Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
Aber zuerst mußte sie ein paar Tote in St. Louis auftreiben. Sie konnte nicht mehr alleine weitermachen.
    Wo war noch gleich das Central West End?
    Dieser Boulevard kam ihr bekannt vor. Sie fuhr kreuz und quer durch die Gegend und betete, daß sich kein Bulle an ihre Fersen hefte. Im Fall eines Falles wäre sie ihm freilich davongeflitzt, wie immer, obwohl sie sich eigentlich zu gerne mal so einen Dreckskerl auf einer einsamen Landstraße vorgeknöpft hätte. Aber im Moment wollte sie nicht aus St. Louis vertrieben werden.
    Na endlich, dieses Viertel kannte sie doch. Stimmt, das war das Central West End, und sie bog rechts ein und fuhr eine jener Straßen mit den riesigen schattigen Laubbäumen entlang. Wieder mußte sie an ihre Mutter denken, an das grüne Gras, die Wolken, und für einen Augenblick verspürte sie einen Kloß in ihrem Hals.
    Wenn sie nur nicht so verflucht einsam gewesen wäre! Aber dann sah sie die Gatter, yeah, das war die Straße. Killer hatte ihr gesagt, daß die Toten im Grunde nichts vergessen. Ihr Gehirn sei so eine Art kleiner Computer. Stimmte möglicherweise. Das waren zweifellos die großen Eisengatter, weit geöffnet und mit Efeu überwachsen.
    Sie dämpfte ihre Maschine auf ratterndes Schneckentempo, dann stellte sie den Motor ganz ab, das Geräusch war zu laut in diesem Tal herrschaftlicher Villen. Sie mußte absteigen, um ihr Fahrzeug zu schieben, aber das war schon okay. Sie schlurfte gerne durch dieses tiefe Laub. Diese ruhige Straße hatte es ihr sowieso angetan.
    Junge, Junge, wenn ich ein Großstadtvampir wäre, würde ich auch hier wohnen, dachte sie, und dann sah sie am anderen Ende der Straße das Ordenshaus, sah die Ziegelmauern und die weißen maurischen Torbögen. Ihr Herz klopfte wie wild. Abgebrannt!
    Erst traute sie ihren Augen nicht! Dann sah sie, daß es doch stimmte, große schwarze Streifer, auf den Ziegeln, die Fenster zersprungen, weit und breit keine einzige Glasscheibe mehr. Gütiger Himmel! Sie drehte durch. Sie schob ihr Motorrad näher heran und biß sich dabei so fest auf die Lippen, daß sie ihr eigenes Blut schmecken konnte. Sieh sich das einmal einer an! Wer zum Teufel steckte dahinter? Überall auf dem Rasen und sogar in den Bäumen waren winzige Glasscherben, die so fein glitzerten, daß Menschen sie wahrscheinlich gar nicht wahrnehmen konnten. Es kam ihr wie ein Alptraum von Christbaumschmuck vor. Und der Gestank verkohlten Holzes hing schwer in der Luft.
    Sie war nahe dran, in Tränen auszubrechen, laut aufzuschreien. Aber dann hörte sie etwas. Kein richtiges Geräusch, aber etwas, auf das zu achten Killer sie gelehrt hatte. Da drinnen war ein Toter!
    Sie konnte ihr Glück gar nicht fassen, und es kümmerte sie einen Dreck, was geschehen würde; sie ging rein. Doch, da war jemand. Sie ging ein paar Schritte weiter, raschelte absichtlich laut im brüchigen Laub. Alles war dunkel, aber irgendwas bewegte sich da drinnen und wußte, daß sie näher kam. Und als sie dastand, pochenden Herzens und wild entschlossen hineinzugehen, trat jemand auf die Veranda, ein Toter, der sie geradewegs anblickte.
    Gelobt sei der Herr, flüsterte sie. Und das war nicht so’n Wichser im dreiteiligen Anzug. Nein, es war ein junger Bursche, kaum zwei Jahre länger Vampir als sie, und er sah nach etwas ganz Besonderem aus. Er hatte silbernes, gelocktes Haar, was jungen Leuten immer überraschend gut steht, und er war groß, ungefähr einsachtzig, und schlank, in ihren Augen elegant vom Scheitel bis zur Sohle. Seine Haut war weiß wie Eis, und er trug ein dunkelbraunes Hemd mit hohem Kragen, das sich eng über seine Brust schmiegte, und eine modische Lederjacke und -hose, alles andere als so ein Motorradoutfit. Einfach Spitze, dieser Typ, und niedlicher als irgend jemand von der Fangzahnbande. »Komm rein!« sagte er. »Schnell.«
    Wie ein Wirbelwind huschte sie die Stufen hoch. Die Luft war noch immer voller Aschepartikelchen, und ihre Augen schmerzten, und sie mußte husten. Die Veranda war zur Hälfte eingefallen. Vorsichtig lenkte sie ihre Schritte in die Eingangshalle. Ein paar Stufen waren noch da, aber das Dach klaffte weit auf. Und der Kronleuchter war hinabgestürzt und völlig verrußt. Ganz schön unheimlich, das reinste Spukschloß.
    Der Tote hielt sich jetzt im Wohnzimmer auf oder was davon noch übrig war, stocherte in dem verbrannten Zeug, Möbel und so; er schien echt sauer zu sein.
    »BabyJenks, oder?« sagte er, wobei er ihr ein seltsam gekünsteltes

Weitere Kostenlose Bücher