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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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durch einen Sprungfedermechanismus und die Kinder fielen in den Feuerkessel des göttlichen Bauchs.
    Nachdem Karthago zerstört war, lebte dieser Brauch nur noch in der Überlieferung der Römer weiter, und nach einigen Jahrhunderten schenkte man dem keinen Glauben mehr. Die Opferung dieser Kinder hielt man denn doch für allzu grausam. Aber als die Archäologen mit ihren Schaufeln eintrafen und zu graben anfingen, stießen sie auf die Gebeine der kleinen Opfer. Ganze Totenstädte legten sie frei, die nichts anderes enthielten als Kinderskelette.
    Und die Welt wußte, daß die alte Legende der Wahrheit entsprach; daß die Männer und Frauen von Karthago ihre Nachkommenschaft dem Gott dargereicht hatten und ehrfürchtig dastanden, als ihre Kinder schreiend in das Feuer stürzten. Das war Religion.
    Als Maharet jetzt Jesse hochhob, als Maharets Lippen ihren Hals berührten, mußte Jesse an diese alte Legende denken. Aber Jesse sah nicht ihren eigenen Tod, sondern den Tod anderer - die Seelen der hingeschlachteten Untoten, aufsteigend aus den Flammen, die ihre übernatürlichen Körper verzehrten. Sie hörte ihre Schreie; sie hörte ihre Warnrufe; sie sah ihre Gesichter, als sie die Erde verließen, wie sie das Gepräge menschlicher Gestalt ohne dessen Körperlichkeit mit sich trugen; sie fühlte, wie sie vom Elend ins Unbekannte entschwebten.
    Und dann verblaßte, erstarb die Vision, wie halbgehörte und halberinnerte Musik. Sie war dem Tode nahe; ihr Körper war dahin, aller Schmerz war dahin und mit ihm jegliche Empfindung für Dauer und Qual.
    Sie stand in der sonnendurchfluteten Lichtung und blickte auf die Mutter auf dem Altar nieder. »Im Fleisch«, sagte Maharet. »Im Fleisch liegt der Keim aller Weisheit. Hüte dich vor Dingen, die kein Fleisch haben. Hüte dich vor den Göttern, hüte dich vor der Idee, hüte dich vor dem Teufel.«
    Dann kam das Blut; es ergoß sich in jede Faser ihres Körpers; sie hatte wieder Arme und Beine, als es ihre Glieder belebte, ihre Haut erhitzte; ihr Körper krümmte sich, als das Blut ihre Seele für alle Ewigkeit der Materie anheimzugeben suchte.
    Sie lagen einander in den Armen, sie und Maharet, und Maharets wärmende Haut ließ sie beide zu einem einzigen nassen Gebilde verschmelzen, das Haar durcheinandergewirkt und Jesses Gesicht saugend an Maharets offenem Hals gebettet, während sie Schauer der Ekstase durchrieselten.
    Plötzlich löste sich Maharet, und sie drückte Jesses Gesicht gegen das Kissen. Maharets Hand bedeckte Jesses Augen, und Jesse spürte, wie sich die kleinen, rasiermesserscharfen Zähne in ihre Haut bohrten; sie spürte, wie ihr alles wieder entnommen wurde. Das Gefühl, entleert, verschlungen zu werden; nichts mehr zu sein.
    »Trinke noch einmal, mein Liebling.« Langsam öffnete sie die Augen; sie sah den weißen Hals und die weißen Brüste; sie umfing den Hals, und diesmal war sie es, die das Fleisch aufriß. Und als das erste Blut auf ihre Zunge spritzte, zog sie Maharet zu sich, legte sich auf sie. Vollkommen willfährig war Maharet, war die Ihre; Maharets Brüste gegen ihre Brüste; Maharets Lippen gegen ihr Gesicht, während sie das Blut immer gieriger saugte. Du bist mein, du bist ganz und gar mein. Alle Stimmen und Visionen waren nun versunken.
    Sie schliefen oder schliefen fast, aneinandergebettet. Sie konnte wieder atmen, wieder fühlen, konnte die seidene Bettwäsche, Maharets seidige Haut fühlen; ein Neubeginn.
    Ein lauer Wind durchwehte das Zimmer. Aus dem Wald erhob sich ein großes Aufatmen. Keine Miriam mehr, keine Geister aus dem Reich der Dämmerung mehr, die zwischen Leben und Tod gefangen waren. Sie hatte ihren Platz gefunden, ihren ewigen Platz.
    Als sie die Augen schloß, sah sie, wie das Ding im Dschungel stehenblieb und sie ansah. Das rothaarige Ding sah sie und sah Maharet in ihren Armen, es sah das rote Haar, zwei Frauen mit rotem Haar, und das Ding drehte sich um und schritt auf sie zu.

KHAYMAN
    Totenstiller Friede im Carmel Valley. Eitel Freude herrschte im Haus; der Miniorden, bestehend aus Lestat, Louis und Gabrielle, war ja so glücklich, wieder zusammenzusein. Lestat hatte sich seiner verschmutzten Kleider entledigt, und er strahlte wieder in seinem »Vampirgewand«. Und die anderen waren auch recht munter. Gabrielle löste geistesabwesend ihr gelbes Haar, während sie fröhlich dahinplauderte. Und Louis, der Mensch unter ihnen, blieb stumm, so sehr erregte ihn die Gegenwart der beiden anderen.
    Zu jeder anderen Zeit

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