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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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nichts Heiliges, ich meine einfach die kosmische Ordnung, Akascha. Ich meine einfach den Zusammenhang, der alles umfaßt.«
    »Und so suchst du dir wieder die Gründe für deinen Optimismus heraus«, sagte sie, »wie immer schon. Komm. Frage mich nach den westlichen Großstädten, in denen auch an die Armen täglich Schüsseln mit Fleisch und Gemüse ausgegeben werden, und erzähle mir, daß es keinen Hunger mehr gibt. Ach, dein Schüler hier hat mir schon genug von dem Quatsch erzählt - diese idiotischen Dummheiten, auf denen immer schon die Selbstgefälligkeit der Reichen beruht hat. Die Welt ist in Lasterhaftigkeit und Chaos versunken; es ist, wie es immer war, oder schlimmer.« »O nein, so nicht«, sagte Marius unnachgiebig. »Die Menschen sind lernfähig. Wenn du nicht erkennst, was sie gelernt haben, bist du blind. Sie sind Wesen, die sich ständig verändern, sich ständig vervollkommnen, ständig ihren Horizont und die Empfänglichkeit ihrer Herzen erweitern. Du wirst ihnen nicht gerecht, wenn du von diesem Jahrhundert als dem blutigsten sprichst; du siehst das Licht nicht, das die Finsternis immer heller überstrahlt; du siehst nicht die Entwicklung der menschlichen Seele!«
    Er erhob sich von seinem Platz und ging um den Tisch herum an ihre linke Seite. Er setzte sich auf den leeren Stuhl zwischen ihr und Gabrielle. Und dann ergriff er ihre Hand und hob sie an.
    Ich erschrak, als ich ihn beobachtete. Ich fürchtete, sie würde ihm nicht erlauben, sie zu berühren; doch sie schien diese Geste zu mögen; sie lächelte nur.
    »Es ist wahr, was du über den Krieg sagst«, sagte er, sie anflehend und gleichzeitig mit seinem Stolz kämpfend. »Ja, und auch ich habe die Schreie der Sterbenden gehört; wir alle haben sie gehört, all die Jahrzehnte lang; und selbst jetzt wird die Welt durch tägliche Berichte über bewaffnete Konflikte mit Entsetzen erfüllt. Aber der Aufschrei gegen diese Greuel ist das Licht, von dem ich spreche, es ist die Einstellung, die es in der Vergangenheit nie gegeben hat, es ist die Unnachgiebigkeit, mit der verständige Männer und Frauen in den Schaltzentralen der Macht zum erstenmal in der Geschichte der Menschheit dem Unrecht in jeder Form wirklich ein Ende setzen wollen.«
    »Du sprichst von der geistigen Einstellung einiger weniger.«
    »Nein«, sagte er. »Ich spreche von einer sich wandelnden Weltanschauung; ich spreche von einem Idealismus, aus dem handfeste Realitäten entstehen werden. Akascha, verstehst du nicht, fehlerhart, wie sie sind, brauchen sie Zeit, um ihre Träume zu verwirklichen.«
    »Ja!« Es war Louis, der da sprach.
    Mir stockte das Herz. Er war so verwundbar! Was, wenn sie ihren Zorn auf ihn richtete…
    Aber Louis fuhr in seiner ruhigen und kultivierten Art fort: »Es ist ihre Welt, nicht unsere«, sagte er bescheiden. »Wir haben sie doch wohl verwirkt, als wir unsere Sterblichkeit verloren. Wir haben kein Recht, jetzt ihre Anstrengungen zu sabotieren. Wenn wir es tun, betrügen wir sie um Erfolge, die sie schon zuviel gekostet haben! Auch nur in den letzten hundert Jahren haben sie wunderbare Fortschritte gemacht; sie haben Unrecht beseitigt, das die Menschheit für unvermeidlich hielt; sie haben erstmals ein Konzept für die Familie der Menschen entwickelt.«
    »Deine Wahrhaftigkeit rührt mich an«, antwortete Akascha. »Ich habe dich nur verschont, weil Lestat dich liebte. Jetzt verstehe ich diese Liebe. Welchen Mut muß es dich kosten, mir dein Innerstes zu offenbaren. Aber du selbst bist der räuberischste unter all den Unsterblichen hier. Du tötest ohne Rücksicht auf Alter oder Geschlecht oder Lebenswillen.«
    »Dann töte mich!« antwortete er. »Ich wollte, du würdest es tun. Aber töte keinen Menschen! Misch dich bei ihnen nicht ein. Auch wenn sie sich gegenseitig umbringen! Gib ihnen Zeit, ihre neuen Vorstellungen zu verwirklichen.«
    »Zeit«, sagte Maharet. »Vielleicht ist es das, worum wir bitten. Zeit. Und das ist es, was du geben mußt.«
    Es entstand eine Pause.
    Akascha wollte diese Frau nicht mehr ansehen, sie wollte ihr nicht zuhören. Ich konnte spüren, wie sie zurückschreckte. Sie entzog Marius ihre Hand, sie sah Louis lange an und wandte sich dann, als sei es unvermeidlich, Maharet zu, und ihr Gesichtsausdruck wurde starr und beinahe grausam.
    Doch Maharet fuhr fort: »Du hast schweigend jahrhundertelang über deine Lösungen nachgedacht. Was sind weitere hundert Jahre? Sicherlich wirst du nicht bestreiten wollen, daß das

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