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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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zwischen Bett und Tür schieben, hineinklettern und den Deckel zuklappen.
    Selbst wenn mir eine Horde schwerfälliger Sterblicher in die Quere kommen sollte, würde ich für all das nicht mehr als ein paar Sekunden brauchen, und fast die ganze Zeit über würde ich wohlbehalten im Bauch des Schiffes sein, abgeschirmt vor dem Licht der Sonne.
    James - in seinen sterblichen Körper zurückgejagt und ohne Zweifel rasend vor Wut - würde keine Ahnung haben, wohin ich verschwunden war. Selbst wenn er David überwältigen sollte, wäre es unvorstellbar, daß er meine Kabine ausfindig machte, ohne eine erschöpfende Suche vorzunehmen, zu der er keinesfalls imstande wäre. Und David würde die Sicherheitskräfte auf ihn hetzen und ihn aller möglichen schmutzigen Verbrechen bezichtigen.
    Natürlich hatte David nicht die Absicht, sich von ihm überwältigen zu lassen. Er würde James mit der schweren Smith & Wesson in Schach halten, bis das Schiff in Barbados anlegte, und dann würde er den Mann bis an die Gangway eskortieren und ihn auffordern, an Land zu gehen, und er würde darauf achten, daß er nicht wieder zurückkam. Bei Sonnenuntergang würde ich aus meiner Truhe steigen und zu David kommen, und gemeinsam würden wir die nächtliche Fahrt zum nächsten Hafen genießen.
    David lehnte sich in seinem hellgrünen Sessel zurück, trank den Rest des Gin Tonic und dachte offensichtlich über den Plan nach.
    »Dir ist natürlich klar, daß ich den kleinen Teufel nicht hinrichten kann«, bemerkte er. »Mit oder ohne Revolver.«
    »Nun, an Bord sicher nicht«, sagte ich. »Man würde den Schuß hören.«
    »Und wenn er das weiß? Wenn er nach der Waffe greift?«
    »Dann wird er sich in der gleichen Klemme sehen. Sicher ist er schlau genug, um das einzusehen.«
    »Ich werde ihn erschießen, wenn es sein muß. Das ist der einzige Gedanke, den er mit all seinen telepathischen Fähigkeiten bei mir wird lesen können. Ich werde es tun, wenn ich muß. Und dann werde ich ihn mit den entsprechenden Vorwürfen überhäufen: Er habe versucht, deine Kabine auszurauben. Ich hätte auf dich gewartet, als er hereingekommen sei.«
    »Und angenommen, wir nehmen den Tausch so früh vor Sonnenuntergang vor, daß ich noch Zeit habe, ihn über die Reling zu werfen?«
    »Sinnlos. Überall sind Offiziere und Passagiere. Sicher wird es jemand sehen, und dann heißt es >Mann über Bord!<, und überall bricht Aufruhr los.«
    »Natürlich könnte ich ihm auch den Schädel einschlagen.«
    »Dann müßte ich die Leiche verstecken. Nein, hoffen wir, das kleine Monster erkennt, was für ein Glück es hat, und geht fröhlich an Land. Die Vorstellung, ich müßte… Der Gedanke gefällt mir nicht, daß ich…«
    »Ich weiß, ich weiß; aber du könntest ihn doch einfach in die Kiste stopfen. Da würde ihn niemand finden.«
    »Lestat, ich möchte dich nicht ängstigen, aber es gibt vorzügliche Gründe, ihn nicht zu töten! Er hat dir diese Gründe selbst genannt. Erinnerst du dich nicht? Bedrohst du diesen Körper, wird er ihn verlassen und einen neuen Angriff starten. Genaugenommen würden wir ihm gar keine andere Wahl lassen. Und damit würden wir diese übersinnliche Schlacht im denkbar schlimmsten Augenblick verlängern. Es ist nicht unvorstellbar, daß er dir hinunter auf Deck fünf folgt und versucht, wieder hineinzukommen. Natürlich wäre das eine Dummheit ohne ein Versteck für ihn. Aber angenommen, er hat ein alternatives Versteck. Laß es dir durch den Kopf gehen.«
    »Du hast wahrscheinlich recht.«
    »Und wir kennen das Ausmaß seiner übersinnlichen Kräfte nicht«, rühr er fort. »Wir dürfen nicht vergessen, daß dies seine Spezialität ist - Körpertausch und Inbesitznahme! Nein, du darfst nicht versuchen, ihn zu ertränken oder zu zerschmettern. Laß ihn wieder in diesen sterblichen Körper zurückkehren. Ich werde ihn mit der Waffe bedrohen, bis du Gelegenheit hattest, spurlos vom Schauplatz zu verschwinden, und er und ich werden eine nette kleine Unterhaltung über das, was vor uns liegt, führen.«
    »Ich verstehe, worauf du hinauswillst.«
    »Und wenn ich ihn dann erschießen muß - gut, dann werde ich es tun. Ich stopfe ihn in seine Kiste und hoffe, daß der Schuß ungehört bleibt. Wer weiß? Vielleicht gelingt es ja.«
    »Gott, ich lasse dich mit diesem Monster allein; ist dir das klar? David, wieso schlagen wir nicht gleich zu, sobald die Sonne untergegangen ist?«
    »Nein. Ausgeschlossen. Das bedeutet den totalen übersinnlichen

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