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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Fehler mit dir in ein frühes Grab zu nehmen. Ihn heiligzusprechen war deine Absicht. Um eine mächtige und glorreiche Religion zu gründen; und das ist noch immer deine Absicht. Aber es war letzten Endes nur ein Unfall, eine Entstellung, und nichts weiter.
    Und sieh dir jetzt die Zeiten an, die seit jenem finsteren und bösen Moment vergangen sind; sieh dir die anderen Religionen an, die sich auf Magie gründen, die auf irgendeiner Erscheinung oder einer Stimme aus den Wolken beruhen! Die auf Eingriffen des Übernatürlichen in dieser oder jener Form beruhen - auf Wundern, Offenbarungen, der Auferstehung eines sterblichen Menschen von den Toten!
    Sieh dir die Auswirkungen deiner Religionen an, diese Bewegungen, die mit ihren phantastischen Geboten Millionen aufgehetzt haben. Sieh dir an, was sie in der Geschichte der Menschheit angerichtet haben. Sieh dir die Kriege an, die in ihrem Namen gerührt worden sind, die Verfolgungen, die Massaker. Sieh nur die bloße Unterdrückung der Vernunft, sieh den Preis für Glauben und Begeisterung.
    Und du sprichst uns von Kindern, die im Namen Allahs sterben, während die Kanonen donnern und die Bomben fallen!
    Und den europäischen Staat, den du erwähnst, der ein ganzes Volk ausrotten wollte… Im Namen welch eines großartigen geistigen Weltentwurfs ist das geschehen? Und woran erinnert sich die Welt noch? An die Vernichtungslager, die Öfen, in denen Leichen zu Tausenden verbrannt wurden. Die Ideen sind vergessen!
    Ich sage euch, es würde uns schwerfallen zu entscheiden, was das größere Übel ist - die Religion oder die reine Idee. Der Eingriff des Übernatürlichen oder die elegante, einfache, abstrakte Lösung! Beides hat diese Welt mit Leiden überschwemmt; beides hat die Menschheit buchstäblich und bildlich in die Knie gezwungen.
    Verstehst du nicht? Nicht der Mensch ist der Feind des Menschen. Es ist die Unvernunft, es ist der Geist, der von der Materie getrennt ist, von dem, was uns ein schlagendes Herz oder eine blutdurchströmte Vene zu lehren weiß, wenn wir nur darauf hören.
    Du beschuldigst uns der Gier. Ach, aber unsere Gier ist unsere Rettung.
    Denn wir wissen, was wir sind; wir kennen unsere Grenzen, und wir kennen unsere Sünden; du hast deine nie gekannt.
    Du würdest alles noch einmal wiederholen, nicht wahr? Du würdest eine neue Religion bringen, eine neue Offenbarung, eine neue Welle des Aberglaubens und der Opferungen und des Todes.«
    »Du lügst«, antwortete Akascha, die ihre Wut kaum beherrschen konnte. »Du verrätst das Schöne, von dem ich so sehr träume; du verrätst es, weil du keine Phantasie, keine Träume hast.«
    »Das Schöne ist da draußen!« sagte Maharet. »Es verdient deine Gewalttätigkeit nicht. Bist du so unbarmherzig, daß die Leben, die du auslöschen willst, dir nicbts bedeuten? Ach, es ist immer das gleiche!«
    Die Spannung war unerträglich. Ich schwitzte Blut und Wasser. Ich konnte das Entsetzen an allen bemerken. Louis ließ den Kopf hängen und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Nur der junge Daniel machte einen hoffnungslos hingerissenen Eindruck. Und Armand starrte einfach Akascha an, als hätte er mit allem nichts zu tun. Akascha kämpfte schweigend mit sich. Aber dann schien sie ihre Fassung wiederzugewinnen.
    »Du lügst, wie du es immer getan hast«, sagte sie verzweifelt. »Aber es ist nicht wichtig, ob du an meiner Seite kämpfst. Ich werde tun, was ich vorhabe. Noch nie ist wirklich Gutes ohne Opfer und Mut zustande gekommen. Und wenn ihr euch alle gegen mich stellt, wenn ihr euch mir alle widersetzt, werde ich die Engel, die ich brauche, aus besserem Stoff erschaffen.«
    »Nein, das wirst du nicht«, sagte Maharet.
    »Akascha, bitte«, sagte Marius. »Gib uns Zeit. Warte, überlege nur etwas. Nichts muß jetzt entschieden werden.«
    »Ja«, sagte ich. »Gib uns Zeit. Komm mit mir. Laß uns gemeinsam hinausgehen - du und ich und Marius -, hinaus aus den Träumen und Visionen in die wirkliche Welt.«
    »Oh, wie du mich beleidigst und erniedrigst«, flüsterte sie. Ihr Zorn richtete sich gegen Marius, konnte aber jeden Augenblick auf mich umschlagen.
    »Es gibt so viele Dinge, so viele Orte«, sagte er, »die ich dir zeigen möchte! Gib mir nur die Gelegenheit. Akascha, zweitausend Jahre lang habe ich mich um dich gekümmert, habe dich beschützt…«
    »Du hast dich selbst beschützt! Du hast die Quelle deiner Kraft, die Quelle deiner Bosheit beschützt!«
    »Ich flehe dich an«, sagte Marius. »Ich falle

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