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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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zurück. Und an das sanfte Licht der Bibliothek, an den wohligen Geruch des alten Leders und Pergaments, an die Kerzen und die flackernden Kaminfeuer. Und an Maharet, die vornehme Schöne, an der Feuerstelle, die grünen Augen hinter leicht getönten Brillengläsern verborgen, wie sie Jesse warnte, daß die Arbeit sie verzehren, sie von lohnenderen Aufgaben abhalten könne. Es käme auf die Große Familie an, nicht auf ihre Geschichte.
    Dennoch hätte Jesse diese Arbeit lieber als alles andere gemacht. Sicher würde Maharet sie hier wohnen lassen! Sie würde Jahre in dieser Bibliothek verbringen können, um endlich die Ursprünge der Familie zu entdecken!
    Erst später kam ihr das alles höchst rätselhaft vor, wie so manches während dieses Sommers. Erst später waren ihr viele Kleinigkeiten aufgefallen.
     
    Zum Beispiel, daß Maharet und Mael immer erst nach Einbruch der Dunkelheit auftauchten und daß ihre Erklärung, daß sie tagsüber eben schlafen würden, alles andere war als eine Erklärung. Und wo schliefen sie eigentlich? Das war eine andere Frage. Ihre Zimmer blieben den ganzen Tag lang unberührt, die Türen standen offen, die Schränke waren vollgestopft mit exotischer Kleidung. Erst bei Sonnenuntergang erschienen sie, als hätten sie sich aus dem Nichts materialisiert. Jesse blickte auf, und mit einemmal stand Maharet am Kamin, makellos und kunstvoll geschminkt, angetan mit Ohrringen und einer Halskette, deren Edelsteine sich im Licht brachen. Mael trug seine übliche Wildlederjacke und -hose und lehnte schweigend an der Wand.
    Als Jesse nach dem Grund dieser eigentümlichen Tageseinteilung fragte, schienen ihr Maharets Antworten danach völlig überzeugend. Ihre ungewöhnlich blasse Haut vertrage nun einmal die Sonne nicht, und außerdem blieben sie immer so lange auf! Stimmte. Sie diskutierten ja auch noch um vier Uhr morgens über Politik und Geschichte, wobei sie sich manchmal einer alten, fremden Sprache bedienten, die Jesse nicht verstand. Dank ihrer übernatürlichen Gaben wußte sie zuweilen, wovon sie sprachen; aber die seltsamen Laute verblüfften sie.
    Und ganz offensichtlich schwärte irgend etwas zwischen Mael und Maharet. War er ihr Liebhaber? Es sah nicht so aus.
    Auffallend war auch, wie Mael und Maharet miteinander sprachen, als könnten
    sie gegenseitig ihre Gedanken lesen. Wie aus heiterem Himmel sagte Mael etwa: »Aber ich habe dir doch gesagt, daß du dir darüber keine Sorgen machen sollst!« Dabei hatte Maharet kein einziges Wort gesagt. Und zuweilen verfuhren sie ebenso mit Jesse. Einmal war sich Jesse ganz sicher, daß Maharet sie gerufen hatte, obwohl Jesse hätte schwören können, daß sie die Stimme nur in ihrem Kopf vernommen hatte.
    Sicher, Jesse hatte übersinnliche Fähigkeiten. Konnte es aber sein, daß auch Mael und Maharet über diese Gaben verrügten?
    Und was sollte man von den eigenartigen Besuchern halten? Santino zum Beispiel, ein schwarzhaariger Italiener, der eines Abends mit seinem jungen Freund Eric auftauchte. Santino starrte Jesse an, als sei sie ein exotisches Tier, dann küßte er ihre Hand und schenkte ihr einen wundervollen Smaragdring, der aus unerklärlichen Gründen ein paar Nächte später verschwunden war. Zwei Stunden lang diskutierte Santino mit Maharet in jener ungewöhnlichen Sprache, dann verließ er mit seinem Eric wütend das Haus.
    Und dann diese seltsamen nächtlichen Gesellschaften. War Jesse nicht zweimal um drei oder vier Uhr morgens aufgewacht, um das Haus voller Leute vorzufinden? In jedem Zimmer waren Leute, die schwatzten und lachten. Und all diese Leute waren sich irgendwie ähnlich. Sie waren sehr blaß, hatten ungewöhnliche Augen, ganz so wie Mael und Maharet. Aber Jesse war ja so müde.
    Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, wie sie wieder zurück ins Bett gegangen war. Nur, daß sie einmal von einigen sehr hübschen jungen Männern umringt gewesen war, die ihr ein Glas Wein eingeschenkt hatten, und als nächstes wußte sie nur, daß es Vormittag war. Sie lag im Bett. Die Sonne schien durchs Fenster, das Haus war leer.
    Auch hörte Jesse Merkwürdiges zu merkwürdigen Stunden. Das Getöse von Hubschraubern, von kleinen Flugzeugen. Doch nie verlor jemand ein Wort über diese Dinge. Dennoch war jesse die ganze Zeit überglücklich.
    All diese Dinge schienen ohne Bedeutung zu sein! Maharets Antworten zerstreuten stets Jesses Zweifel sofort, und Jesse hatte außerdem viel zuviel Spaß, um sich Sorgen zu

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