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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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blickend. Aber jetzt war sie nicht mehr Baby Jenks. Nein, ganz und gar nicht.

3
Die Göttin Pandora
    Einst hatten wir die Wörter.
    Ochse und Falke. Pflug.
    Es herrschte Klarheit.
    Ungestüm wie gekrümmte Hörner.
    Wir lebten in steinernen Kammern.
    Wir ließen unser Haar aus den Fenstern hängen,
    und die Männer kletterten empor.
    Ein Garten hinter den Ohren, den Locken.
    Auf jedem Hügel ein König dieses Hügels.
    Nachts wurden die Fäden aus den Gobelins gezogen.
    Die entfaserten Männer schrien.
    Alle Monde enträtselt. Wir hatten die Wörter.
     
    Stan Rice
    Ernst
     
    Sie war groß von Gestalt, ganz in Schwarz gekleidet, nur die Augen blickten noch hervor, und mit unmenschlicher Geschwindigkeit eilte sie über den tückischen, schneebedeckten Pfad. Fast klar war diese Nacht der winzigen Sterne, hier in der dünnen Höhenluft des Himalaya, und in weiter Feme ragten durch einen dicken, wilden Wolkenkranz die zerklüfteten Wände des Everest. Jedesmal wenn sie hinsah, verschlug es ihr den Atem.
    Diesen Berg anbeten? Ja, das könnte man straflos tun, da der Berg niemals antworten würde. Der pfeifende Wind, der ihre Haut hatte erstarren lassen, war niemals Stimme. Angesichts dieser zufälligen und völlig gleichgültigen Erhabenheit hätte sie am liebsten geweint.
    Und angesichts der Pilger weit unter ihr ebenfalls: ein dünner Ameisenzug, der sich den schmalen Pfad hinaufwand - in kaum sagbar trauriger Verblendung. Doch sie strebte demselben verborgenen Bergtempel entgegen. Sie strebte demselben verabscheuenswerten und trügerischen Gott entgegen.
    Sie litt unter der Kälte. Ihr Gesicht, ihre Lider waren von Eis überzogen. Kleine Kristalle klebten auf ihren Wimpern. Und selbst ihr fiel jeder Schritt in diesem brausenden Wind schwer. Schmerz oder der Tod konnten ihr nichts anhaben,
    dazu war sie zu alt. Ihr Leiden war eher seelischer Natur. Es hatte mit der gewaltigen Widerstandskraft der Elemente zu tun, mit dem Umstand, daß sie stundenlang nichts anderes sah als weißes Schneetreiben.
    Egal. In den lärmenden und stinkenden Straßen Neu Delhis hatte sie vor ein paar Nächten ein alarmierendes Schaudern durchzuckt, was sich seitdem ungefähr jede Stunde mit einer Heftigkeit wiederholt hatte, als würde die Erde in ihrem Innersten erzittern.
    Manchmal war sie überzeugt, daß Die Mutter und Der Vater erwacht waren. Irgendwo, in einer weit entfernten Gruft, die ihr geliebter Marius für sie ausgesucht hatte, hatten JENE, DIE BEWAHRT WERDEN MUSSEN sich endlich geregt. Nichts weniger als solch eine Auferstehung konnte die Ursache dieser machtvollen, doch rätselhaften Signale sein - Akascha und Enkil erhoben sich von ihrem gemeinsamen Thron, nachdem sie sechstausend Jahre lang in grausiger Reglosigkeit verharrt hatten.
    War doch großartig, oder? Man hätte genausogut den Berg bitten können, ein paar Worte zu sprechen. Denn die alten Eltern aller Blutsauger waren für sie keine bloße Legende. Im Gegensatz zu so vielen ihrer Brut hatte sie sie mit eigenen Augen gesehen. Vor der Tür ihres Schreins war sie unsterblich gemacht worden; auf ihren Knien war sie Der Mutter entgegengekrochen und hatte sie berührt; sie hatte die weiche, glänzende Oberfläche durchbohrt, die einst die Menschenhaut Der Mutter gewesen war, und geöffneten Mundes das hervorquellende Blut Der Mutter empfangen. Ein Mirakel war es gewesen, wie das lebendige Blut aus dem leblosen Körper strömte, ehe sich die Wunden wie von Zauberhand wieder schlössen.
    Aber in diesen frühen Jahrhunderten hatte sie Marius’ Überzeugung geteilt, daß Die Mutter und Der Vater lediglich schlummerten, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis sie wieder zu ihren Kindern sprechen würden.
    Sie und Marius hatten ihnen gemeinsam bei Kerzenschein Hymnen vorgesungen; sie hatte eigenhändig den Weihrauch entfacht und ihnen die Blumen hingestellt; sie hatte geschworen, den Standort des Heiligtums nie zu verraten, aus Furcht, andere Blutsauger könnten herbeikommen, um Marius zu vernichten, seine Schützlinge zu stehlen und sich gierig an dem ursprünglichen und so machtvollen Blut zu laben.
    Aber es war lange her, daß die Welt zwischen Stämmen und Imperien aufgeteilt war, die Helden und Kaiser kurzerhand zu Göttern erklärt wurden. Damals hatten anmutige philosophische Gedankengebäude ihre Phantasie beflügelt.
    Inzwischen wußte sie, was es bedeutete, auf immer und ewig zu leben. Gefahr. Sie fühlte wieder, wie diese brennende Strömung sie durchruhr. Dann war

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