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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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die warme Luft in meine Lungen drang; ich spürte die alten Steinfliesen unter meinen Füßen.
    Weiche grüne Hügel erstreckten sich vor mir in einer vollkommenen Halluzination - eine Welt ohne Krieg oder Entbehrungen, in der Frauen frei und ohne Angst umherstreiften, Frauen, die nicht einmal zurückwichen, wenn sie sich von der Gewalt bedroht fühlten, die im Herzen eines jeden Mannes lauerte.
    Gegen meinen Willen verweilte ich in dieser neuen Welt, ignorierte einfach die dumpf in den Schlamm schlagenden Körper und die letzten Schreie und Verwünschungen der Sterbenden.
    In traumartigen Blitzen sah ich, wie sich ganze Städte wandelten;
    ich sah Straßen, in denen es keine Angst mehr vor Raub und sinnloser Zerstörung gab; Straßen, frei von Hast und Verzweiflung. Die Häuser waren keine Festungen mehr; die Gärten kamen ohne Zäune aus.
    »O Marius, hilf mir«, flüsterte ich, obwohl die Sonne von Bäumen gesäumte Fußwege und unendliche grüne Felder erleuchtete. »Bitte, bitte, hilf mir!«
    Und dann versetzte mich eine ganz andere Vision in Furcht und Schrecken. Wieder sah ich Felder, aber ohne Sonnenschein; das war eine Gegend, die es irgendwo wirklich gab - und ich blickte durch die Augen eines Wesens, das sich kräftigen Schritts und mit unglaublicher Geschwindigkeit geradeaus vorwärtsbewegte. Aber wer war dieses Wesen? Wohin strebte es? Eine Vision, die mir offenbar übermittelt wurde; sie war zu machtvoll, als daß ich sie hätte ignorieren können. Aber warum?
    Und dann verschwand sie so schnell, wie sie gekommen war. Ich war zurück in den schmutzigen Straßen des Ortes zwischen den verstreut herumliegenden Toten; überall gewahrte ich hastende Gestalten; überall hörte ich das aufgeregte Sieges- und jubelgeschrei.
    Komm heraus, mein Krieger, wo sie dich sehen können. Komm zu mir. Sie stand vor mir mit ausgebreiteten Armen. Gott, was glaubten sie eigentlich zu sehen? Einen Moment lang rührte ich mich nicht, dann ging ich willfährig auf sie zu, spürte die Blicke der gläubigen Frauen. Sie sanken auf die Knie, als Akascha und ich nebeneinanderstanden. Ich spürte, wie sie meine Hand umklammerte; ich spürte mein Herz pochen. Akascha, das ist eine Lüge, eine schreckliche Lüge. Und das Böse, das wir hier gesät haben, wird ein Jahrhundert lang gedeihen.
    Plötzlich kippte die Welt weg. Wir standen nicht mehr auf festern Boden. Sie hatte mich in die Arme geschlossen, und wir erhoben uns über die Dächer, und die Frauen unten winkten uns zu oder neigten die Stirn auf den Schlamm.
    »Siehe das Wunder, siehe Die Mutter, siehe Die Mutter und ihren Engel…«
    Und einen Augenblick später war das Dorf zu einer Ansammlung winziger silberner Dächer geschrumpft, und wieder einmal trieben wir im Wind.
    Ich blickte zurück, versuchte vergeblich herauszufinden, wo genau wir gewesen waren - die dunklen Sümpfe, die Lichter der nahen Großstadt, der dünne Streifen einer Autostraße, auf der umgekippte Lastwagen noch immer brannten. Aber sie hatte recht, es spielte wirklich keine Rolle.
    Was auch immer geschehen würde, es hatte jetzt begonnen, und ich wußte beim besten Willen nicht, was es noch hätte verhindern können.

4
    Die Geschichte der Zwillinge
TEIL 1
     
    Die Blicke aller waren auf Maharet gerichtet, als sie sich unterbrach. Dann fuhr sie fort, scheinbar automatisch, doch ihre Worte kamen zögerlich und behutsam ausgesprochen hervor. Sie schien nicht traurig, sondern begierig zu sein, das, was sie schildern wollte, noch einmal zu überprüfen.
    »Wenn ich also sage, daß meine Schwester und ich Hexen waren, meine ich damit: Wir erbten von unserer Mutter - wie sie von ihrer Mutter - die Fähigkeit, Verbindung zu den Geistern aufzunehmen, sie zu veranlassen, unsere Aufträge, geringfügig oder bedeutsam, auszuführen. Wir konnten die Gegenwart der Geister spüren, die im allgemeinen für das menschliche Auge unsichtbar sind, und die Geister wurden von uns angezogen.
    Und wer solche Fähigkeiten besaß wie wir, wurde in unserem Volk hoch verehrt und um Rat und um Wundertaten und um Einblicke in die Zukunft gebeten und gelegentlich darum, die Geister der Toten zur Ruhe zu bringen.
    Was ich sagen will, ist, daß wir als gut angesehen wurden; und wir hatten unseren Platz im Großen Plan.
    Soweit ich weiß, hat es immer schon Hexen gegeben. Und es gibt auch jetzt noch Hexen, wenn auch die meisten nicht mehr wissen, welche Fähigkeiten sie besitzen oder wie sie zu nutzen sind. Dann gibt es diejenigen, die

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