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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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getrieben, die steinernen Deckel geöffnet. Laßt ab: Die Blinde wehrte sich, als könnte sie sehen, aber sie überwältigten sie, öffneten den Deckel und legten sie in den steinernen Kasten. In sprachlosem Schrecken sah Mekare zu, obwohl sie nun selbst zu der anderen Bahre getrieben wurde. Schließt den Deckel nicht, oder ich werde nach Mekare schreien!
    Nach beidenl
    Jesse saß senkrecht im Bett. Sie hatte aufgeschrien.
    Sie war alleine in dem Haus, niemand hatte sie schreien gehört, und sie vernahm noch immer das Echo. Nur das schwache Quietschen des Bettes in den Ketten und der Gesang der Vögel draußen in den Wäldern, den tiefen Wäldern, störte die Stille. Und sie hatte das dumpfe Gefühl, daß die Uhr sechs geschlagen hatte.
    Schnell entwich der Traum. Verzweifelt versuchte sie, die Einzelheiten festzuhalten, die ihr immer entschlüpften - die Kleidung dieser seltsamen Leute, die Waffen der Soldaten, die Gesichter der Zwillinge! Aber alles war bereits vorbei. Nur der Bann blieb noch übrig und ein Bewußtsein von dem, was geschehen war — und die Gewißheit, daß der Vampir Lestat mit diesen Träumen etwas zu tun hatte.
    Sie warf einen verschlafenen Blick auf ihre Uhr. Keine Zeit mehr. Sie wollte im Auditorium sein, wenn der Vampir Lestat hereinkam;
    sie wollte direkt vor der Bühne stehen.
    Aber sie zögerte noch, betrachtete die weißen Rosen auf ihrem Nachttisch. Durch das geöffnete Fenster sah sie das orangefarbene Licht des Südhimmels dringen. Sie ergriff den Brief, der neben den Blumen lag, und las ihn noch einmal durch.
     
Mein Liebling,
    da ich weit von zu Hause fort bin, hat mich Dem Brief erst jetzt erreicht. Daß Dich  dieser Lestat fasziniert, kann ich verstehen. Sie spielen seine Musik sogar in Rio. Die Bücher, die Du mir geschickt hast, habe ich bereits gelesen. Ich weiß, daß Du Ermittlungen über dieses Subjekt für die Talamasca anstrengst. Was Deine Träume über die Zwillinge anbetrifft, so müssen wir darüber sprechen. Das ist äußerst wichtig, da auch andere solche Träume gehabt haben. Aber ich bitte Dich -, nein, ich befehle Dir, nicht zu diesem Konzert zugehen. Du mußt in Sonoma bleiben, bis ich wieder zurück bin. Ich verlasse Brasilien so schnell wie möglich. Warte auf mich. Ich liebe Dich.
    Deine Tante Maharet
     
    »Tut mir leid, Maharet«, flüsterte sie. Aber es war einfach zuviel verlangt, nicht in dieses Konzert zu gehen. Und wenn irgend jemand dafür Verständnis hatte, so war das Maharet.
    Die Talamasca, für die sie zwölf lange Jahre gearbeitet hatte, würden ihr eine solche Mißachtung ihrer Anweisungen niemals verzeihen. Aber Maharet kannte den Grund; Maharet war der Grund. Und Maharet würde ihr vergeben.
    Ihr war schwindelig. Der Nachtmahr wirkte noch immer nach. Die Gegenstände des Raumes verschwanden in den Schatten, doch das Zwielicht brannte auf einmal so hell, daß sogar die bewaldeten Hügel das Licht reflektierten. Und die Rosen phosphoreszierten wie das weiße Fleisch der Zwillinge in dem Traum.
    Weiße Rosen. Sie versuchte, sich an etwas zu erinnern, das sie über weiße Rosen gehört hatte. Weiße Rosen schickte man auf Beerdigungen. Aber nein, das konnte Maharet nicht gemeint haben.
    Jesse griff die Blumen mit beiden Händen, und schon lösten sich die Blütenblätter. Sie drückte sie an ihre Lippen, und eine ferne, doch strahlende Erinnerung an einen längst vergangenen Sommer stieg in ihr auf, an Maharet, die in einem kerzenerleuchteten Raum ihres Hauses auf einem Bett weißer und gelber Rosenblütenblätter lag, die sie aufgelesen und an ihr Gesicht und ihren Hals gedrückt hatte.
    Hatte Jesse wirklich so etwas gesehen? So viele Rosenblütenblätter in Maharets langes rotes Haar verwebt. Haar wie Jesses Haar. Haar wie das Haar der Zwillinge in dem Traum.
    Eins von Hunderten von Erinnerungsbruchstücken, die sie nie in ein Ganzes einzufügen vermochte. Aber was sie noch von diesem verträumten, verschütteten Sommer erinnerte, war nun auch egal. Der Vampir Lestat wartete: Eine endgültige Antwort harrte ihrer, nicht unähnlich dem Versprechen des Todes.
    Sie stand auf und zog ihre abgewetzte Reitjacke an, die damals ihre zweite Haut war, ihr Herrenhemd und die Jeans. Sie schlüpfte in ihre ausgetreteten Lederstiefel. Zog kurz die Bürste durchs Haar.
    Jetzt mußte sie das Haus verlassen, in das sie erst an diesem Morgen eingedrungen war. Es tat ihr weh, es verlassen zu müssen. Aber es hatte ihr auch weh getan, zuerst hierherzukommen.
    Beim

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