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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Nachkommen haben wollten, die sie in den Krieg schicken konnten? Oh, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie grausam die Menschen verfuhren.
    Und deshalb werden sie fortan das Weibliche dem Männlichen vorziehen, und es wird keine Kriege mehr geben. Und was ist mit den anderen Verbrechen, die Männer an Frauen begehen? Wenn es einen Staat auf der Welt gäbe, der solche Verbrechen an einem anderen Staat begangen hätte, wäre er nicht zum Untergang verurteilt? Und doch werden diese Verbrechen ohne Ende täglich, nächtlich, überall auf der Welt verübt.»
    »Gut, das stimmt. Zweifellos stimmt das. Aber ist deine Lösung auch besser? Wie entsetzlich, alle männlichen Wesen abzuschlachten. Natürlich, wenn du herrschen willst…« Aber der bloße Gedanke daran war mir unerträglich. Ich dachte an Marius’ alte Worte, die er mir vor langer Zeit gesagt hatte, als wir noch in einer Zeit der gepuderten Perücken und seidenen Pantoffeln lebten: daß die alte Religion, das Christentum, sterben würde, ohne daß sie vielleicht von einer neuen Religion ersetzt werden würde.
    »Mag sein, daß etwas viel Schöneres geschehen wird«, hatte Marius gesagt, »daß die Welt sich wirklich weiterentwickelt, vorbei an allen Göttern und Göttinnen, Teufeln und Engeln …«
    War das nicht wirklich die Bestimmung dieser Welt? Das Schicksal, dem sie sich ohne unser Eingreifen näherte?
    »Ach, du bist ein Träumer, mein Schöner«, sagte Akascha schroff. »Wie du nach Chimären suchst und sie aufgreifst! Sieh dir bloß die Länder Arabiens an, wo sich die Wüstenvölker, die durch das Öl, das sie aus dem Sand geholt haben, reich geworden sind, jetzt im Namen Allahs, ihres Gottes, gegenseitig zu Tausenden umbringen. Die Religion ist auf dieser Welt nicht tot, sie wird es nie sein. Was seid ihr doch für Schachspieler, du und Marius; eure Vorstellungen sind nichts als Schachfiguren. Und ihr könnt nicht über das Brett hinaussehen, auf dem ihr sie in dieser oder jener Weise aufstellt, wie es euren kleinen, melancholischen Seelen paßt.«
    »Du irrst dich«, sagte ich ärgerlich. »Nicht, was uns angeht, vielleicht. Wir spielen keine Rolle. Du irrst dich bei all dem, was du angefangen hast. Du irrst dich.«
    »Nein, ich irre mich nicht«, widersprach sie. »Und es gibt niemanden, Mann oder Frau, der mich aufhalten kann. Und wir werden zum ersten Mal, seit der Mensch die Keule erhob, um seinen Bruder zu erschlagen, eine Welt sehen, die von Frauen gestaltet wurde, und erleben, was die Frauen die Männern zu lehren haben. Und nur wenn die Männer sich belehren lassen, dürfen sie wieder frei unter Frauen herumlaufen!«
    »Es muß eine andere Möglichkeit geben! Akascha, um der Liebe zu allen Lebewesen willen flehe ich dich an, das aufzugeben, diesen Massenmord…« »Du sprichst mir von Mord? Wie viele Menschen hast du nicht schon ins Grab geschickt? Wir alle haben Blut an den Händen, genau wie in unseren Adern.« »Ja, genau. Und wir sind nicht alle klug und vernünftig. Ich flehe dich an, einzuhalten … Akascha, sicher hat Marius…«
    »Marius!« Sie lachte leise. »Was hat Marius dich gelehrt?
    Was hat er dir gegeben? Wirklich gegeben!«
    Ich antwortete nicht. Ich konnte nicht. Und ihre Schönheit verwirrte mich! Es war so verwirrend, ihre runden Arme, die kleinen Grübchen in ihren Wangen zu sehen.
    »Mein Liebling«, sagte sie, und ihr Gesicht war plötzlich sanft und weich wie ihre Stimme. »Denke an deine Vorstellung von der Welt als Wildem Garten, in dem die einzigen dauerhaften Grundsätze ästhetischer Natur sind, in dem sie allein es sind, die die Evolution im Ganzen lenken, der großen wie der kleinen Dinge, der üppigen und überreichen Farben und Muster, und der Schönheit! Schönheit, wohin man sieht. Das ist Natur. Und der Tod ist überall in ihr.
    Und was ich schaffen werde, ist der Garten Eden, nach dem sich alle sehnen, und er wird besser sein als die Natur. Das wird ein Schritt voran sein, und die schiere rohe und amoralische Gewalttätigkeit der Natur wird ausgeglichen werden.
    Verstehst du nicht, daß Männer immer nur vom Frieden träumen werden? Aber Frauen können diesen Traum verwirklichen. Meine Vision hat die Herzen aller Frauen ergriffen. Aber sie kann die Hitze männlicher Gewalt nicht überleben. Und diese Hitze ist so schrecklich, daß die Erde selbst vielleicht daran zugrunde geht.« »Und falls es etwas gibt, was du nicht verstehst?« fragte ich. Ich

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