Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten
abgesondert hatten. Oder jene, die sie noch immer jagt. Aber wir sind die einzigen, die noch schicksalhafte Entscheidungen treffen können.«
»Und mein Sohn«, sagte Gabrielle. Ihre Stimme war scharf, emotionsgeladen und von leichter Mißachtung den Anwesenden gegenüber. »Möchte mir keiner sagen, was sie mit ihm gemacht hat und wo er ist?« Sie sah zu Marius hin, furchtlos und verzweifelt. »Sicherlich wißt ihr, wo er ist.« Marius war gerührt, da sie Lestat so ähnlich sah. Kein Zweifel, seine Kraft hatte Lestat von ihr bezogen. Aber sie strömte eine Kälte aus, die Lestat niemals würde verstehen können.
»Er ist bei ihr, wie ich dir bereits gesagt habe«, sagte Khayman. »Aber mehr läßt sie uns nicht wissen.«
Offenbar glaubte das Gabrielle nicht. Es zog sie fort von hier, am liebsten hätte sie sich alleine aufgemacht. Die anderen waren gezwungen, am Tisch zu verharren. Aber sie war keinerlei Verpflichtung eingegangen.
»Ich darf das erklären«, sagte Maharet, »weil es von größter Wichtigkeit ist. Natürlich kann sich Die Mutter äußerst geschickt bedeckt halten.
Aber wir aus den frühen Jahrhunderten waren nie in der Lage, mit Der Mutter und Dem Vater oder untereinander stumm zu kommunizieren. Wir sind einfach der Quelle zu nahe, die uns zu dem macht, was wir sind. Unser Inneres bleibt uns gegenseitig verschlossen, so wie das bei euch zwischen Meister und Novizen der Fall ist. Erst im Laufe der Zeit, als immer mehr Bluttrinker erschaffen wurden, haben sie die Fähigkeit entwickelt, stumm untereinander zu kommunizieren, wie wir das schon immer mit Sterblichen gekonnt haben.«
»Dann könnte dich Akascha nicht finden«, sagte Marius, »dich oder Khayman - wenn ihr nicht mit uns wäret.«
»Das stimmt. Sie kann uns nur durch euch sehen oder überhaupt nicht. Und wir können sie durch andere sehen. Eine Ausnahme freilich ist ein gewisses Geräusch, das wir hören, wenn sie sich nähert, ein Geräusch, das etwas mit ihrer enormen Energie und mit Atem und Blut zu tun hat.«
»Ja, dieses Geräusch«, murmelte Daniel. »Dieses schreckliche, unbarmherzige Geräusch.«
»Aber können wir uns nirgends vor ihr verbergen?« fragte Eric. »Wir, die sie uns hören und sehen kann?«
»Du weißt, daß das nicht geht«, antwortete Maharet geduldig. »Aber wir verschwenden unsere Zeit. Ihr seid hier, weil sie euch nicht töten kann oder will. Und so sei es! Wir müssen weitermachen.«
»Oder sie hat es noch nicht ganz zu Ende gebracht«, sagte Eric voll Abscheu. »Sie hat sich noch nicht bis ins letzte überlegt, wer sterben und wer leben soll!«
»Ich glaube, du bist hier sicher«, sagte Khayman. »Sie hat doch bei jedem der hier Anwesenden ihre Chance gehabt, oder?«
Genau das war der springende Punkt, dachte Marius. Es war ganz und gar nicht klar, ob die Mutter bei Eric ihre Chance gehabt hatte, Eric, der offenbar mit Maharet gereist war. Erics Blick heftete sich auf Maharet. Marius wurde klar, daß Maharet Eric erschaffen hatte, und niemand wußte genau, ob Eric jetzt nicht zu stark für Die Mutter war. Maharet bat um Ruhe.
»Aber du kannst doch Lestats Gedanken lesen?« sagte Gabrielle. »Kannst du die beiden nicht durch ihn entdecken?«
»Selbst mir bereiten sehr große Entfernungen Schwierigkeiten«, antwortete Maharet. »Wenn es noch andere Bluttrinker gäbe, die Lestats Gedanken erhaschen und mir weitervermitteln könnten, dann könnte ich ihn freilich sofort aufspüren.
Aber die gibt es im großen und ganzen nicht mehr.
Und Lestat hat schon immer über die natürliche Gabe verfügt, seine Gegenwart zu vernebeln.«
»Sie hat ihn mit sich genommen«, sagte Khayman. Er legte seine Hand über Gabrielles. » Sie wird uns alles offenbaren, wenn sie bereit ist. Und falls sie in der Zwischenzeit Lestat etwas antun will, so kann keiner von uns etwas dagegen unternehmen.«
Marius hätte beinahe losgelacht. Diese Alten glaubten doch tatsächlich, die nackte Wahrheit sei ein Trost. »Die Mutter wird Lestat nichts antun«, wandte er sich an Gabrielle und alle anderen. »Sie liebt ihn. Und im Kern ist es eine ganz alltägliche Liebe. Sie wird ihm nichts antun, weil sie sich selbst nichts antun will. Und ich wette, daß sie all seine Tricks genauso gut kennt wie wir. Er wird sie nicht provozieren können, obwohl er wahrscheinlich leichtsinnig genug ist, es zu versuchen.«
Gabrielle nickte mit einem traurigen Lächeln. Sie war fest davon überzeugt, daß Lestat jeden provozieren würde, wenn er die
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