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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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sie wirklich verletzt hatte und daß tatsächlich ein häßlicher Bluterguß in ihrem Gesicht erblühte.
    Ganz langsam dämmerte mir, was geschehen war. Sie hatte gewollt, daß ich irgendeine Art von Verhütungsmittel benutzte, und ich hatte sie buchstäblich vergewaltigt. Es war keine Lust für sie im Spiel gewesen, nur Angst. Ich sah sie noch einmal vor mir, wie sie sich im Augenblick meines Höhepunkts gewehrt hatte, und mir wurde klar, daß sie sich nicht vorstellen konnte, wie ich diesen Kampf genossen haben sollte, ihre Wut und ihre Proteste, und wie es mir Spaß gemacht haben sollte, sie zu besiegen. Aber auf eine jämmerliche, gewöhnliche Art und Weise war es, glaube ich, so gewesen.
    Das Ganze erschien mir überwältigend trist. Der Genuß an sich war nichts gewesen! Ich ertrage das nicht, dachte ich - nicht einen Moment länger. Hätte ich James erreichen können, ich hätte ihm noch ein Vermögen geboten, nur um sofort zurückzukehren. James erreichen … ich hatte ganz vergessen, mir ein Telefon zu suchen.
    »Hör zu, ma chére, sagte ich, »es tut mir so leid. Es ist einfach schiefgegangen. Ich weiß. Es tut mir leid.«
    Sie wollte mich ohrfeigen, aber ich fing mühelos ihr Handgelenk ab und drückte ihre Hand herunter, wobei ich ihr ein bißchen weh tat.
    »Hau ab«, sagte sie, »hau ab, oder ich rufe die Polizei.«
    »Ich verstehe dich schon. Es ist eine Ewigkeit her, daß ich es getan habe. Ich war ungeschickt. Ich war schlecht.«
    »Du bist schlimmer als schlecht!« sagte sie mit tiefer, wunder Stimme.
    Und diesmal schlug sie mich. Ich war nicht schnell genug, und ich war verblüfft über die Kraft dieser Ohrfeige und wie sie brannte. Ich betastete mein Gesicht, wo der Schlag mich getroffen hatte. Was für ein ärgerlicher kleiner Schmerz. Was für ein beleidigender Schmerz.
    »Raus!« kreischte sie wieder.
    Ich zog mich an, aber es war, als müsse ich dazu Säcke voller Steine aufheben. Eine dumpfe Scham war über mich gekommen, ein Gefühl von Plumpheit und Unbehagen in der kleinsten Geste, dem kürzesten Wort von mir, so daß ich am liebsten im Boden versunken wäre.
    Endlich hatte ich alle Knöpfe und Reißverschlüsse ordentlich geschlossen und mir die elenden nassen Socken und die dünnen Schuhe wieder angezogen und war bereit zu gehen.
    Sie saß weinend auf der Bettkante; ihre Schultern waren sehr mager, die dünnen Knochen in ihrem Rücken bohrten sich durch die bleiche Haut, und das Haar troff in dicken, welligen Klumpen über die Wolldecke, die sie sich vor die Brust hielt. Wie zerbrechlich sie aussah - wie betrüblich unschön und abstoßend.
    Ich versuchte sie so zu sehen, als wäre ich wirklich Lestat. Aber es ging nicht. Sie erschien mir wie ein gewöhnliches Ding, absolut wertlos, nicht einmal interessant. Ich empfand unbestimmtes Entsetzen. War es denn im Dorf meiner Kindheit auch so gewesen? Ich versuchte mich an die Mädchen dort zu erinnern, die tot und vergangen waren seit Jahrhunderten, aber ich sah ihre Gesichter nicht mehr. Woran ich mich erinnern konnte, war Glück, Mutwille, ein großer Überschwang, der mich die dazwischenliegenden Perioden der Entbehrungen und der Hoffnungslosigkeit in meinem Leben hatte vergessen lassen.
    Was hatte das in diesem Augenblick zu bedeuten? Wie hatte dieses ganze Erlebnis so unangenehm, so scheinbar sinnlos sein können? Wäre ich es selbst gewesen, so hätte ich sie faszinierend gefunden, wie ein Insekt faszinierend ist; selbst ihre kleinen Zimmer wären mir noch in ihrem schlimmsten, langweiligsten Detail wunderlich vorgekommen! Ah, die Zuneigung, die ich immer für die traurigen kleinen Behausungen der Sterblichen empfunden hatte! Aber warum war es so?
    Und sie, das arme Ding, sie wäre mir schön erschienen, einfach weil sie lebendig war! Ich hätte eine Stunde an ihr trinken können und wäre nicht von ihr beschmutzt worden. So aber fühlte ich mich dreckig, weil ich mit ihr zusammengewesen war, dreckig, weil ich grausam zu ihr gewesen war. Ich verstand ihre Angst vor einer Krankheit! Auch ich fühlte mich verunreinigt. Aber wo lag die Perspektive der Wahrheit?
    »Es tut mir so leid«, sagte ich noch einmal. »Du mußt es mir glauben. Es war nicht das, was ich wollte. Ich weiß nicht, was ich wollte.«
    »Du bist verrückt«, wisperte sie verbittert, ohne aufzublicken.
    »Eines Nachts werde ich zu dir kommen, recht bald schon, und dann bringe ich dir ein Geschenk, etwas Schönes, das du dir wirklich wünschst. Das werde ich dir schenken,

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