Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten
paar Datteln zu essen fanden, und sie bescherten uns so viel >Kleinen Regen<, wie sie konnten. Schließlich jedoch befanden wir uns zu tief in der Wüste für all das, und der Tod streckte seine dürren Arme nach uns aus, und ich wußte, daß ich ein Kind Khaymans in meinem Schoß trug, und ich wollte, daß mein Kind leben sollte.
Da rührten die Geister uns zu Beduinen, die uns aufnahmen und für uns sorgten.
Ich war krank und lag tagelang da und sang dem Kind in meinem Leib etwas vor und vertrieb mit meinem Gesang meine Krankheit und meine übelsten Erinnerungen. Mekare lag neben mir und hielt mich umarmt.
Es vergingen Monate, bis ich kräftig genug war, das Beduinenlager wieder zu verlassen, aber dann wollte ich mein Kind zu Hause zur Welt bringen und drängte Mekare, die Reise mit mir fortzusetzen.
Endlich erreichten wir die grünen Felder Palästinas und fanden den Fuß des Berges und die Schafhirten, die unserem eigenen Stamm so verwandt waren und jetzt gekommen waren und unsere alten Weideflächen beanspruchten.
Sie kannten uns, wie sie schon unsere Mutter und unsere ganzen Verwandten gekannt hatten, und sie nannten uns beim Namen und nahmen uns sogleich auf.
Und wir waren wieder sehr glücklich inmitten der grünen Weiden und der Bäume und der Blumen, die wir kannten, und das Kind wuchs in meinem Schoß. Es würde leben; die Wüste hatte es nicht getötet.
So gebar ich meine Tochter in der Heimat und nannte sie Miriam, wie schon meine Mutter geheißen hatte. Sie hatte Khaymans schwarzes Haar, doch die grünen Augen ihrer Mutter. Und die Liebe, die ich für sie empfand, und die Freude, die ich an ihr hatte, waren die besten Heilmittel, die sich mein Herz wünschen konnte. Wir waren wieder zu dritt. Mekare, die die Schmerzen der Geburt mit mir gefühlt und das Kind aus meinem Leib geholt hatte, nahm Miriam genau wie ich stündlich auf die Arme und sang ihr vor. Es war unser Kind, nicht allein meines. Und wir versuchten die Greuel zu vergessen, die wir in Ägypten erlebt hatten.
Miriam gedieh. Und schließlich gelobten Mekare und ich, den Berg zu besteigen und die Höhlen zu suchen, in denen wir geboren worden waren. Wir wußten noch nicht, wie wir, so weit von unserem neuen Volk entfernt, leben oder was wir tun wollten. Aber mit Miriam wollten wir an den Ort zurückkehren, an dem wir so glücklich gewesen waren, und wir wollten die Geister zu uns rufen und zur Lobpreisung meiner neugeborenen Tochter das Wunder des Regens herbeiführen.
Doch das sollte nie stattfinden. Nichts von alledem.
Denn bevor wir die Schafhirten verlassen konnten, erschienen, befehligt von Khayman, des Königs Oberhofmeister, wieder Soldaten, auf der Suche nach uns.
Wieder war es Mittag, und die Sonne beschien die Weiden, als wir die ägyptischen Soldaten mit ihren gezückten Schwertern erblickten.
Die Leute flohen in alle Richtungen, doch Mekare warf sich vor Khayman auf die Knie und sagte: >Füge unserem Volk nicht noch mehr Leid zu.<
Dann kam Khayman mit Mekare zu der Stelle, wo ich mich mit meiner Tochter versteckt hatte, und ich zeigte ihm dieses Kind, das sein Kind war, und flehte ihn um Gnade und Gerechtigkeit an und darum, daß er uns in Frieden lassen möge.
Doch ich mußte ihn nur ansehen, um zu begreifen, daß er des Todes war, wenn er uns nicht zurückbrachte. Sein Gesicht war schmal und angespannt und voller Trübsal; es war nicht das glatte weiße, unsterbliche Gesicht, das ihr heute abend an diesem Tisch seht.
Er sprach zu uns mit sanfter, gedämpfter Stimme. >Den König und die Königin von Kernet hat schreckliches Unheil befallen <, sagte er. >Und eure Geister haben es angerichtet, eure Geister, die mich für das, was ich euch angetan habe, Tag und Nacht quälten, bis der König sie aus meinem Haus zu vertreiben versuchte. <
Er streckte mir seine Arme hin, so daß ich die winzigen Narben sehen konnte, die ihn bedeckten, wo ein Geist Blut gesaugt hatte. Narben überzogen sein Gesicht und seinen Hals.
>Oh, ihr könnt euch keine Vorstellung von dem Elend machen, in dem ich gelebt habe<, sagte er, >denn nichts konnte mich vor diesen Geistern schützen; und ihr wißt nicht, wie oft ich euch verflucht habe, und den König dazu, für das, was er mich euch antun ließ, und meine Mutter ebenso dafür, daß ich geboren bin.<
>Aber damit haben wir nichts zu tun!< sagte Mekare. >Wir haben euch gegenüber Wort gehalten. Um unserer Leben willen haben wir euch in Frieden gelassen. Es war Amel, der Böse, der das getan
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