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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Rolls-Royce, so eine Art zusätzlicher Vision.
    Komm schon, Daniel. Diesmal hast du es mir wirklich schwergemacht.
    Es kam selten vor, daß er Armand wütend sah. Dabei liebte Daniel diese Wut! Seine Knie versagten den Dienst. Er spürte, wie er hochgehoben wurde, und dann war da der weiche Samt des Rücksitzes. Er kippte auf seine Hände. Er schloß die Augen.
    Aber Armand zog ihn zärtlich hoch, hielt ihn fest. Der Wagen schaukelte sanft und einlullend während der Fahrt. Es war so schön, endlich wieder in Armands Armen zu ruhen. Aber es gab so viel, das er Armand erzählen mußte, so viel über den Traum, über das Buch.
    »Glaubst du wirklich, daß ich das nicht weiß?« flüsterte Armand. Ein seltsames Aufflackern des Auges, was hatte das zu bedeuten? Ein Blick, der gleichzeitig grob und zärtlich war. Er griff nach einem Becher, der halb mit Brandy gefüllt war, und reichte ihn Daniel.
    »Und du läufst vor mir davon«, sagte er, »von Stockholm nach Edinburgh und nach Paris. Was glaubst du eigentlich, wer ich bin, daß ich dir in solchem Tempo und auf so verschlungenen Pfaden folgen kann? Ganz abgesehen von der Gefahr…«
    Und dann waren da plötzlich Lippen auf Daniels Gesicht, ab, schon besser, ich küsse so gerne. Und kuschle mich so gerne an tote Dinge, ja, halte mich fest. Er senkte sein Gesicht auf Armands Hals. Dein Blut.
    »Noch nicht, mein Geliebter.« Armand schob ihn fort; er legte seine Finger auf Daniels Lippen. »Höre zu, was ich dir zu sagen habe. Die unserer Art werden in aller Welt vernichtet.«
    Vernichtet. Ein Schreck durchfuhr ihn, so daß sich sein Körper trotz aller Erschöpfung anspannte. Er versuchte, den Blick auf Armand zu haften,
    aber er sah nur wieder die rothaarigen Zwillinge, die Soldaten, den verkohlten Körper der Mutter. Was hatte diese ständig wiederkehrende Vision zu bedeuten?
    »Das weiß ich nicht«, sagte Armand. Und er meinte den Traum, weil auch er diesen Traum gehabt hatte. Er hob den Brandy zu Daniels Lippen.
    Oh, so warm, ja. Er würde das Bewußtsein verlieren, wenn er ihn nicht weiter festhielte. Sie rasten jetzt lautlos über den Freeway, aus Chicago hinaus. Der Regen spülte über die Fenster, und sie waren zusammen in dieser kleinen, mit Samt ausgeschlagenen Höhle. Ach, wie schön war doch dieser Silberregen. Armand aber hatte sich abgewandt, als würde er einer fernen Musik lauschen, die Lippen halb geöffnet, Worte auf der Zunge erstarrt.
    Ich bin bei dir, sicher bei dir.
    »Nein, Daniel, nicht sicher«, antwortete er. »Vielleicht nicht einmal eine Nacht oder eine Stunde lang.«
    Daniel versuchte zu denken, sich eine Frage zurechtzulegen, aber er war zu schwach, zu müde. Seine Augen fielen zu, und er sank gegen Armands Schulter, und er fühlte seine Hand auf seinem Rücken.
    Ganz weit in der Ferne hörte er Armands Stimme: »Was mach ich nur mit dir, mein Geliebter? Vor allem jetzt, wo ich selbst so viel Angst habe.«
    Wieder Dunkelheit. Noch einmal Brandy, noch einmal die Berührung von Armands Hand, aber er träumte schon.
    Die Zwillinge durchwanderten die Wüste; die Sonne stand am Zenit. Sie verbrannte ihre weißen Arme, ihre Gesichter. Ihre Lippen waren vom Durst aufgeschwollen und zersprungen. Ihre Kleider waren blutbefleckt.
    »Laß es regnen«, flüsterte Daniel, »du kannst es machen, laß es regnen.« Eine der Zwillinge fiel auf ihre Knie, und ihre Schwester tat es ihr gleich und umschlang sie. Rotes Haar fiel über rotes Haar.
    Irgendwo weit weg hörte er wieder Armands Stimme. Armand sagte, daß sie schon zu weit in die Wüste vorgedrungen seien. Nicht einmal ihre Geister könnten da Regen herbeizaubern. Aber warum? Vermochten Geister denn nicht alles?
    Er spürte, wie ihn Armand wieder zärtlich küßte.
    Die Zwillinge haben jetzt einen Gebirgspfad erreicht. Aber es gab keinen Schatten, weil die Sonne direkt über ihnen stand, und die felsigen Hänge waren zu tückisch, als daß sie sie hätten erklimmen können. Sie gingen weiter. Konnte ihnen denn niemand helfen? Alle paar Schritte stolperten sie jetzt. Die Felsen dampften vor Hitze, sie wagten sie nicht zu berühren.
    Schließlich fiel eine von ihnen hin, und die andere legte sich über sie, breitete ihr Haar über sie aus.
    Ach, wenn nur der Abend gekommen wäre mit seinen kühlenden Winden.
    Plötzlich blickte der Zwilling, der seine Schwester beschützte, empor. Auf den Klippen regte sich etwas. Dann wieder Ruhe. Ein Felsen fiel. Und dann sah Daniel Männer sich nähern,

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