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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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noch für eine Bedeutung haben mag.
    Alle meine Agenten sind an solche bizarren Anweisungen gewöhnt - an Kapitalverlagerungen, den Zusammenbruch von Identitäten, die Ermächtigung, mir auf der Grundlage eines Telefonanrufs Gelder telegrafisch an jeden beliebigen Ort der Welt zu überweisen. Jetzt verschärfte ich dieses System. Ich gab ihnen bizarre, schwer auszusprechende Codewörter - kurz, ich tat, was ich konnte, um die schwer auszusprechende Codewörter - kurz, ich tat, was ich konnte, um die Millionen-Transfers so genau wie möglich zu fixieren.
    Von Mittwochmittag an würde das Geld auf einem Treuhandkonto bei der Washingtoner Bank liegen, wo nur Mr. Raglan James es abheben könnte, und das auch nur zwischen zehn und zwölf Uhr am kommenden Freitag. Mr. James würde seine Identität durch die physische Übereinstimmung mit seinem Bild, durch seinen Fingerabdruck und durch seine Unterschrift nachweisen, bevor das Geld auf sein Konto überwiesen werden würde. Eine Minute nach zwölf wäre die ganze Transaktion null und nichtig, und das Geld würde nach New York zurücküberwiesen. Mr. James würde alle diese Konditionen spätestens am Mittwochnachmittag vorgelegt bekommen und dazu die Versicherung, daß nichts diesen Transfer würde verhindern können, wenn alle Instruktionen genau befolgt würden.
    Das Arrangement schien mir wasserdicht zu sein, soweit ich es übersehen konnte, aber ich war ja auch kein Dieb, im Gegensatz zu dem, was Mr. James glaubte. Und eingedenk dessen, daß er einer war, betrachtete ich den Deal einigermaßen zwanghaft immer wieder unter allen möglichen Blickwinkeln, um ihm nicht die Oberhand zu geben.
    Aber warum wollte ich mir immer noch vormachen, so fragte ich mich, daß ich dieses Experiment gar nicht durchführen wollte? Denn genau das hatte ich doch vor.
    Unterdessen klingelte das Telefon in meinem Apartment immer wieder; David versuchte verzweifelt, mich zu erreichen, und ich saß im Dunkeln, dachte über alles nach und nahm nicht ab. Irgendwie ging mir das Geklingel auf die Nerven, und schließlich zog ich den Stecker heraus.
    Es war abscheulich, was ich da vorhatte. Diese Ratte würde meinen Körper ohne Zweifel für die unheimlichsten, grausamsten Verbrechen benutzen. Und das wollte ich zulassen, nur damit ich für einen Tag ein Mensch sein könnte? Unmöglich, das einem meiner Bekannten gegenüber, egal in welchem Lichte besehen, zu rechtfertigen. Immer wenn ich mir vorstellte, daß die anderen die Wahrheit herausfanden - irgendeiner von ihnen -, schauderte mich, und ich verbannte den Gedanken daran vollständig aus meinem Kopf. Hoffentlich waren sie irgendwo in der weiten, feindseligen Welt damit beschäftigt, ihren eigenen unvermeidlichen Angelegenheiten nachzugehen.
    Um wieviel besser war es, mit pochender Erregung über den ganzen Plan nachzudenken. Was das Geld anging, so hatte Mr. James natürlich recht. Zehn Millionen bedeuteten mir überhaupt nichts. Ich hatte ein gewaltiges Vermögen über die Jahrhunderte gebracht und auf verschiedene beiläufige Arten vermehrt, bis ich nicht einmal mehr selbst genau wußte, wie groß es eigentlich war.
    Auch wenn mir klar war, daß die Welt für ein sterbliches Wesen eine völlig andere war, konnte ich nicht ganz begreifen, weshalb das Geld für Mr. James so wichtig war. Wir hatten es hier schließlich mit machtvoller Magie zu tun, gewaltigen übernatürlichen Kräften, potentiell verheerenden spirituellen Einsichten und dämonischen, wenn nicht heroischen Taten. Aber der kleine Dreckskerl war ganz offensichtlich auf das Geld aus. Eigentlich konnte der kleine Dreckskerl bei all seinen Frechheiten nie über das Geld hinausschauen. Und vielleicht war das gerade gut so.
    Wenn man sich vorstellte, wie überaus gefährlich er hätte sein können, wenn er wirklich große Ambitionen gehabt hätte. Aber die hatte er nicht.
    Und ich wollte diesen menschlichen Körper. Das war das Entscheidende.
    Der Rest waren bestenfalls Versuche, diesen Wunsch rational zu verbrämen. Und während die Stunden vergingen, tat ich das ausgiebig.
    Zum Beispiel: War die Herausgabe meines machtvollen Körpers wirklich so verabscheuungswürdig? Dieser kleine Kriecher konnte doch noch nicht einmal mit dem menschlichen Körper umgehen, den er da hatte. Im Cafe hatte er sich für ein halbes Stündchen in den perfekten Gentleman verwandelt, und dann hatte er mit seinen plumpen, unbeholfenen Bewegungen wieder alles verpatzt, kaum daß er aufgestanden war. Er würde

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