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Chronik der Vampire 01 - Interview mit einem Vampir

Chronik der Vampire 01 - Interview mit einem Vampir

Titel: Chronik der Vampire 01 - Interview mit einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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wo ihr großes Schlüsselbund klingelte, und ging die Stufen hinauf. Laß sie gehen, dachte ich, und flüsterte: ›Geschöpf des Teufels!‹ und wiederholte: ›Hebe dich von mir, Satan!‹ Ich wandte mich zu ihr um. Babette war auf der Treppe stehengeblieben, mit großen, argwöhnischen Augen, griff nach der Laterne, die an der Wand hing, und hielt sie fest in den. Händen wie einen kostbaren Schatz. ›Sie glauben, ich komme vom Teufel?‹ fragte ich.
    Sie nahm schnell die Laterne in die linke Hand und machte mit der rechten das Zeichen des Kreuzes; die lateinischen Worte, die sie dazu murmelte, waren kaum zu hören. Sie erbleichte und machte große Augen, als sich überhaupt nichts tat. ›Hatten Sie erwartet, ich würde mich in eine Rauchwolke auflösen?‹ fragte ich. Nun kam ich näher, denn ich hatte kraft meiner Gedanken Abstand von ihr gewonnen. ›Und wohin sollte ich gehen?‹ fragte ich sie. »Zum Teufel, zur Hölle, woher ich kam?‹ Ich stand am Fuß der Treppe. ›Und wenn ich Ihnen sage, ich weiß nichts vom Teufel? Daß ich nicht einmal weiß, ob es ihn gibt?‹ Es war der Teufel, den ich in der Landschaft meiner Gedanken gesehen hatte; es war der Teufel, über den ich nun nachsann. Ich wandte mich von ihr ab. Sie hörte mir nicht zu, wie du mir jetzt zuhörst, sie hörte gar nicht hin. Ich schaute hinauf zu den Sternen. Lestat war bereit, ich wußte es; und mir war, als warte er schon seit Jahren mit dem Wagen, und als stünde Babette schon seit Jahren auf der Treppe. Und plötzlich war mir, als sei auch mein Bruder da und ebenfalls seit Jahren, und als spräche er leise, aber mit erregter Stimme zu mir, und was er sagte, war ungemein wichtig, doch es entging mir ebenso schnell, wie er sprach, wie das Rascheln von Ratten im Gebälk eines großen Hauses. Dann hörte ich ein kratzendes Geräusch und sah Licht aufflammen. ›Ich weiß nicht, ob ich aus der Hölle komme oder nicht. Ich weiß nicht, was ich bin‹, rief ich Babette zu, und meine Stimme dröhnte in meinen eigenen empfindlichen Ohren.
    ›Ich muß leben bis zum Ende der Welt, und ich weiß nicht einmal, was ich bin.‹ Vor mir flackerte das Licht der Laterne, das sie angezündet hatte und so hielt, daß ich ihr nicht ins Gesicht sehen konnte. Ich war geblendet, und dann schlug sie mir die Laterne mit ihrem vollen Gewicht gegen die Brust, das Glas zersplitterte, und die Flammen züngelten an meinen Beinen und meinem Gesicht. Lestat rief aus dem Dunkel: ›Mach es aus, du Idiot, mach es aus! Du wirst verbrennen!‹ Und ich fühlte, wie etwas heftig auf mich einschlug; es war Lestats Jacke. Ich fiel hilflos an den Pfeiler, betäubt von dem Schlag und dem Feuer wie von der Erkenntnis, daß Babette mich vernichten wollte und daß ich nicht wußte, was ich war.
    Dies alles geschah in wenigen Sekunden. Dann erlosch das Feuer, und ich kniete im Dunkel, die Hände auf dem Ziegelboden. Lestat hatte auf der Treppe Babette erneut gepackt, und ich lief hinauf zu ihm, ergriff ihn beim Nacken und riß ihn zurück. Er drehte sich wütend um und trat nach mir, aber ich klammerte mich an ihn und zog ihn hinunter. Babette schien versteinert. Ich sah ihre dunklen Umrisse gegen den Himmel und einen Schimmer in ihren Augen. ›Also komm‹, sagte Lestat und richtete sich auf. Babette legte die Hand an ihren blutenden Hals. Ich versuchte sie mit meinen geblendeten Augen zu erkennen. ›Denken Sie daran‹, sagte ich, »ich hätte Sie töten können - oder zulassen, daß er Sie tötet. Ich habe es nicht getan. Sie nannten mich den Teufel. Aber Sie irren.‹«
    Der Vampir schwieg. »Dann haben Sie Lestat gerade noch rechtzeitig zurückgehalten«, sagte der Junge.
    »Ja. Lestat konnte wie der Blitz zupacken und töten und Blut saugen. Aber ich hatte nur Babettes physisches Leben gerettet. Das erfuhr ich erst später.
    In anderthalb Stunden waren Lestat und ich in New Orleans. Die Pferde waren zu Tode erschöpft. Wir stellten den Wagen in der Nähe eines neuen spanischen Hotels ab, wo Lestat einen alten Mann beim Arm nahm und ihm fünfzig Dollar in die Hand drückte. »Besorgen Sie uns ein Appartement^ sagte er zu ihm, ›und bestellen sie Champagner für uns. Sagen Sie, es ist für zwei Kavaliere, und bezahlen Sie im voraus.. Wenn Sie zurückkommen, habe ich weitere fünfzig Dollar für Sie. Und ich passe auf, darauf können Sie sich verlassene Lestat fixierte ihn mit seinen glühenden Augen, und da wußte ich, er würde ihn töten, sobald der Mann mit den

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