Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
dasein, so hatten sie und die Fangzahnbande sich es wenigstens ausgemalt, und alle sollten sich da ein Stelldichein geben. Was, zum Teufel also, wollte sie hier, ohne einen blassen Schimmer, wo die Fangzahnbande abgeblieben war, unterwegs zu einem Kaff wie St. Louis?
    Sie wollte nur, daß alles wieder so wie früher war, verdammt noch mal. Ach, das Blut war gut, es tat so gut, selbst jetzt, da sie alleine war und ihren ganzen Mut zusammennehmen mußte, um bei einer Tankstelle vorzufahren und den alten Kerl in einen Hinterhalt zu locken. Ach ja, als sie blitzschnell seinen Hals umkrallte und das Blut kam, das war großartig, das war wie alles zugleich - Hamburger und Pommes und Erdbeershakes und Bier und Schokoeisbecher. Das war wie Koks und Hasch und ein Heroinschuß in einem. Es war besser als bumsen! Es war alles auf einmal.
    Aber mit der Fangzahnbande hatte es noch mehr Spaß gemacht. Sie zeigten Verständnis, wenn sie von den ausgemergelten Tattergreisen die Schnauze voll hatte und Lust auf was Junges und Zartes verspürte. Kein Problem. Hey, brauchst so ‘nen netten kleinen Ausreißer? fragte Killer. Mach die Augen zu, und wünsch es dir! Und tatsächlich, schon fünf Meilen hinter irgendeinem Nest im Norden von Missouri stand ein knackiger Tramper am Straßenrand, Parker hieß er. Ein wirklich hübscher Junge mit langem schwarzem Zottelhaar, kaum zwölf Jahre alt, aber für sein Alter recht groß. Hatte gerade erst Flaum auf dem Kinn und wollte ihnen weismachen, er sei bereits sechzehn. Er stieg auf den Rücksitz ihres Motorrads, und sie ruhren in den Wald. Dann legte sich BabyJenks mit ihm nieder, so auf die sanfte Tour, und schon war es um Parker geschehen.
    Schmeckte schon prima, richtig saftig. Aber sie hätte nicht sagen können, ob so was wirklich besser als die alten Knacker mundete. Die wehrten sich wenigstens ordentlich. Echtes Veteranenblut, nannte es Davis.
    Davis war ein schwarzer Toter und sah obendrein verdammt gut aus - in BabyJenks’ Augen. Seine Haut hatte so einen goldenen Schimmer, den Totenschimmer, der bei weißen Toten immer aussah, als würden sie ständig unter einer Neonröhre stehen. Davis hatte auch wunderschöne Wimpern, geradezu unglaublich lang und kräftig, und er behing sich mit allem Gold, das er nur auftreiben konnte. Er klaute seinen Opfern die goldenen Ringe und Uhren und Kettchen und was sonst noch.
    Davis tanzte für sein Leben gern. Sie alle tanzten für ihr Leben gern. Aber Davis übertraf sie alle. Manchmal gingen sie auf einen Friedhof, um zu tanzen, so um drei Uhr nachts, nachdem sie sich alle die Adern vollgeschlagen und die Toten begraben hatten und der ganze Mist. Sie stellten den Transistor auf einen Grabstein, suchten einen Sender mit dem Vampir Lestat und drehten volle Pulle auf. Der Song Der (fraßt Sabbat eignete sich am besten zum Tanzen. Und, lieber Mann, das tat echt gut, da rumzuwirbeln und in die Luft zu springen oder einfach Davis und Killer und RUSS zuzusehen, wie sie sich im Kreise drehten, bis sie umfielen. So sollte es sein in dieser Gesellschaft!
    Na, wenn diese Großstadtblutsauger keinen Bock auf so was hatten, mußten sie verrückt sein.
    Gott, sie wollte jetzt nichts sehnlicher als Davis von dem Traum erzählen, den sie seit Gun Barrel City gehabt hatte. Ein Traum, der erstmals im Wohnwagen ihrer Mutter über sie gekommen war, so ungewöhnlich realistisch - diese beiden rothaarigen Frauen und der aufgebahrte Leichnam mit seiner schwarzen, krakelierten Haut. Und was zum Teufel war das Zeug auf den Schalen in dem Traum? Yeah, ein Herz auf der einen und ein Gehirn auf der anderen Schale. Himmel! Und all diese Leute, die um diesen Leichnam und diese Schalen knieten. Es war entsetzlich. Und seitdem verfolgte sie dieser Traum immer und immer wieder, jedesmal wenn sie ihre Augen schloß, und dann erneut, kurz bevor sie aus ihrem Tagesversteck kroch.
    Killer und Davis hätten eine Erklärung parat. Sie wüßten, ob das was zu bedeuten hätte. Sie wollten ihr alles beibringen. Als sie auf ihrer Reise nach Süden nach St. Louis kamen, hatte die Fangzahnbande erst einmal eine jener dunklen Seitenstraßen im Central West End aufgesucht, in denen die vornehmen Villen waren. Baby Jenks mochte diese großen Bäume. Im Süden von Texas gibt es einfach nicht genug große Bäume. Eigentlich gibt es im Süden von Texas überhaupt nichts. Und hier waren die Bäume so groß, daß die Äste ein Dach über dir bildeten. Und die Straßen waren voll raschelnder

Weitere Kostenlose Bücher