Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
nie einem Sterblichen oder Unsterblichen begegnet, der sie gesehen oder ihren Namen gehört hatte. Dann, in diesem Jahrhundert, in den Jahren nach dem zweiten großen Krieg, hat ein einsamer Archäologe an den Wänden einer Berghöhle in Peru unzweifelhafte Spuren meiner Schwester entdeckt - Bilder von meiner Schwester Hand, primitiv eingefärbte Strichmännchen, die die Geschichte unseres gemeinsamen Lebens und Leidens erzählten. Aber diese Höhlenzeichnungen waren sechstausend Jahre alt. Und vor sechstausend Jahren war mir meine Schwester genommen worden. Nie hatte man andere Spuren ihrer Existenz gefunden.
    Doch habe ich niemals die Hoffnung aufgegeben, meine Schwester zu finden. So sicher wie das nur ein Zwilling vermag, habe ich immer gewußt, daß sie noch auf Erden wandelt, daß ich hier nicht alleine bin.
    Und jetzt, während dieser zehn letzten Nächte, habe ich erstmals den Beweis, daß meine Schwester noch immer mit mir ist. Die Träume haben es mir übermittelt.
    Dies sind Mekares Gedanken, Mekares Bilder, Mekares Greuel und Schmerzen.«
    Schweigen. Alle Augen auf sie gerichtet. Marius in stummer Verblüffung. Er fürchtete, daß er wieder als erster sprechen sollte, aber das hier war schlimmer, als er es sich vorgestellt hatte, und die Zusammenhänge waren nicht ganz klar.
    Diese Träume entsprangen mit größter Wahrscheinlichkeit nicht einem Bewußtsein, das die Jahrtausende überlebt hatte; vermutlich waren die Visionen von jemandem ausgegangen, der auf die Stufe eines Tieres gesunken war, das von der Erinnerung zu Handlungen getrieben wird, die es weder in Frage stellt noch versteht. Das würde die Klarheit der Träume und ihre ständige Wiederkehr erklären.
    Und die Blitze, die er von etwas hatte ausgehen sehen, das sich durch den Dschungel bewegte, sie waren Mekare selbst gewesen.
    »Ja«, sagte Maharet augenblicklich. »>In den Dschungeln - umherschweifend <«, flüsterte sie. »Die Worte des sterbenden Archäologen, auf ein Stück Papier gekritzelt und offenbar für mich bestimmt. >In den Dschungeln - umherschweifend. < Aber wo?« Es war Louis, der die Stille brach.
    »Dann sind die Träume möglicherweise keine bestimmte Botschaft«, sagte er mit leichtem französischem Akzent. »Sie sind vielleicht nur der Ausfluß einer gequälten Seele.«
    »Nein. Sie sind eine Botschaft«, sagte Khayman. »Sie sind eine Warnung. Sie sind an uns alle gerichtet und auch an Die Mutter.«
    »Aber wie kannst du da so sicher sein?« fragte Gabrielle. »Wir wissen es nicht, was sie jetzt im Schilde führt. Wir wissen nicht einmal, ob sie weiß, daß wir hier sind.«
    »Im Gegensatz zu mir«, sagte Khayman, »kennst du nicht die ganze Geschichte. Maharet wird sie uns erzählen.« Er sah Maharet an.
    »Ich habe sie gesehen«, sagte Jesse bescheiden und sah Maharet an. »Sie hat einen großen Fluß überquert; sie kommt. Ich habe sie gesehen! Nein, das stimmt nicht. Ich habe sie gesehen, als sei ich sie.« »Ja«, sagte Marius. »Durch ihre Augen!«
    »Ich habe ihr rotes Haar gesehen, als ich hinunterblickte«, sagte Jesse. »Ich habe gesehen, wie der Dschungel bei jedem ihrer Schritte von ihr wich.«
    »Die Träume müssen eine Art Botschaft sein«, sagte Mael mit plötzlicher Ungeduld. »Sie erhebt ihre Stimme; sie möchte jemanden wissen lassen, was sie denkt…«
    »Oder sie ist besessen und handelt dementsprechend«, sagte Marius. »Und strebt einem bestimmten Ziel entgegen.« Er hielt inne. »Mit dir, ihrer Schwester, vereint zu sein! Was könnte sie sonst schon wollen?«
    »Nein«, sagte Khayman. »Das ist nicht ihr Ziel.« Wieder sah er Maharet an. »Sie hat Der Mutter ein Versprechen gegeben, und darin liegt die Bedeutung der Träume.«
    Maharet musterte ihn kurz und schweigend; diese Diskussion über ihre Schwester schien mehr, als sie ertragen konnte, doch rüstete sie sich für die Prüfung, die ihr bevorstand.
    »Wir waren von Anfang an da«, sagte Khayman. »Wir waren die ersten Kinder Der Mutter, und in diesem Träumen liegt der Ursprung verborgen.«
    »Dann mußt du es uns erzählen … alles«, sagte Marius so freundlich, wie er konnte.
    »Ja.« Maharet stöhnte. »Und das werde ich auch. Sie sah jeden nacheinander an und heftete dann ihren Blick wieder auf Jesse. »Ich muß euch die ganze Geschichte erzählen«, sagte sie, »damit ihr begreifen könnt, was zu verhindern möglicherweise nicht in unserer Macht steht. Ihr seht, dies ist nicht bloß die Geschichte unseres Ursprungs. Es ist vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher