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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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geflochten sind, wo sie aus dem Stamm sprießen. Und die Hummerschere, ein ungeheures, wächsernes Ding; und Lilien - oh, die mußt du sehen. Selbst im Mondlicht muß das alles schön sein, schön auch für deine Augen.
    Ich glaube, ich wäre für immer dageblieben. Erst eine Busladung Touristen riß mich aus meinen Träumen. Und was meinst du? Sie waren von unserem Schiff. Es waren Leute von der QE2 .« Er lachte hell auf, und sein Gesicht wurde unbeschreiblich hübsch. Der ganze kraftvolle Körper bebte vor leisem Lachen. »Oh, da habe ich mich dann in der Tat schleunigst aus dem Staub gemacht.
    Ich ging hinaus, suchte meinen Fahrer und ließ mich von ihm an die Westküste hinunterfahren, vorbei an den feinen Hotels. Eine Menge Briten, die dort Ferien machten. Luxus, Abgeschiedenheit -Golfplätze. Und dann sah ich etwas Besonderes - eine Ferienanlage unmittelbar am Strand, und sie war genau das, was ich mir erträume, wenn ich einmal von London genug habe und um die Welt zu irgendeinem hübschen, warmen Ort Jetten will.
    Ich bat ihn, mich die Zufahrt hinaufzufahren, damit ich einen Blick hineinwerfen konnte. Es war eine weit verzweigte Anlage aus pinkfarbenen Stuckbauten, mit einem bezaubernden Restaurant unter einem Bungalowdach, zum weißen Strand hin ganz offen. Ich überlegte mir die Sache, während ich umherstreifte - besser gesagt, ich versuchte es, und dann beschloß ich, einstweilen in diesem Hotel zu bleiben.
    Ich gab dem Fahrer sein Geld und bat um ein hübsches kleines Zimmer mit Meerblick. Sie geleiteten mich durch den Garten in ein kleines Haus, und drinnen stand die Tür offen zu einer kleinen, überdachten Veranda, von der aus ein kleiner Pfad direkt zum Strand führte. Nichts lag zwischen mir und der blauen Karibik außer Kokospalmen und ein paar großen Hibiskusbüschen, die mit unirdischen roten Blüten übersät waren.
    Lestat, ich begann mich zu fragen, ob ich nicht gestorben war und ob all das nicht nur die letzte Vision war, bevor der Vorhang schließlich fällt!«
    Ich nickte verständnisvoll.
    »Ich ließ mich auf das Bett sinken, und weißt du, was passierte? Ich schlief ein. Ich lag da in diesem Körper, und ich schlief ein.«
    »Kein Wunder«, sagte ich mit leisem Lächeln.
    »Für mich ist es eins. Wirklich. Aber wie dir dieses kleine Zimmer gefallen würde! Es war wie eine stumme Muschel, die in den Passatwind gedreht war. Als ich mitten am Nachmittag aufwachte, war das Wasser das erste, was ich sah.
    Dann kam der Schock der Erkenntnis, daß ich immer noch in diesem Körper war! Mir wurde klar, daß ich die ganze Zeit befürchtet hatte, James würde mich finden und mich hinausstoßen, und am Ende würde ich umherschweifen, unsichtbar und außerstande, ein körperliches Heim zu finden. Ich war sicher, daß so etwas passieren würde. Ich kam sogar auf den Gedanken, ich könnte von ganz allein den Halt in diesem Körper verlieren.
    Aber da war ich nun, und auf deiner häßlichen Uhr war es schon nach drei. Ich rief sofort in London an. Natürlich hatten sie geglaubt, James sei David Talbot, als er angerufen hatte, und nur indem ich geduldig zuhörte, konnte ich Stück für Stück zusammenfügen, was passiert war - daß unsere Anwälte sofort zur CunardVerwaltung gegangen waren und alles für ihn geregelt hatten und daß er tatsächlich unterwegs in die Vereinigten Staaten war. Ja, das Mutterhaus dachte, ich rufe aus dem Park Central Hotel in Miami Beach an, um mitzuteilen, daß ich wohlbehalten eingetroffen sei und das telegrafisch übermittelte Geld für den Notfall erhalten hätte.«
    »Wir hätten wissen müssen, daß er daran denken würde.«
    »O ja - und was für eine Summe! Sie hatten es sofort überwiesen, denn David Talbot ist schließlich immer noch der Generalobere. Na, wie gesagt, ich habe mir das alles geduldig angehört, und dann bat ich, meinen vertrauten Assistenten sprechen zu dürfen, und ihm erzählte ich in groben Zügen, was wirklich vor sich ging. Ein Mann gebe sich für mich aus, der genauso aussehe wie ich und der meine Stimme mit großem Geschick imitieren könne. Raglan James sei das Monster, aber falls und wenn er noch einmal anrufen sollte, sollten sie ihn nicht merken lassen, daß sie ihm auf die Schliche gekommen waren, sondern ihn in dem Glauben lassen, sie würden alles tun, was er verlangte.
    Ich glaube nicht, daß es auf der ganzen Welt noch eine Organisation gibt, in der eine solche Geschichte, selbst wenn sie vom Generaloberen kommt, als Tatsache

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