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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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niemals in der Lage sein, meine Körperkraft zu nutzen. Er würde auch meine telekinetischen Kräfte niemals steuern können, mochte er noch so oft behaupten, übersinnliche Fähigkeiten zu besitzen. In telepathischer Hinsicht würde er vielleicht zurechtkommen, aber wenn es darum ginge, jemanden in Trance zu versetzen oder in seinen Bann zu schlagen, würde er dazu vermutlich nicht einmal annähernd in der Lage sein. Ich bezweifelte auch, daß er sich besonders schnell würde bewegen können; im Gegenteil, er würde schwerfällig und langsam und ineffektiv sein. Zu fliegen käme wahrscheinlich überhaupt nicht in Frage. Vielleicht würde er sich sogar in ernste Schwierigkeiten bringen.
    Ja, es war nur gut, daß er ein so kleinkarierter, mieser kleiner Ränkeschmied war. Jedenfalls besser als ein wütender Gott.
    Und was mich betraf, was hatte ich vor?
    Das Haus in Georgetown, das Auto, das alles bedeutete mir nichts! Ich hatte ihm die Wahrheit gesagt: Ich wollte leben! Natürlich würde ich Geld brauchen, um zu essen und zu trinken. Aber das Tageslicht zu sehen, das kostete nichts. Überhaupt erforderte dieses Erlebnis keinen besonderen materiellen Komfort oder Luxus. Was ich wollte, war die spirituelle und physische Erfahrung, wieder aus sterblichem Fleisch zu sein. Ich sah in mir etwas völlig anderes als in diesem elenden Körperdieb!
    Aber ein Zweifel blieb mir. Was war, wenn die zehn Millionen nicht genügten, um den Mann mit meinem Körper zurückkommen zu lassen? Vielleicht sollte ich die Summe verdoppeln. Für eine so kleinkarierte Person wäre die Summe von zwanzig Millionen Dollar wirklich ein Anreiz. Und in der Vergangenheit hatte es sich immer als wirkungsvoll erwiesen, die Summen, die die Leute für ihre Dienste verlangten, zu verdoppeln und dadurch eine Loyalität heraufzubeschwören, von der sie zuvor selbst nichts geahnt hatten.
    Ich rief noch einmal in New York an. »Verdoppeln Sie die Summe.« Mein Agent dachte natürlich, ich hätte den Verstand verloren. Wir benutzten unsere neu vereinbarten Codewörter zur Bestätigung der Transaktion. Dann legte ich auf.
    Es war jetzt Zeit, mit David zu sprechen oder nach Georgetown zu reisen. Ich hatte David mein Versprechen gegeben. Regungslos saß ich da und wartete, daß das Telefon klingelte, und als es klingelte, nahm ich ab.
    »Gott sei Dank, Sie sind da.«
    »Was ist denn?« fragte ich.
    »Ich habe den Namen Raglan James sofort erkannt, und Sie haben absolut recht. Der Mann ist nicht in seinem eigenen Körper! Die Person, mit der Sie es da zu tun haben, ist siebenundsechzig Jahre alt. Er ist in Indien geboren, in London aufgewachsen und war fünfmal im Gefängnis. Er ist bei jeder Polizeibehörde in Europa als Dieb und Betrüger bekannt. Er verfügt außerdem über starke übersinnliche Kräfte und ist ein Schwarzer Magier - einer der gerissensten, die wir je gekannt haben.«
    »Das hat er mir erzählt. Er hat sich in den Orden eingeschlichen.«
    »Ja, das stimmt. Und es war einer der schlimmsten Fehler, die wir je begangen haben. Aber, Lestat, dieser Mann könnte die Heilige Jungfrau verführen und dem Herrn des Himmels die Taschenuhr Stehlen. Trotzdem hat er sich binnen weniger Monate selbst ins Verderben gestürzt. Das ist die Crux dessen, was ich Ihnen zu erzählen versuche. Jetzt hören Sie bitte zu. Ein Schwarzer Magier oder Zauberer dieser Art zieht stets sein eigenes Unheil an! Mit seinen Talenten hätte er in der Lage sein müssen, uns für alle Zeit zu täuschen; statt dessen benutzte er sie, um andere Mitglieder übers Ohr zu hauen und Dinge aus den Tresoren zu stehlen.«
    »Das hat er mir auch erzählt. Was ist denn dran an dieser ganzen Geschichte vom Körpertausch? Gibt es da einen Zweifel?«
    »Beschreiben Sie mir den Mann, wie Sie ihn gesehen haben.«
    Ich tat es. Ich betonte die Größe und das robuste Aussehen seiner Gestalt. Das dichte, glänzende Haar, die ungewöhnlich glatte, seidige Haut. Seine außergewöhnliche Schönheit.
    »Ah, ich habe ein Bild dieses Mannes vor mir liegen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Er war für kurze Zeit in einer Londoner Klinik für geisteskranke Straftäter. Die Mutter ist anglo-indischer Herkunft, was vielleicht die Schönheit der Haut erklärt, von der Sie sprechen und die ich hier auch deutlich erkennen kann. Der Vater war ein Londoner Taxifahrer, der im Gefängnis starb. Der Kerl selbst arbeitete in einer Auto-Werkstatt in London, die auf extrem teure Autos spezialisiert war. Machte nebenher

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