.
    Andrej fand endlich sein Gleichgewicht wieder, beschloss, sich später darüber zu wundern, wie es Abu Dun gelungen war, wieder in den Besitz seines überdimensionalen Krummsäbels zu gelangen, und rammte sein Schwert in die Gürtelscheide zurück, bevor er nach Corinna griff und sie einfach hinter sich herzerrte, als er davonstürzte.
    Hinter ihnen brüllte Abu Dun vor Wut und Enttäuschung auf und löste das Problem auf seine ganz eigene Art, indem er den zu schmalen Durchgang einfach mit einer gewaltigen Kraftanstrengung sprengte. Mauerwerk und stinkender Morast spritzten in alle Richtungen, als Abu Dun aus dem zerborstenen Eingang flog und schwer auf Hände und Knie fiel.
    Andrej wartete nicht, bis er sich wieder in die Höhe gestemmt hatte, sondern jagte mit weit ausgreifenden Schritten in die Dunkelheit hinein. Als Abu Dun sich schreiend in die Höhe katapultierte, schleuderte Andrej ihm die Sturmlaterne entgegen, doch sie verfehlte ihr Ziel und zerbarst an einem der Balken neben ihm, wobei sie Glasscherben und brennendes Öl in alle Richtungen verspritzte, ohne jedoch das nasse Holz ringsum in Brand zu setzen.
    Anders Abu Duns Mantel und Turban, die auf der Stelle Feuer fingen. So gewannen sie noch einmal einige kostbare Sekunden, in denen Abu Dun damit beschäftigt war, sich den brennenden Stoff vom Leib zu reißen und von

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