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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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menschlichen Lebens, körperlos, doch zielstrebig und unwissend; der Prozeß beschleunigt sich zusehends und füllt die ganze Welt mit mächtigen, herumpfuschenden Wesenheiten, die genauso beschränkt und unwissend sind wie die Menschen, um die sie herumschwirren.‹«
    »Sicherlich stimmten dir doch einige der anderen Engel zu.«
    »Ja, einige reagierten genauso ungestüm wie ich, aber Michael sagte: ›Memnoch, vertraue auf Gott, der dies vollbracht hat. Gott kennt Seinen göttlichen Plan.‹
    Mit Michael führte ich besonders eingehende Gespräche. Raphael, Gabriel und Uriel hatten sich nicht an dieser irdischen Mission beteiligt. Dafür gibt es einen einfachen Grund. Die vier gehen fast nie dieselben Wege. Es ist fast schon ein Gebot für sie, ein Brauch, eine… eine Art Berufung, daß zwei von ihnen immer im Himmel zur Hand sind, um Gottes Ruf zu folgen; deswegen gehen nie alle vier gleichzeitig fort. In diesem Fall war Michael der einzige, der überhaupt mitwollte.«
    »Gibt es diesen Erzengel Michael immer noch?«
    »Aber natürlich! Du wirst ihn noch treffen. Wenn du willst, jetzt sofort. Aber nein, er würde nicht kommen, jetzt nicht! Er ist auf Gottes Seite. Aber du wirst ihm nicht unbekannt sein, wenn du dich mir anschließt. Du wärst wahrscheinlich ziemlich erstaunt, wie einfühlsam Michael meinen Ansichten gegenüber sein kann. Auch der Himmel steht ihnen sicherlich nicht unversöhnlich gegenüber, sonst hätte ich nicht die Erlaubnis, zu tun, was ich tue.«
    Er sah mich scharf an.
    »Alle im bene ha elohim, die ich dir beschrieben habe, leben. Sie sind schließlich unsterblich. Wie kannst du denken, es wäre anders? Sicher, es gab damals in Scheol Seelen, die heute nicht mehr existieren, zumindest in keiner mir bekannten Form, aber vielleicht in einer Form, von der Gott weiß.«
    »Ja, ich verstehe, das war eine dumme Frage«, gab ich zu. »Als du das alles beobachtetest und deine Angst wuchs, konntest du da eine Übereinstimmung feststellen mit Gottes Worten über die Natur - daß du die Menschheit als Teil der Natur sehen müßtest?«
    »Das gelang mir nicht, außer ich sah es unter dem allgemeinen Gesichtspunkt unaufhörlicher Austausch von Energie und Materie‹. Die Seelen waren Energie; dennoch war in ihnen ein Wissen, das aus der Materie herrührte. Darüber hinaus fand ich nichts, das mit Gottes Worten vereinbar gewesen wäre. Doch Michael betrachtete es aus einem anderen Blickwinkel. Wir befanden uns doch auf einer Art Treppe, oder nicht? Die geringsten Moleküle, die aus nichtorganischer Materie, stellten die niedrigste Stufe dar, diese körperlosen Seelen aber nahmen die Stufe über dem Menschen, jedoch noch unterhalb der Engel ein. Für Michael war das alles ein fließender Prozeß, aber schließlich vertraute er auch darauf, daß Gott all dies überlegt tat und es nicht anders wollte.
    Ich konnte das einfach nicht glauben! Denn mich entsetzte das Leid dieser Seelen! Auch Michael litt darunter. Aber noch stärker erschütterte mich der endgültige Tod der Seelen. Wenn Seelen fortleben konnten, warum durften sie es dann nicht alle? Und waren sie etwa verurteilt, auf ewig in diesem Dämmerlicht zu existieren? Gab es irgend etwas in der Natur, das in einem vergleichbaren statischen Zustand verharrte? Umkreisten sie, fühlenden Asteroiden gleich, in alle Ewigkeit diesen Planeten - Monde, die schreien, weinen, Tränen vergießen?
    Ich fragte Michael: ›Was wird wohl geschehen? Jeder Stamm betet zu einer anderen Seele und macht sie zu seinem Gott. Einige sind stärker als andere. Sieh nur die Kriege überall, die Schlachten.‹
    ›Aber Memnoch‹, sagte er, ›das haben schon die Primaten getan, ehe sie noch Seelen hatten. Alles in der Natur frißt und wird gefressen. Genau das versucht Gott dir klarzumachen, seit dir die leidvollen Klänge, die von der Erde aufsteigen, deinen ersten Protestschrei entlockten. Diese Götter-Geister-Seelen sind eine Ausdrucksform der Menschen, Teil der Menschheit, aus Menschen geboren und von ihnen am Leben erhalten, und selbst wenn diese Geister mit ihren neuen Kräften lebende Menschen ganz hervorragend beeinflussen können, sind sie dennoch aus Materie geboren und Teil der Natur, wie Gott sagt.‹
    ›Also ist Natur dieses unaussprechliche, sich fort und fort entfaltende Grauens folgerte ich. ›Nicht genug, daß der Haifisch den Babydelphin verschlingt und der Schmetterling ungeachtet seiner Schönheit zwischen den Zähnen des Wolfes zermalmt wird. Das ist

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