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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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»Sehr raffiniert. Und ich hatte geglaubt, der Himmel sei… echt..«
    Die kalte Winterluft strich in das Zimmer. Ich spürte die Tränen auf meinem Gesicht. Ich verging fast vor Durst. Und in weiter, weiter Feme stand Magnus und sah mich an. Seine Hände baumelten neben den dünnen Beinen.
    Ich versuchte, mich zu bewegen. Mein ganzer Körper war durstig.
    »Du stirbst, Wolfkiller«, sagte er. »Das Licht erlischt in deinen blauen Augen, als wären all die Sommertage entschwunden…«
    »Nein, bitte…« Dieser Durst war unerträglich. Ich lag da, den Rücken gekrümmt, den Mund weit offen. Und da war es nun, das letzte Grauen, der Tod, einfach so.
    »Bitte darum, Kind«, sagte er. Sein Gesicht war nicht länger die grinsende Maske, es drückte tiefes Mitgefühl aus. Er sah beinahe menschlich aus, beinahe auf natürliche Weise gealtert. »Bitte, und du wirst empfangen«, sagte er.
    Ich sah das Wasser aller Gebirgsbäche meiner Kindheit. »Hilf mir. Bitte.«
    »Ich werde dir das Wasser aller Wasser geben«, flüsterte er in mein Ohr, und es schien, als sei er nicht mehr weiß. Er war bloß ein alter Mann, der neben mir saß. Sein Gesicht war menschlich und fast traurig.
    Aber als ich ihn lächeln und die grauen Augenbrauen heben sah, wußte ich, daß das nicht stimmte. Er war kein Mensch. Er war dasselbe alte Monster, nur daß jetzt mein Blut in ihm war!
    »Der Wein aller Weine«, keuchte er. »Das ist mein Leib, das ist mein Blut.« Und dann umfingen mich seine Arme. Er zog mich an sich, und ich spürte, daß er Wärme ausströmte, und er schien nicht von Blut durchpulst zu sein, sondern von Liebe zu mir. »Bitte darum, Wolfkiller, und du wirst ewig leben«, sagte er, aber seine Stimme klang matt und leblos, und sein Blick war von Tragik verschleiert.
    Ich wandte mich ab. Ich würde um nichts bitten, ich würde sterbend der Versuchung widerstehen, und dann lag sie vor mir, die große Hoffnungslosigkeit, vor der ich so viel Angst hatte, die Leere, die Tod heißt, und dennoch sagte ich nein. Ich würde nicht schwach werden angesichts des Chaos und des Schreckens. Ich sagte nein.
    »Das ewige Leben«, flüsterte er. Mein Kopf sank auf seine Schulter. »Starrsinniger Wolfkiller.« Seine Lippen berührten mich, warmer, geruchloser Atem auf meinem Hals.
    »Nicht starrsinnig«, flüsterte ich. Meine Stimme war so schwach, daß ich nicht wußte, ob er mich hören konnte. »Tapfer. Nicht starrsinnig.« Warum sagte ich das überhaupt? Warum noch diese Eitelkeit? Und »starrsinnig« war so ein banales, grausames Wort…
    Er hob meinen Kopf hoch, und während er mich mit seiner Rechten hielt, hob er die linke Hand und fügte mit den Fingernägeln seinem eigenen Hals eine klaffende Wunde zu. Mein Körper bäumte sich vor Entsetzen auf, aber er preßte meinen Kopf gegen die Wunde und sagte: »Trink!«
    Ich schrie so laut auf, daß mein Trommelfell zu bersten drohte. Aber das Blut floß aus der Wunde und benetzte meine ausgedörrten Lippen. Ich kam um vor Durst.
    Und meine Zunge leckte das Blut auf. Mich traf es wie ein Peitschenschlag. Und mein Mund öffnete sich und klammerte sich an die Wunde, und mit aller Macht gab ich mich der Quelle hin, die meinen Durst wie keine andere je würde löschen können.
    Blut und Blut und Blut. Und nicht nur mein quälender Durst wurde gelöscht, sondern all mein Verlangen, alles, was ich jemals begehrt und erstrebt hatte.
    Noch weiter öffnete sich mein Mund, noch fester klammerte er sich an ihn. Ich spürte, wie mir das Blut den Hals entlanglief. Ich spürte, wie sich sein Kopf an mich preßte. Ich spürte, wie mich seine Arme umschlungen hielten. Ich spürte seine Sehnen, seine Knochen, seine Hände. Ich kannte seinen Körper. Und doch durchflutete mich plötzlich eine Art Taubheit, als ob alle meine Glieder langsam einschliefen, und dann war da ein erregendes Prickeln, das sich allmählich steigerte, als mein Körpergefühl von neuem erwachte, aufs äußerste geschärft, und die Taubheit durchdrang, bis ich fast sehen konnte, was ich fühlte.
    Aber schöner noch war das süße, köstliche Blut, das in mich floß, während ich trank und trank. Mehr, noch mehr, das war alles, woran ich denken konnte, falls ich überhaupt einen Gedanken hatte, und dieser dickflüssige Saft war wie Licht, das in mich drang, meinen Geist zu durchfluten schien, ein gleißender, roter Strom, der alle verzweifelten Wünsche meines Lebens tausendfach erfüllte.
    Magnus’ Körper jedoch, dieses Gerüst, an das ich

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