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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Krieg! Und er kann den Körper hinreichend festhalten, um davonzufliegen und uns einfach an Bord dieses Schiffes zurückzulassen, das die ganze Nacht auf See sein wird. Lestat, ich habe alles genau durchdacht. Jeder Teil des Plans ist von entscheidender Bedeutung. Wir greifen ihn in seinem schwächsten Moment an, kurz vor Tagesanbruch, wenn das Schiff im Begriff ist anzulegen, so daß er froh und munter an Land gehen kann, sobald er wieder in seinem sterblichen Körper ist. Und jetzt mußt du darauf vertrauen, daß ich mit diesem Kerl zurechtkomme. Du weißt nicht, wie sehr ich ihn verabscheue! Wenn du es wüßtest, würdest du dir vielleicht keine solchen Sorgen mehr machen!«
    »Sei versichert, daß ich ihn töten werde, wenn ich ihn wiederfinde.«
    »Um so mehr Grund für ihn, bereitwillig an Land zu gehen. Er wird einen Vorsprung haben wollen, und ich werde ihm raten, sich zu beeilen.«
    »Die Großwildjagd. Es wird mir eine Freude sein. Ich werde ihn finden - selbst wenn er sich in einem anderen Körper versteckt. Was für eine wunderbare Jagd das werden wird!«
    David schwieg für einen Moment.
    »Lestat, es gibt natürlich noch eine andere Möglichkeit…«
    »Was? Ich verstehe nicht.«
    Er schaute weg, als sei er bemüht, die richtigen Worte zu finden. Dann sah er mir ins Gesicht. »Wir könnten das Ding vernichten.«
    »David, bist du wahnsinnig, auch nur…?«
    »Lestat, wir beide könnten es. Es gibt Mittel und Wege. Noch vor Sonnenuntergang könnten wir das Ding vernichten, und du wärest …”
    »Sprich nicht weiter!« Ich war erbost. Aber als ich die Trauer in seinem Gesicht sah, die Sorge, die offenkundige moralische Verwirrung, lehnte ich mich seufzend zurück und sprach in sanfterem Ton weiter. »David, ich bin der Vampir Lestat. Es ist mein Körper. Wir werden ihn zurückholen.«
    Er antwortete nicht gleich, aber dann nickte er nachdrücklich und sagte halb flüsternd: »Ja. So ist es.«
    Eine Pause trat ein, und ich ging den Plan noch einmal Schritt für Schritt in allen Einzelheiten durch.
    Als ich ihn wieder anschaute, schien er gleichermaßen in Gedanken versunken zu sein, sogar ziemlich tief.
    »Ich glaube, es wird reibungslos klappen«, sagte er. »Zumal wenn ich mich erinnere, wie du ihn in diesem Körper hier beschrieben hast. Unbeholfen, unbehaglich. Und natürlich dürfen wir auch nicht vergessen, was für ein Mensch er ist - sein wahres Alter, seinen alten Modus operandi, sozusagen. Hmmm. Er wird mir den Revolver nicht entreißen. Ja, ich glaube, es wird alles so klappen, wie wir es geplant haben.«
    »Ich glaube es auch«, sagte ich.
    »Und wenn man alles bedenkt«, fügte er hinzu, »nun, dann ist es die einzige Chance, die wir haben.«

Zweiundzwanzig
    I n den nächsten zwei Stunden erkundeten wir das Schiff. Es war unabdingbar, daß wir uns während der Nachtstunden, da James womöglich die verschiedenen Decks durchstreifte, irgendwo verstecken konnten. Dazu mußten wir uns auskennen, und ich muß gestehen, meine Neugier auf das Schiff war ungeheuer groß.
    Wir verließen die stille, schmale Queen’s Grill Lounge, kehrten in den Hauptbereich des Schiffes zurück und wanderten an zahllosen Kabinentüren vorbei, bevor wir das kreisförmige Zwischendeck mit der Kleinstadt aus schicken Geschäften erreichten. Dann ging es auf einer großen Wendeltreppe nach unten, vorbei an einer weitläufigen, glänzenden Tanzfläche und durch die zentrale Lounge, und dann weiter in andere dunkle Bars und Lounges, wo immer andere schwindelerregende Teppichböden lagen und stampfende elektronische Musik ertönte. Rings um ein Hallenschwimmbad herum saßen Hunderte an großen runden Tischen und aßen zu Mittag; draußen lag ein zweites, offenes Schwimmbecken, wo unzählige Passagiere in Liegestühlen in der Sonne lagen; sie dösten oder lasen zusammengefaltete Zeitungen oder kleine Paperbacks.
    Schließlich gelangten wir in eine kleine Bibliothek, in der schweigend etliche Passagiere saßen, und ein verdunkeltes Casino, das erst öffnen durfte, wenn das Schiff den Hafen verlassen hatte. Hier standen Reihen um Reihen ernster, dunkler Spielautomaten und Tische für Blackjack und Roulette.
    Unterwegs warfen wir einen Blick in das dunkle Kino und sahen, daß es gewaltig war, obgleich sich nur vier oder fünf Leute den Film auf der Riesenleinwand anschauten.
    Dann kam noch eine Lounge und noch eine, manche mit Fenster, andere stockfinster, und ein schönes Restaurant für die Passagiere der mittleren Klasse,

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