Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten
Lächeln zuwarf, das sein perlenartiges Gebiß mit den kleinen Fangzähnen freilegte, und seine grauen Augen blitzten kurz auf. »Und du irrst durch die Gegend, stimmt’s?«
Okay, schon wieder so’n Gedankenleser wie Davis. Und einer mit ausländischem Akzent. »Na und?« sagte sie. Und erstaunlicherweise schnappte sie seinen Namen auf, als hätte er ihr einen Ball zugeworfen: Laurent. Das war ein geiler Name, klang irgendwie französisch.
»Bleib da stehen, Baby Jenks«, sagte er. Sein Akzent war auch französisch, vermutlich. »Dieser Orden hatte drei Mitglieder, und zwei sind verbrannt. Die Polizei kann natürlich nichts rausfinden, aber du wirst sie erkennen, sobald du auf sie trittst, und es wird dir nicht gefallen.«
Himmel! Er hatte nicht gelogen, denn da war tatsächlich einer, gleich da hinten in der Eingangshalle, und es sah aus wie ein halbverbrannter Anzug, und allein vom Geruch war ihr klar, daß da ein Toter dringesteckt hatte, und nur die Ärmel und Hosenbeine und Schuhe waren verschont geblieben. Und mittendrin war so’n graues Schmutzzeug, sah eher nach Schmalz und Puder als nach Asche aus. Komisch, wie der Hemdärmel noch hübsch ordentlich aus dem Jackenärmel ragte.
Ihr wurde schlecht. Konnte einem als Tote schlecht werden? Sie wollte nur hinaus. Was, wenn der zurückkäme, der das hier angerichtet hatte? Warn Unsterblicher, konnte man Gift drauf nehmen.
»Rühr dich nicht«, befahl ihr der Tote. »Wir werden abhauen, sobald es geht.«
»Jetzt zum Beispiel«, sagte sie. Sie zitterte am ganzen Leib. Das verstanden sie also unter kaltem Schweiß!
Er hatte eine Blechdose aufgestöbert, der er einen Stapel unverkohlter Geldscheine entnahm.
»Hey, Typ, laß uns halbe-halbe machen«, sagte sie. Sie spürte, daß irgend etwas in der Nähe war, und es hatte nichts mit dem Schmalzflecken auf dem Fußboden zu tun. Sie dachte an die niedergebrannten Ordenshäuser in Dallas und Oklahoma City, an die Art und Weise, wie die Fangzahnbande sie im Stich gelassen hatte. Er durchschaute ihre Gedanken, sie wußte es. Sein Gesicht entspannte sich, sah wieder richtig niedlich aus. Er ließ die Dose fallen und kam so schnell auf sie zu, daß sie noch mehr Angst bekam.
»Ja, ma chhe«, sagte er ernsthaft, »all diese Ordenshäuser, genau. Die Ostküste ist wie eine Kette Glühbirnen niedergebrannt worden. Und aus den Ordenshäusern in Paris und Berlin hören wir nichts mehr.«
Als sie zur Tür gingen, nahm er sie beim Arm. »Wer steckt dahinter?« fragte sie.
»Wer weiß das schon, cherie? Es zerstört die Häuser, die Vampirbars, uns. Wir müssen weg von hier. Mach dein Motorrad startklar.«
Aber sie hielt inne. Draußen war was. Sie stand am Rand der Veranda. Etwas. Sie fürchtete sich weiterzugehen, sie fürchtete sich, zurück ins Haus zu gehen.
»Was ist los?« fragte er sie flüsternd.
Wie dunkel diese Gegend mit ihren großen Bäumen und den Häusern war; sie sahen alle verhext aus, und sie hörte etwas, etwas ganz Leises, wie… wie etwas, das atmete.
»BabyJenks? Los jetzt!«
»Aber wo gehen wir denn hin?« fragte sie. Dieses Ding, was immer es auch war, war fast ein Geräusch.
»Da, wo wir hinmüssen.
Zu ihm, Liebling, zum Vampir Lestat. Er ist in San Francisco und guter Dinge und wartet auf uns.«
»Yeah?« sagte sie und blickte in die dunkle Straße vor ihnen.
»Ja natürlich, zum Vampir Lestat.« Nur zehn Schritte bis zum Motorrad. Mach schon, Baby Jenks. Er war drauf und dran, sich ohne sie auf den Weg zu machen. »Nein, tu’s nicht, du Hundesohn, untersteh dich, mein Motorrad auch nur anzufassen!«
Aber es war jetzt ein richtiges Geräusch, oder? Baby Jenks hatte so etwas noch nie gehört. Aber wenn man tot ist, hört man viel. Man hört weit entfernte Züge und die Gespräche von Leuten in Flugzeugen da oben.
Ihr toter Freund hörte es auch. Nein, er hörte, wie sie es hörte! »Was ist es?« flüsterte er. Himmel, hatte er Angst! Und jetzt hörte er es auch selbst.
Er zog sie die Stufen hinunter. Sie stolperte und wäre beinahe hingefallen, aber er hob sie hoch und setzte sie auf ihr Motorrad.
Das Geräusch schwoll nun gewaltig an. Es war so laut, daß sie nicht mehr hören konnte, was ihr der Tote sagte. Sie drehte den Zündschlüssel um und gab Gas, und der Tote saß hinter ihr, aber gütiger Himmel, dieses Geräusch, sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie konnte nicht einmal den Motor hören!
Sie blickte nach unten, um festzustellen, ob der Motor überhaupt
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