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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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letzte Jahrhundert auf dieser Welt alle Voraussagen und Vorstellungen übertroffen hat - und daß die technologischen Fortschritte dieses Jahrhunderts möglicherweise Nahrung und Obdach und Gesundheit für alle Menschen auf der Erde bringen.«
    »Stimmt das wirklich?« erwiderte Akascha. »Was der technologische Fortschritt der Welt gegeben hat, sind Giftgas und Seuchen, die in Laboratorien entwickelt wurden, und Bomben, die den ganzen Planeten vernichten könnten. Er hat der Welt nukleare Unfälle beschert, die die Nahrung und das Trinkwasser ganzer Kontinente vergiftet haben. Und die Armen tun, was sie immer getan haben - mit moderner Leistungsfähigkeit: die Aristokratie eines Volkes binnen einer Stunde in einem verschneiten Wald hingemetzelt; die Intelligenz einer Nation, einschließlich all jener, die Brillen tragen, systematisch erschossen.«
    »Das kann nicht alles sein, was du gesehen hast«, sagte Marius.
    »Ich glaube es nicht. Akascha, sieh mich an.
    Bringe etwas Wohlwollen auf für mich und das, was ich zu sagen versuche.«
    »Es spielt keine Rolle, ob du es glaubst oder nicht!« sagte sie im ersten anhaltenden Zorn. »Du hast nicht gelten lassen, was ich dir zu erklären versuchte. Du bist nicht auf das ausgezeichnete Bild eingegangen, das ich deiner Vorstellungskraft geliefert habe. Erkennst du nicht das Geschenk, das ich dir anbiete? Ich würde dich retten! Und was bist du, wenn ich das nicht tue? Ein Bluttrinker, ein Mörder!«
    Ich hatte sie nie so erregt gehört. Als Marius antworten wollte, gebot sie ihm herrisch Schweigen. Sie sah Santino und Armand an.
    »Du, Santino«, sagte sie. »Du, der du die römischen Kinder der Finsternis beherrscht hast, als sie glaubten, als Anhänger des Teufels Gottes Willen auszuführen - erinnerst du dich daran, wie es war, ein Ziel zu haben? Und du, Armand, Leiter des alten Ordens von Paris, erinnerst du dich an die Zeit, als du ein Heiliger der Finsternis warst? Zwischen Himmel und Hölle war dein Platz. Ich biete dir das erneut an, und das ist keine Täuschung! Könnt ihr nicht nach euren verlorenen Träumen greifen?«
    Keiner antwortete ihr. Santino war von Grauen gepackt; die Wunde in seinem Inneren blutete. Armands Gesicht enthüllte nichts als Verzweiflung.
    Ein finsterer, fatalistischer Ausdruck befiel Akascha. Es war aussichtslos. Keiner von ihnen würde sich ihr anschließen. Sie sah Marius an.
    »Deine geliebte Menschheit!« sagte sie. »Sie hat in sechstausend Jahren nichts gelernt!«
    »Also gut, wie würde dann deine Welt aussehen?« sagte Marius. Seine Hände zitterten. »Glaubst du nicht, daß die Frauen um ihre Männer kämpfen werden?«
    Sie lachte. Sie drehte sich zu mir hin. »Haben sie in Sri Lanka gekämpft, Lestat? Haben sie in Haiti gekämpft? Haben sie auf Lynkonos gekämpft?«
    Marius starrte mich an. Er wartete auf meine Antwort, um meinen Standpunkt kennenzulernen. Ich wollte diskutieren, die Fäden, die er mir gesponnen hatte, aufnehmen und weiterspinnen. Aber mein Kopf war leer.
    »Akascha«, sagte ich. »Geh nicht weiter auf diesem blutigen Pfad. Bitte. Belüge und verwirre die Menschen nicht länger.«
    Da war es, brutal und unverfälscht, aber das einzig Ehrliche, das ich beitragen konnte.
    »Ja, denn das ist der Kernpunkt«, sagte Marius, wieder in besonnenem, besorgtem, fast flehendem Ton. »Es ist eine Lüge, Akascha, es ist eine weitere abergläubische Lüge! Haben wir davon nicht genug gehabt? Und ausgerechnet jetzt, da die Welt aus ihren alten Verblendungen erwacht, da sie sich von den alten Göttern befreit hat.«
    »Eine Lüge?« fragte sie. Sie wich zurück, als hätte er sie verletzt. »Was ist die Lüge? Habe ich gelogen, als ich ihnen sagte, ich würde eine Herrschaft des Friedens auf Erden bringen? Habe ich gelogen, als ich ihnen sagte, ich sei die, auf die sie gewartet hätten? Nein, ich habe nicht gelogen. Was ich tun kann, ist, ihnen das erste Häppchen Wahrheit zu geben, das sie je kennengelernt haben! Ich bin das, wofür sie mich halten. Ich bin ewig und allmächtig, und ich werde sie beschützen …«
    »Sie beschützen?« fragte Marius. »Wie kannst du sie vor ihren schlimmsten Feinden beschützen?« »Was für Feinde?«
    »Krankheiten, meine Königin. Tod. Du bist keine Heilerin. Du kannst kein Leben geben oder retten. Und sie werden solche Wunder erwarten. Alles, was du kamst, ist töten.»
    Schweigen. Stille. Ihr Gesicht war plötzlich leblos wie in dem Schrein,, die Augen starrten geradeaus, ob leer oder in

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