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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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den leichenbedeckten Pfad.
    Die Frauen umklammerten einander, schluchzten ungläubig. Ich roch den Tod, wie ich ihn nie zuvor gerochen hatte; ich blickte an meinen Kleidern hinunter, auf die Blut und Fleischstückchen gespritzt waren. Aber meine Händel Meine Hände waren so weiß und rein.
    Lieber Gott, ich habe das nicht getan! Nicht ich. Nein. Und meine Hände sind rein!
    Ach, aber ich hatte es getan! Und was war ich, daß ich derlei vermochte?
    Daß ich derlei liebte, es gegen alle Vernunft liebte, wie es Männer schon immer geliebt hatten im völligen moralischen Freiraum des Krieges…
    Es schien, als habe sich Stille niedergesenkt.
    Falls die Frauen noch wehklagten, hörte ich sie nicht. Auch den Wind hörte ich nicht. Ich war auf die Knie gesunken, und ich betastete den Mann, den ich zuletzt gemordet hatte und der wie ein Haufen zerbrochener Stöckchen im Schnee lag, und ich badete meine Hand im Blut auf seinem Mund, und dann verschmierte ich beide Hände mit diesem Blut und drückte sie gegen mein Gesicht.
    In all den zweihundert Jahren hatte ich niemals getötet, ohne das Blut des Opfers zu schmecken, mir einzuverleiben. Aber in diesen wenigen grausen Augenblicken waren mehr gestorben als all jene zusammengenommen, die ich in ihr frühes Grab geschickt hatte. Ach, keine Sühne konnte das jemals wiedergutmachen! Durch nichts ließ sich das rechtfertigen! Ich stand da und starrte durch meine Blutfinger auf den Schnee. Dann merkte ich langsam, daß sich bei den Frauen irgend etwas verändert hatte. Etwas geschah um mich herum, und ich fühlte es, als hätte sich die kalte Luft plötzlich erwärmt.
    Dann schien diese Veränderung in mich einzudringen, meine Qual zu bändigen und sogar meinen Herzschlag zu verlangsamen. Das Geschrei hatte tatsächlich aufgehört. Wie in Trance schritten die Frauen zu zweit und zu dritt den Pfad hinunter, stiegen sie über die Toten.
    Es war, als sei die Luft mit Duft und Musik erfüllt, als sei die Erde plötzlich aufgebrochen, um bunte Frühlingsblumen sprießen zu lassen.
    Doch diese Dinge geschahen doch nicht wirklich, oder? In einem Nebelschleier gedämpfter Farben zogen die Frauen an mir vorüber. Ich schüttelte meinen Körper durch, ich mußte klar denken! Diese Leichen waren kein Traum, und ich durfte mich unter keinen Umständen diesem wohligen Gefühl des Friedens hingeben.
    »Akascha!« flüsterte ich.
     
    Dann hob ich meine Augen, nicht weil ich wollte, sondern weil ich mußte, und ich sah sie auf einem fernen Vorgebirge stehen, und die Frauen, alt und jung, bewegten sich auf sie zu, einige von Kälte und Hunger so geschwächt, daß sie von anderen über den gefrorenen Grund getragen werden mußten.
    Alles war von Stille umhüllt.
    Sie fing an, ohne Worte zu ihnen zu sprechen. Es schien, als wandte sie sich in ihrer eigenen Sprache an sie oder in einem Idiom, das keiner besonderen Sprache zuzuordnen war. Ich wußte es nicht.
    Benommen sah ich, wie sie ihnen die Arme entgegenbreitete. Ihr schwarzes Haar wallte über die weißen Schultern, und der geräuschlose Wind umspielte die Falten ihres langen, schlichten Gewandes. Mir war, als hätte ich in meinem ganzen Leben nichts Schöneres als sie gesehen, und das war nicht nur ihrem Äußeren zuzuschreiben, es war die heitere Gelassenheit ihres Wesens, die ich mit tiefster Seele aufsog. Eine wohltuende Euphorie bemächtigte sich meiner, während sie sprach.
    Fürchtet euch nicht. Das blutige Regiment eures Gottes ist vorbei, und nun dürft ihr euch wieder der Wahrheit zuwenden.
    Leise singend stimmten die Gläubigen Hymnen an. Einige neigten ihre Stirn vor ihr, was ihr offenbar gefiel. Zumindest ließ sie es zu.
    Ihr müßt jetzt in eure Dörfer zurückkehren. Ihr müßt denen, die von dem Blutgott wissen, erzählen, daß er tot ist. Die Himmelskönigin bat ihn vernichtet. Die Königin wird all jene vernichten, die noch immer an ihn glauben. Die Himmelskönigin wird die Welt mit einer neuen Regentschaft des Friedens beglücken. Die Männer, die euch unterdrückt haben, sind dem Tode geweiht, aber ihr müßt auf mein Zeichen warten.
    Als sie innehielt, schwollen die Hymnen wieder an. Die Himmelskönigin, die Göttin, die gute Gute Mutter - die alte Litanei, in tausenderlei Sprachen gesungen, gewann neue Gestalt.
    Ich schauderte, zwang mich förmlich zu erschaudern. Ich musste diesen Bann durchstoßen! Es war ein Ränkespiel der Macht, genau wie das Töten ein Ränkespiel der Macht gewesen war, doch ihr Anblick und die

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