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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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begriffen wir, was geschehen sollte, wir lasen es jetzt in den Gedanken des Königs und der Königin. Sie hatten einen Kompromiß gefunden. Sie boten uns einen Handel an. Als der König seine goldene Kette mit Medaillon abnahm und sie Khayman um den Hals legte, wußten wir, daß wir vor dem Hofstaat vergewaltigt werden sollten, vergewaltigt, wie in jedem Krieg gemeine weibliche Gefangene oder Sklavinnen vergewaltigt wurden. Und falls wir die Geister anriefen, würden wir sterben. Das war unsere Lage.
    >Und ginge es nicht um die Liebe meiner Königin<, sagte Enkil, >würde ich mir mein Vergnügen bei diesen beiden Frauen suchen, was mein Recht ist, ich würde es vor euch allen tun, um euch zu beweisen, daß sie keine Macht besitzen und keine bedeutenden Hexen, sondern ganz einfach Frauen sind. So wird Khayman, mein Oberhofmeister, mein geliebter Khayman, die Ehre haben, es an meiner Statt zu tun.<
    Der ganze Hof beobachtete schweigend, wie Khayman uns ansah und sich darauf vorbereitete, des Königs Befehl zu gehorchen. Wir starrten ihn an und hofften in unserer Hilflosigkeit darauf, daß er es nicht tun würde - daß er vor diesen teilnahmslosen Augen nicht Hand an uns legen oder uns schänden würde.
    Wir konnten den Schmerz und den Aufruhr in ihm spüren. Wir konnten die Gefahr spüren, in der er sich befand, denn falls er nicht gehorchte, hätte das seinen sicheren Tod bedeutet.
    Als er auf uns zukam, glaubte ich wohl noch, daß er es nicht fertigbringen würde, daß ein Mensch nicht gleichzeitig solchen Schmerz wie er empfinden und sich doch auf diese häßliche Aufgabe richtig freuen konnte. Aber ich wußte damals wenig über Männer oder darüber, wie sich bei ihnen die Fleischeslust mit Haß und Zorn verbinden kann und wie verletzend sie sein können, wenn sie den Akt vollziehen, auf den sich Frauen fast stets nur aus Liebe einlassen.
    Unsere Geister protestierten gegen das, was geschehen sollte, doch da es um unser nacktes Leben ging, befahlen wir ihnen, still zu sein. Schweigend drückte ich Mekares Hand; ich sagte ihr, daß wir noch am Leben sein würden, wenn dies vorbei wäre, daß wir frei sein würden, daß dies schließlich nicht den Tod bedeutete und daß wir dieses elende Wüstenvolk seinen Lügen und Einbildungen und seinen schwachsinnigen Bräuchen überlassen wollten; wir würden heimgehen.
    Und dann begann Khayman zu tun, was er tun mußte. Er löste unsere Fesseln, dann nahm er sich zuerst Mekare vor, zwang sie rücklings auf den mit Matten belegten Boden und lüftete ihr Gewand, während ich wie gelähmt und unfähig, ihn aufzuhalten, dabeistand. Und dann blühte mir das gleiche Schicksal.
    Aber in Khaymans Gedanken waren nicht wir die Frauen, die er vergewaltigte. Als seine Seele und sein Körper erbebten, schürte er das Feuer seiner Leidenschaft mit den Bildern namenloser Schönheiten und der Erinnerung an halbvergessene Erlebnisse, damit Körper und Seele eins werden konnten.
    Und wir verschlossen ihm abgewandten Blickes unsere Seelen, verschlossen sie vor ihm und diesen niederträchtigen Ägyptern, die uns so Schreckliches angetan hatten; unsere Seelen in uns waren ruhig und unangetastet, und um uns herum hörte ich deutlich das Weinen der Geister, das traurige, schreckliche Weinen, und in der Ferne das dumpfe, an- und abschwellende Grollen Amels.
    Ihr seid Närrinnen, ihr Hexen, euch das gefallen zu lassen!
    Die Nacht brach an, als wir am Rand der Wüste abgesetzt wurden. Die Soldaten gaben uns an Essen und Trinken, was sie durften. Die Nacht brach an, als wir zu unserer langen Reise aufbrachen, noch immer außer uns vor Zorn. .
    Und Amel kam und verhöhnte und beschimpfte uns; warum ließen wir ihn nicht Vergeltung üben?
    >Sie werden uns verfolgen und töten! < sagte Mekare. > Verlasse uns jetzt. < Doch das nützte nichts. Deshalb versuchte sie schließlich, Amel mit nebensächlichen Aufträgen zu beschäftigen. >Amel, wir möchten unsere Heimat lebend erreichen. Sorge für kühle Brisen und zeige uns, wo wir Wasser finden. <
    Aber solche Dinge tun die bösen Geister nie. Amel verlor das Interesse. Und Amel verschwand, und wir wanderten, Arm in Arm, durch den kalten Wüstenwind und versuchten, nicht an die Meilen zu denken, die noch vor uns lagen.
    Wir haben viel erlebt auf dieser Reise, aber es würde zu weit .führen, jetzt davon zu berichten.
    Doch die guten Geister hatten uns nicht verlassen; sie schickten erfrischende Brisen, und sie geleiteten uns zu Quellen, wo wir Wasser und ein

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