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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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sie liebte die funkelnden Sterne über den schwarzen Hügeln.
    Aber ich fragte mich, ob sie in dieser Nacht nicht ab und zu heimlich in sich hineingeschluchzt hatte. Manchmal hatte sie sich in finsteres Schweigen gehüllt, und ihre Augen hatten gebebt, als weinte sie, aber es war keine einzige Träne zu sehen gewesen.
    Ich war tief in Gedanken versunken, als wir einen dichten Wald erreichten, der die Ufer eines seichten Flusses säumte, und sich plötzlich unser Pferd aufbäumte. Um ein Haar hätte es mich abgeworfen. Gabrielle klammerte sich an meinen rechten Arm.
    Jede Nacht toste ich über die schmale Holzbrücke in diese kleine Lichtung. Ich liebte den Klang der Hufe auf dem Holz und den steilen Ritt am Ufer entlang. Und mein Pferd kannte den Weg. Aber heute war alles anders.
    Es scheute und hätte sich beinahe wieder aufgebäumt, dann drehte es einfach um und galoppierte gen Paris zurück, bis ich es unter Aufbietung all meiner Willenskräfte wieder unter Kontrolle brachte.
    Gabrielle ließ ihre Blicke zu dem dichten Unterholz schweifen, den dunklen, wippenden Ästen, die den Fluß verbargen. Und im hohlen Heulen des Windes, im Rascheln des Blattwerks machten wir die Anwesenheit in den Bäumen aus.
    Wir mußten sie gleichzeitig gehört haben, da ich im selben Moment meinen Arm um sie schlang, als sie meine Hand ergriff. »Sie ist stärker!« sagte sie schnell. »Und sie ist nicht eine allein.«
    »Ja«, sagte ich wutentbrannt, »und sie versperrt uns den Weg zu unserem Unterschlupf!« Ich zog meinen Degen, während ich Gabrielle in meinen linken Arm geklammert hielt.
    »Du reitest da nicht hin«, rief sie.
    »Von wegen«, sagte ich und versuchte, das Pferd zu zügeln. »Wir haben nur noch knapp zwei Stunden bis Sonnenaufgang. Zieh deinen Degen!«
    Sie wollte mir noch etwas sagen, aber ich trieb das Pferd bereits an. Und sie zog ihren Degen, wie ich ihr befohlen hatte, und hielt ihn mit kleiner, kräftiger Hand.
    Kein Zweifel, das Ding würde die Flucht ergreifen, sobald wir das Unterholz erreicht hatten. Schließlich hatte dieses verdammte Ding nie etwas anderes getan, als davonzulaufen. Ich war wütend, weil es mein Pferd und dann Gabrielle in Furcht und Schrecken versetzt hatte.
    Ein fester Tritt, die Kraft meines Willens, und das Pferd raste wie ein Pfeil in Richtung Brücke.
    Ich hatte die Waffe fest im Griff. Ich duckte mich, Gabrielle neben mir, und schnaubte zornerfüllt wie ein Drache, und als die Hufe über die Holzplanken dröhnten, sah ich sie, sah ich die Dämonen zum erstenmal!
    Weiße Gesichter und weiße Arme über uns, eine Sekunde nur, und aus ihren Mündern drang entsetzliches Gekreisch, als sie die Äste schüttelten und einen Sturzbach von Blättern auf uns regnen ließen.
    »Zum Teufel mit euch Natterngezücht!« rief ich, als wir das andere Ufer erreichten, aber Gabrielle hatte einen Schrei ausgestoßen.
    Etwas war hinter mir auf dem Pferd gelandet, und das Pferd geriet auf dem feuchten Boden ins Schlingern, und das Ding packte mich an dem Arm, mit dem ich den Degen zu schwingen versuchte.
    Ich riß die Waffe über Gabrielles Kopf und schlug wie wild auf das Wesen ein, und ich sah es davonfliegen, ein weißer, huschender Schatten in der Dunkelheit, aber schon sprang uns ein anderes Wesen entgegen, mit klauenartigen Händen. Gabrielles Klinge fuhr durch seinen ausgestreckten Arm. Der Arm wirbelte durch die Luft, eine Blutfontäne spritzte auf, und die Schreie gingen in ein klägliches Gewimmer über. Ich wollte sie allesamt in Stücke hauen, aber ich riß die Zügel zu heftig an, und das Pferd bäumte sich auf und wäre beinahe gestürzt. Doch Gabrielle hatte fest die Mähne gepackt und lenkte es wieder auf die offene Straße.
    Während wir dem Turm entgegenrasten, kamen sie schreiend näher. Und als dem Pferd die Kräfte versagten, ließen wir es, wo es war, und rannten Hand in Hand zum Tor unseres Turmes.
    Ich wußte, daß wir im Geheimgang zu meiner Kammer sein mußten, ehe sie die Außenmauer erklommen. Sie durften nicht sehen, wie wir den Stein entfernten.
    So schnell wie möglich verschloß ich Tür und Tor hinter mir und trug Gabrielle die Treppe hoch. Und kaum hatten wir die Geheimkammer erreicht und den Stein wieder eingefügt, hörte ich sie schon heulen und kreischen und an den Mauern scharren.
    Ich raffte einen Armvoll Kaminscheite und warf ihn vor das Fenster. »Schnell, das Feuerholz«, sagte ich.
    Aber schon tauchte an den Gitterstäben ein halbes Dutzend weißer Gesichter

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