Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten
auf die Ohren und begann zu kreischen. Dann schluchzte sie, und schließlich brüllte sie in ihrem Schmerz, und ihre Finger krümmten sich zu Klauen, als sie zur Decke hinaufsah.
Mekare und ich zogen uns bis zur Wand des Zimmers zurück und hielten uns dicht beieinander. Und dann begann Mekare zu zittern und auch zu weinen, und ich fühlte, wie mir Tränen in die Augen stiegen.
>Ihr habt uns das angetan!< brüllte die Königin, und noch nie hatten wir eine menschliche Stimme solche Lautstärke erreichen hören. Und als sie jetzt toll wurde und alles im Zimmer zertrümmerte, erkannten wir die Kraft Amels in ihr, denn sie tat Dinge, zu denen kein Mensch fähig war. Sie schleuderte Spiegel an die Decke, die vergoldeten Möbel zersplitterten unter ihren Fäusten. >Seid auf ewig in die Unterwelt zu den Dämonen und Bestien verdammt für das, was ihr uns angetan habt!< verfluchte sie uns. >Greuelwesen. Hexen. Ihr und euer Dämon! Ihr sagt, ihr habt dieses Wesen nicht zu uns geschickt! Aber in Gedanken habt ihr es getan. Ihr habt diesen Dämon geschickt! Und er konnte, genau wie ich jetzt, in euren Gedanken lesen, daß ihr uns Böses wünschtet! <
Und der König schloß sie in die Arme und beruhigte sie und küßte sie und erstickte ihr Schluchzen an seiner Brust.
Schließlich befreite sie sich von ihm. Sie starrte uns an; ihre Augen waren blutunterlaufen. >Ihr lügt!< sagte sie. >Ihr lügt, wie früher eure Dämonen gelogen haben. Glaubt ihr, so etwas kann geschehen, wenn es nicht geschehen soll?< Sie wandte sich dem König zu. >0h, begreifst du nicht, daß wir Narren waren, auf diese einfachen Sterblichen zu hören, die nicht über solche Kräfte verfügen wie wir! Ach, wir sind noch junge Gottheiten und müssen lernen, die himmlischen Absichten zu verstehen. Und unsere Bestimmung ist sicher eindeutig, das erkennen wir an den Gaben, die wir besitzen.<
Wir reagierten nicht auf das, was sie gesagt hatte. Die Warnung meiner Mutter fiel mir vielmehr wieder ein, und ich erinnerte mich wieder an all unsere Leiden. Und dann überkamen mich solche Gedanken - der Wunsch nach Vernichtung des Königs und der Königin -, daß ich mein Gesicht mit den Händen bedecken und mich schütteln und meine Gedanken zu ordnen versuchen mußte, um mich nicht ihrem Zorn auszusetzen.
Aber die Königin beachtete uns überhaupt nicht, außer daß sie ihren Wachen zurief, uns auf der Stelle gefangenzunehmen, und daß sie erklärte, sie würde in der folgenden Nacht vor dem versammelten Hofstaat das Urteil über uns sprechen.
Sofort wurden wir ergriffen, und die Soldaten schleppten uns unsanft fort und warfen uns wie gewöhnliche Gefangene in eine dunkle Zelle.
Mekare umarmte mich und flüsterte mir zu, daß wir bis Sonnenaufgang nichts denken durften, was uns schaden könnte; wir müßten die alten Lieder singen, die wir kannten, und auf und ab gehen, so daß wir nicht einmal Träume träumen konnten, die den König und die Königin erzürnen würden, denn sie hatte Todesangst.
Ich hatte Mekare wirklich noch nie so in Angst gesehen. Mekare war immer die gewesen, die zornig tobte, und ich die, die zauderte und sich die schrecklichsten Dinge vorstellte.
Als es schließlich dämmerte und sie sicher war, daß der König und die Königin ihre geheime Zuflucht aufgesucht hatten, brach sie in Tränen aus.
>Ich war es, Maharet<, sagte sie. >Ich war es. Ich habe ihn zu ihnen geschickt. Ich habe mich bemüht, es nicht zu tun, aber Amel las meine Gedanken. Es war genau so, wie die Königin sagte.<
Ihre Selbstanklagen nahmen kein Ende, sosehr ich auch versuchte, sie zu trösten. Ich sagte ihr, daß keiner von uns steuern konnte, was in unseren Herzen vorging, daß Amel uns einst das Leben gerettet hatte, daß keiner diese schrecklichen Möglichkeiten, diese Weggabelungen erahnen konnte und daß wir jetzt alle Schuldgefühle vertreiben und nur auf die Zukunft blicken mußten. Wie konnten wir diesem Ort entkommen? Wie konnten wir diese Ungeheuer dazu bewegen, uns freizulassen? Unsere guten Geister würden sie jetzt nicht mehr schrecken, auf keinen Fall; wir mußten nachdenken; wir mußten planen; wir mußten etwas tun.
Endlich geschah das, worauf ich insgeheim gehofft hatte:
Khayman erschien, aber er war noch dünner und abgespannter als vorher.
>Ich glaube, meine Rothaarigen, ihr seid verlorene sagte er. >Ihr habt den König und die Königin mit dem, was ihr ihnen gesagt habt, in eine schwierige Lage gebracht; vor Morgengrauen gingen sie zum
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