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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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entschwunden ist.
    Habe keine Angst vor ihnen, aber lasse es auch nicht Zu, daß sie Deine Zeit verschwenden. Denn das tun sie nur allzu gern, wenn sie einmal herausbekommen haben, daß Du sie sehen kannst. Was Miriam betrifft, schreibe mir unbedingt, wenn Du sie wiedersiehst. Aber wenn ich ihren Rat, daß Du mir schreiben sollst, richtig deute, wird sie es nicht für nötig erachten zurückzukehren. Aller Wahrscheinlichkeit nach steht sie über den traurigen Possen jener, die Du am häufigsten siehst. Berichte mir über diese Dinge, wann immer sie Dir Furcht und Schrecken einjagen. Aber gib Dir Mühe, anderen davon nichts zu erzählen. Da sie über Deine seherischen Gabe« nicht verfügen, werden sie Dir niemals glauben.
     
    Diesen Brief hütete Jesse wie einen Schatz; jahrelang trug sie ihn bei sich, wo immer sie auch stand und ging. Maharet hatte ihr nicht nur geglaubt, sondern ihr auch einen Weg gewiesen, mit dieser beschwerlichen Fähigkeit umzugehen.
    Danach wurde Jesse noch gelegentlich von Geistererscheinungen erschreckt, und sie weihte ihre nächsten Freunde in ihre Geheimnisse ein. Aber im Laufe der Zeit hielt sie sich an Maharets Anweisungen, und ihre Fähigkeiten bereiteten ihr keinen Kummer mehr. Sie schienen eine Art Winterschlaf zu halten. Und es gab Zeiten, da sie sie vollends vergaß.
    Maharet schrieb ihr nun immer häufiger; sie war ihre Vertraute, ihre beste Freundin. Als Jesse ins College eintrat, mußte sie sich zugestehen, daß sie, dank dieser Briefe, von Maharet eine genauere Vorstellung besaß als von allen anderen, denen sie jemals begegnet war. Aber erst langsam konnte sie sich mit dem Gedanken vertraut machen, daß sie einander vielleicht nie begegnen würden.
    Sie war schon im dritten Jahr an der Columbia-Universität, als sie eines Abends ihre Wohnungstür öffnete und zu ihrer Überraschung feststellte, daß sämtliche Lichter brannten. Ein Feuer brannte im Kamin, und eine große schlanke; rothaarige Frau stand mit dem Schürhaken am Feuer.
    Welch eine Schönheit! Das war Jesses erster, überwältigender Eindruck. Das Gesicht war derart kunstvoll geschminkt und gepudert, daß es an eine orientalische Porträtbüste gemahnte, sah man von der Leuchtkraft ihrer grünen Augen und dem vollen roten Lockenhaar ab, das über ihre Schultern quoll.
    »Mein Liebling«, sagte die Frau. »Ich bin Maharet.«
    Jesse flog in ihre Arme. Aber Maharet fing sie auf, hielt sie sanft von sich fern und betrachtete sie. Dann überhäufte sie Jesse mit Küssen, als wage sie keine andere Art der Berührung; ihre behandschuhten Hände berührten kaum Jesses Arm. Jesse aber streichelte Maharets weiches, volles rotes Haar, das ihrem eigenen so sehr glich.
    »Du bist mein Kind«, flüsterte Maharet. »Du bist genauso, wie ich es erhofft hatte. Kannst du dir vorstellen, wie glücklich ich bin?«
    Wie Eis und Feuer kam ihr Maharet in dieser Nacht vor. Unglaublich stark, doch gleichzeitig von unendlicher Wärme. Ein schlankes, statuenhaftes Wesen mit schmaler Hüfte und wallenden Röcken und von erhabener Vornehmheit.
    Es wurde eine lange Nacht; sie besuchten Galerien, das Theater und dann noch ein Mitternachtsessen, bei dem Maharet nichts anrührte. Sie sei zu erregt, sagte sie.
    Sie zog nicht einmal ihre Handschuhe aus. Sie wollte nur Jesse zuhören. Und Jesse redete wie ein Wasserfall - über die Universität, ihre archäologischen Studien, ihre Träume von Ausgrabungen in Mesopotamien.
    Sie spazierten sogar durch die pechschwarze Dunkelheit des Central Park, wobei Maharet ihr versicherte, daß es nicht den geringsten Grund gäbe, sich zu fürchten. Und es war so schön, als folgten sie, ohne jegliche Angst, den Pfaden durch verwunschene Wälder. Sie unterhielten sich mit aufgeregter und zugleich gedämpfter Stimme. Wie göttlich war es doch, sich so sicher fühlen zu dürfen! Gegen Morgengrauen verabschiedete sich Maharet an Jesses Wohnungstür und versprach, sie bald nach Kalifornien einzuladen. Maharet habe dort ein Haus, in den Sonomabergen.
    Aber zwei Jahre verstrichen, ehe die Einladung eintraf. Jesse hatte gerade ihr Examen gemacht, und im Juli sollte sie an Ausgrabungsarbeiten im Libanon teilnehmen.
    »Du mußt für zwei Wochen herkommen«, schrieb Maharet. Das Flugticket lag bei. Mael, »ein lieber Freund«, würde sie vom Flughafen abholen.
    Obwohl es sich Jesse damals nicht eingestehen wollte, geschahen von Anfang an seltsame Dinge. Allein schon Mael, ein Kraftprotz von Mann mit langem blondem Haar und

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