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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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fort.
    Aber unser größtes Wunder - das zu bewirken all unsere Kraft forderte und das wir nie garantieren konnten - war das Regenmachen.
    Dieses Wunder erwirkten wir auf zweierlei Weise. Der > Kleine Regen < war hauptsächlich symbolisch und eine Demonstration unserer Macht und wirkte sich sehr beruhigend auf die Stimmung unseres Volkes aus. Der > Große Regen < dagegen, der für die Ernte nötig war, war wirklich sehr schwierig herbeizurühren, wenn es uns denn überhaupt gelang.
    Beide erforderten intensives Umschmeicheln der Geister, lautes Anrufen ihrer Namen und die Aufforderung, daß sie sich zusammentaten und ihre vereinten Kräfte in unseren Dienst stellten. Der > Kleine Regen < wurde häufig von den uns vertrautesten Geistern ausgelöst, von denen, die Mekare und mich besonders liebten und schon unsere Mutter und deren Mutter und alle unsere Vorfahren geliebt hatten und auf die man sich immer verlassen konnte, wenn es schwierige Liebesdienste auszuführen gab.
    Doch für den >Großen Regem wurden viele Geister benötigt; und da einige dieser Geister sich gegenseitig zu hassen schienen, bedurfte es vieler Schmeicheleien, bis man sie einigte. Wir mußten Choräle singen und lange Tänze vorführen. Wir mußten Stunden arbeiten, bis die Geister allmählich aufmerksam wurden, sich versammelten, sich für die Idee begeisterten und sich dann endlich an die Arbeit machten.
    Mekare und ich haben den >Großen Regem nur dreimal herbeiführen können. Aber wie herrlich war es anzusehen, wie sich die Wolken über dem Tal sammelten, wie die gewaltigen, alles verdüsternden Regengüsse fielen. Unser ganzes Volk rannte hinaus in den Platzregen, und der Boden selbst schien aufzuquellen, sich zu öffnen, sich zu bedanken.
    Den >Kleinen Regen< machten wir oft; für andere, aus Spaß. Aber das Herbeiführen des >Großen Regens< hat uns erst richtig überall berühmt gemacht. Wir waren immer schon als Hexen vom Berg bekannt gewesen, aber jetzt kamen Menschen aus den Städten des hohen Nordens zu uns, aus Ländern, deren Namen wir nicht kannten.
    Eines Tages, ich glaube, ein halbes Jahr vor dem Tod unserer Mutter, erhielten wir einen Brief. Ein Bote des Königs und der Königin von Kernet, wie die Ägypter ihr Land selbst nannten, hatte ihn überbracht. Der Brief war auf eine Tontafel geschrieben, wie es in Jericho und Ninive üblich war, und auf dem Ton waren kleine Zeichnungen und die Anfänge dessen zu sehen, was die Menschen später als Keilschrift bezeichnen sollten.
    Natürlich konnten wir ihn nicht lesen; tatsächlich fanden wir ihn erschreckend und glaubten, daß er einen Fluch enthalten könnte. Wir wollten ihn nicht berühren, aber das mußten wir, wenn wir überhaupt etwas von dem verstehen sollten, was für uns wichtig war.
    Der Bote sagte, daß Königin Akascha und König Enkil von unserer großen Macht gehört hätten und es als Ehre ansehen würden, wenn wir ihren Hof besuchten; sie hätten eine große Eskorte mitgeschickt, die uns nach Kernet geleiten sollte, und sie würden uns mit reichen Gaben beschenkt wieder nach Hause bringen lassen.
    Wir alle drei waren diesem Boten gegenüber mißtrauisch. Er sprach die Wahrheit, soweit er sie wußte, aber es ging bei der Angelegenheit um mehr.
    Also nahm unsere Mutter die Tontafel in ihre Hände. Und sofort spürte sie etwas, das durch ihre Finger strömte und ihr große Pein bereitete. Zunächst wollte sie uns nicht sagen, was sie gesehen hatte;
    dann nahm sie uns beiseite und sagte, der König und die Königin von Kernet seien böse, blutrünstig und mißachteten den Glauben anderer. Und daß von diesem Mann und dieser Frau fürchterliches Unheil über uns kommen würde, gleichgültig, was der Brief besagen mochte.
    Dann berührten Mekare und ich den Brief, und auch wir spürten die Vorahnung des Bösen. Aber es gab dabei ein Geheimnis, ein dunkles Wirrwarr, und zum Bösen gesellte sich ein Element der Tapferkeit und des anscheinend Guten. Kurz, dies war kein einfaches Komplott, um uns und unsere Macht zu schwächen; da gab es auch so etwas wie echte Neugier und Achtung.
    Schließlich befragten wir die Geister - die beiden Geister, die Mekare und ich am meisten liebten. Sie kamen dicht zu uns heran und lasen den Brief, was für sie keine Schwierigkeit war. Sie sagten, daß der Bote die Wahrheit gesprochen hatte. Aber wir würden uns in schreckliche Gefahr begeben, wenn wir den König und die Königin vom Kernet aufsuchen sollten. >Warum?< fragten wir die

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