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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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bestes Werkzeug. Das weißt du doch, oder?
    »Akascha, hilf mir«, flüsterte ich. »Sag mir doch, warum wolltest du, daß ich das tue, dieses Töten? Was meintest du, als du ihnen sagtest, daß die Männer bestraft werden würden? Daß ein Zeitalter des Friedens auf Erden bevorstehe?« Wie dumm klangen doch meine Worte. Wenn ich in ihre Augen sah, konnte ich tatsächlich glauben, daß sie die Göttin war.
    Plötzlich zitterte ich vor Furcht. Zittern: Zum ersten Mal wußte ich, was dieses Wort wirklich bedeutete. Ich versuchte noch mehr zu sagen, aber ich stotterte nur herum. Schließlich stieß ich es aus: »Im Namen welcher Moral soll das alles geschehen?«
    »Im Namen meiner Moral!« antwortete sie, wobei sie so sanft und schön lächelte wie zuvor. »Ich bin der Grund, die Rechtfertigung, die Legitimation all dessen, was geschieht!« Ihre Stimme war kalt vor Zorn, aber in ihrem lieblichen Gesichtsausdruck hatte sich nichts verändert. »Nun hör mir mal zu, mein Hübscher«, sagte sie. »Ich liebe dich. Du hast mich aus meinem langen Schlaf erweckt, damit ich meine Aufgabe erfüllen kann; es macht mir Freude, dich bloß anzublicken, das Licht in deinen blauen Augen zu sehen, den Klang deiner Stimme zu hören. Dich sterben zu sehen, würde mir mehr Schmerz bereiten, als du dir vorstellen kannst. Aber so wahr die Sterne meine Zeugen sind, du wirst mir bei meiner Mission behilflich sein. Oder du wirst das gleiche Schicksal wie Judas erleiden, den Christus vernichtete, als er ihm nicht mehr nützlich war.«
    Unsägliche Wut packte mich. Ich konnte mir nicht helfen. Meine Angst hatte sich so schnell in Zorn gewandelt, daß ich innerlich kochte.
    »Aber wie kannst du es nur wagen, so etwas zu tun?« fragte ich. »Diese unwissenden Seelen mit diesen Wahnsinnslügen auf den Weg zu schicken!«
    Stumm starrte sie mich an; es schien, als wollte sie zu einem Schlag ausholen. Ihr Gesicht wurde wieder starr wie das einer Statue, und ich dachte: »Nun, meine Stunde ist gekommen. Ich werde sterben, so wie ich Azim habe sterben sehen. Ich kann Gabrielle oder Louis nicht retten. Ich kann Armand nicht retten. Ich werde mich nicht wehren, weil es zwecklos ist. Ich werde mich vielleicht tief in mich selbst zurückziehen, wenn der Schmerz unerträglich wird. Ich werde, wie Baby Jenks, einer letzten Illusion teilhaftig werden und mich an sie klammern, bis ich nicht mehr Lestat bin.« Sie rührte sich nicht. Die Feuersbrünste auf dem Berg verloschen. Der Schnee fiel nun dichter, und sie stand wie ein Geist da, so weiß wie der Schnee.
    »Du hast wirklich vor nichts Angst, oder?« sagte sie.
    »Ich habe Angst vor dir«, sagte ich. »O nein, das glaube ich nicht.«
    Ich nickte. »Doch. Und ich sage dir, was ich wirklich bin. Ein Ungeziefer auf dem Gesicht der Erde. Nichts mehr. Ein abscheulicher Menschenmörder. Aber ich weiß, was ich bin! Ich täusche nicht etwas vor, das ich nicht bin! Du hast diesen unwissenden Leuten weisgemacht, du seist die Himmelskönigin! Weißt du eigentlich, was du mit solchen Worten in diesen dummen und unschuldigen Seelen anrichtest?«
    »Welche Arroganz!« sagte sie sanft. »Welch unglaubliche Arroganz, und dennoch liebe ich dich. Ich liebe deinen Mut, sogar deine Unbesonnenheit, die dich so oft gerettet hat. Ich liebe sogar deine Dummheit. Verstehst du denn nicht: Es gibt jetzt kein Versprechen mehr, das ich nicht halten kann! Ich werde den alten Mythen einen neuen, besseren Sinn verleihen! Ich bin die Himmelskönigin. Und endlich wird der Himmel die Erde regieren. Ich bin all das, was zu sein ich sage!«
    »O Herr, o Gott«, flüsterte ich.
    »Spar dir diese hohlen Worte. Diese Worte haben niemals irgend jemandem irgend etwas bedeutet! Du befindest dich in der Gegenwart der einzigen Göttin, die du jemals kennenlernen wirst. Du bist der einzige Gott, den diese Leute jemals kennenlernen werden! Nun, du mußt jetzt wie ein Gott denken, mein Hübscher. Du mußt jetzt nach Dingen streben, die jenseits deiner jämmerlichen, egoistischen Ambitionen liegen. Begreifst du denn nicht, was da eben stattgefunden hat?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß überhaupt nichts, ich drehe durch.«
     
    Sie lachte. Sie warf ihren Kopf zurück und lachte. »Wir sind das, wovon wir träumen, Lestat. Wir dürfen sie nicht enttäuschen. Täten wir es, würden wir die Wahrheit betrügen, die unter unseren Füßen in der Erde ruht.«
    Sie wandte sich von mir ab und ging zurück zu dem Felsen, auf dem sie zuvor gestanden war.

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