Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten
Osiris-Tempel, um zu beten. Könntet ihr ihnen nicht irgendwie Hoffnung machen, daß alles wieder gut wird? Irgendeine Hoffnung, daß dieses Grauen ein Ende nimmt?<
>Eine Hoffnung gibt es, Khayman <, flüsterte Mekare. >Die Geister seien meine Zeugen, ich sage nicht, daß du es tun sollst. Ich beantworte nur deine Frage. Wenn du das beenden willst, mußt du das Ende des Königs und der Königin herbeiführen. Finde ihr Versteck, und laß die Sonne auf sie scheinen, die Sonne, die ihre neuen Körper nicht ertragen können.<
Doch er wandte sich ab, entsetzt von der Vorstellung solchen Verrats. Dann drehte er sich wiederum und seufzte und sagte: >Ach, meine lieben Hexen. Solche Dinge habe ich erlebt. Und doch wage ich nicht, so etwas zu tun.<
Die Stunden vergingen, und wir litten Qualen, denn sicher würden wir getötet werden. Aber es gab kein Bedauern mehr in uns über das, was wir gesagt oder getan hatten. Und als wir uns in der Dunkelheit in den Armen lagen, sangen wir wieder die alten Lieder aus unserer Kindheit, die Lieder unserer Mutter. Ich dachte an meine kleine Tochter und versuchte, zu ihr zu kommen, mich geistig von diesem Ort zu erheben und ihr nahe zu sein, aber ohne den Zaubertrank konnte ich es nicht. Ich hatte diese Fähigkeit nie erlernt.
Schließlich wurde es dunkel. Und bald hörten wir die Menge Hymnen singen, als der König und die Königin nahten. Die Soldaten holten uns. Wir wurden auf den großen Innenhof des Palastes gebracht, wie schon früher. Hier hatte Khayman uns ergriffen, hier waren wir entehrt worden, und vor dieselben Zuschauer wurden wir jetzt gebracht, wieder mit gefesselten Händen.
Nun war es Nacht, und die Lampen in den Arkaden des Hofs waren heruntergebrannt, und ein unheimliches Licht beschien die vergoldeten Lotusblüten an den Säulen. Schließlich bestiegen der König und die Königin die Estrade, und alle Anwesenden fielen auf die Knie. Die Soldaten zwangen uns zur selben Unterwürfigkeit. Und dann trat die Königin vor und sprach.
Mit bebender Stimme teilte sie ihren Untertanen mit, daß wir abscheuliche Hexen seien und daß wir den Dämon auf dieses Königreich losgelassen hätten, der erst kürzlich Khayman gequält und seinen bösartigen Mutwillen selbst am König und der Königin versucht habe. Doch siehe, der große Gott Osiris, der älteste aller Götter und sogar mächtiger als der Gott Ra, habe die teuflische Macht niedergeschlagen und den König und die Königin zu himmlischen Ehren emporgehoben.
Aber der große Gott könne die Hexen, die sein geliebtes Volk so sehr geplagt hätten, nicht mit Wohlwollen betrachten. Und er verlange, daß keine Gnade walten solle.
>Mekare, wegen deiner boshaften Lügen und deines Umgangs mit Dämonen<, sagte die Königin, >soll dir die Zunge aus dem Mund gerissen werden. Und Maharet, wegen des Bösen, das du beschworen hast und uns glauben machen wolltest, sollen dir die Augen ausgerissen werden! Und die ganze Nacht über sollt ihr aneinandergefesselt sein, damit ihr gegenseitig euer Weinen hören könnt, die eine unfähig zu sprechen, die andere unfähig zu sehen. Und dann, morgen mittag, sollt ihr vor den Augen des ganzen Volkes auf dem Platz vor dem Palast lebendig verbrannt werden.
Denn wisset, nie soll jemals solch Böses die Oberhand gewinnen gegen die Götter Ägyptens und ihren auserwählten König und seine Königin. Denn die Götter haben uns mit Wohlwollen und besonderer Gunst betrachtet, und wir sind wie Himmelskönig und Himmelskönigin, und unser Schicksal dient dem allgemeinen Wohl.<
Ich war sprachlos, als ich das Urteil hörte; meine Angst, mein Kummer waren mir nicht greifbar. Doch Mekare schrie sofort trotzig auf. Sie erschreckte die Soldaten, als sie sich befreite und vortrat. Ihre Augen waren auf die Sterne gerichtet, als sie sprach. Und in das entsetzte Geflüster des Hofs hinein erklärte sie: >Die Geister seien meine Zeugen,, denn sie wissen um die Zukunft - was geschehen wird, und was ich tun werde. Die Königin der Verdammten, das bist du! Deine einzige Bestimmung ist das Böse, wie du sehr wohl weißt! Aber ich werde dich aufhalten, und wenn ich dazu von den Toten auferstehen muß! Und in der Stunde der größten Gefahr durch dich werde ich es sein, die dich besiegt. Ich werde es sein, die dich vernichtet. Präge dir mein Gesicht gut ein, denn du wirst mich wiedersehen!<
Und kaum hatte sie diesen Schwur, diese Prophezeiung ausgesprochen, kamen die Geister und entfesselten einen Sturm, und die
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