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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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diesem Punkt nie ganz sicher sein. Ein sehr altes, erdgebundenes Gespenst könnte vergessen, daß es je gelebt hat; und möglicherweise sind die sehr böswilligen Geister Gespenster und deshalb so hungrig nach den Vergnügungen des Fleisches.
    Es waren also hauptsächlich die Frauen in unserer Familie, die Hexen waren, und wir waren damals schon eine uralte Hexenfamilie.
    Wir konnten Hexen bei uns über fünfzig Generationen zurückverfolgen, bis in eine Zeit, die Die Zeit Vor Dem Mond genannt wurde. Das heißt, wir machten für uns geltend, schon ganz zu Beginn der Erdgeschichte existiert zu haben, als der Mond noch nicht am Nachthimmel erschienen war.
    Wie auch immer, wir waren ein altes Geschlecht. Unsere Mutter war eine mächtige Hexe gewesen, der die Geister viele Geheimnisse anvertraut hatten, die sie, wie sie es zu tun pflegen, aus den Gedanken der Menschen gelesen hatten. Und sie hatte großen Einfluß auf die ruhelosen Geister der Toten.
    In Mekare und mir schienen sich, wie es oft bei Zwillingen der Fall ist, ihre Fähigkeiten verdoppelt zu haben. Das heißt, jede von uns war zweimal so stark wie unsere Mutter. Und die Macht, über die wir gemeinsam verrügten, war unermeßlich.
    Schon als Kinder sprachen wir mit den Geistern. Sie waren bei uns, wenn wir spielten. Als Zwillinge entwickelten wir unsere eigene Geheimsprache, die nicht einmal unsere Mutter verstand. Aber die Geister kannten sie. Die Geister verstanden alles, was wir zu ihnen sagten; sie konnten uns sogar in unserer Geheimsprache antworten.
    Versteht bitte, daß ich euch das alles nicht aus Hochmut erzähle. Das wäre albern. Ich erzähle es euch, damit ihr versteht, was wir füreinander und für unser Volk bedeuteten, bevor Akaschas und Enkils Soldaten in unser Land kamen. Ich möchte, daß ihr versteht, warum dieses Unheil - die Erschaffung der Bluttrinker - schließlich geschah!
    Wir waren eine große Familie. Wir hatten seit Menschengedenken in den Höhlen des Bergs Karmel gelebt. Und unser Volk hatte seine Lager immer auf der Talsohle am Fuß des Berges aufgeschlagen. Die Leute lebten vom Ziegen- und Schafehüten. Und hin und wieder gingen sie auf die Jagd; und sie bauten etwas Getreide an zur Herstellung berauschender Drogen, die wir einnahmen, um in Trance zu geraten - das gehört zu unserer Religion -, und auch zum Bierbrauen. Sie mähten den wilden Weizen, der damals im Überfluß wuchs.
    Unsere Landsleute stellten auch ganz einzigartige Töpferwaren her, mit denen sie auf den Märkten von Jericho Handel trieben. Von dort brachten sie Lapislazuli, Elfenbein, Weihrauch, Spiegel aus Obsidian und ähnlich schöne Dinge mit. Natürlich kannten wir viele andere Städte, unermeßlich und schön wie Jericho, Städte, die jetzt völlig unter der Erde begraben sind und vielleicht niemals wiedergefunden werden.
    Doch im großen und ganzen waren wir einfache Menschen. Wir kannten Schrift - das heißt, den Begriff. Aber es kam uns nicht in den Sinn, so etwas zu verwenden, denn Worte hatten große Macht, und wir hätten nicht gewagt, unsere Namen oder Verwünschungen oder die Wahrheiten, die wir kannten, niederzuschreiben. Wenn jemand deinen Namen kannte, konnte er die Geister anrufen und dich verfluchen; er konnte in Trance seinen Körper verlassen und dahinkommen, wo du warst. Wer konnte wissen, welche Macht man ihm dadurch in die Hände gab, daß er deinen Namen auf Stein oder Papyrus schreiben konnte? Selbst den Furchtlosen wäre das zumindest unangenehm gewesen.
    Tatsächlich war in unserem Volk alles Wissen dem Gedächtnis anvertraut; die Priester, die dem Stiergott unseres Volkes opferten - an den wir, nebenbei, nicht glaubten -, bewahrten seine Überlieferungen und Glaubensregeln im Gedächtnis und lehrten sie die jungen Priester durch regelmäßige Übungen. Natürlich wurden Familiengeschichten aus dem Gedächtnis weitergegeben.
    Doch wir malten Bilder; sie bedeckten die Wände der Stiertempel im Dorf.
    Und meine Familie, die wie immer schon in den Höhlen des Bergs Kännel lebte, malte unsere geheimen Grotten mit Bildern aus, die außer uns niemand zu sehen bekam. Darin führten wir eine Art Chronik. Aber mit Vorsicht. Ich habe zum Beispiel nie ein Bildnis von mir selbst gemalt,
    bis dann die Katastrophe geschehen war und ich und meine Schwester zu dem geworden waren, was wir alle sind.
    Aber um auf unser Volk zurückzukommen: Wir waren friedfertig;
    Schafhirten, manchmal Handwerker, manchmal Händler, nicht mehr, nicht weniger. Wenn

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