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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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heraus… kehrte ich nicht nach Scheol zurück. Ich wollte die Leiden dort nicht vermehren. Nur Gott konnte diese Seelen erlösen. Welche Hoffnung konnte ich ihnen schon geben? Doch sehen konnte ich Scheol, seine unermeßliche Größe, und ich fühlte das Leid der Seelen dort, und ich staunte über die Sterblichen, die ständig sich wandelnde Denkschemata hervorbrachten, kompliziert und wirr, und dabei eine Überzeugung, eine Religionsgemeinschaft, einen Glauben nach dem anderen aufgaben wegen des erbärmlichen irdischen Jammertals.
    Einmal kam mir ein kühner Gedanke - ich könnte nach Scheol gehen und die Seelen dort so sorgfältig unterrichten, daß sie schließlich selbst fähig wären, den Ort zu verändern, etwas darin zu schaffen, was dem Gefühl der Hoffnung entsprang und nicht der Hoffnungslosigkeit, so daß mit der Zeit eine Art Garten daraus würde.
    Immerhin hatten diese Auserwählten, die ich in den Himmel mitgenommen hatte, ihren Teil Scheols auch umgestaltet. Aber was, wenn ich scheiterte und das Chaos nur noch vergrößerte? Ich wagte es nicht. Ich wagte es nicht, diesen Traum zu verwirklichen, aus Furcht vor Gott und aus Furcht vor meiner eigenen Unfähigkeit. Ich stellte viele Theorien auf im Laufe meiner Streifzüge, aber meine Haltung zu den Dingen, die ich für wahr hielt, die ich fühlte und die ich Gott dargelegt hatte, änderte sich nicht. Ich betete sogar oft zu Ihm, obwohl Er weiterhin schwieg, und sagte Ihm, daß ich immer noch fest glaubte, daß er den edelsten Teil Seiner Schöpfung im Stich gelassen hatte. Und es gab Zeiten, da sang ich Ihm Loblieder.
    Oft aber blieb ich stumm. Schaute, lauschte… wachte…
    Memnoch, der Wächter, der Gefallene Engel.
    Wie wenig war mir doch bewußt gewesen, daß meine Auseinandersetzung mit Gott gerade erst begonnen hatte. Doch dann kam die Zeit, da drängte es mich zur Rückkehr in eben jene Täler, die ich einst als erste besucht hatte und wo die Menschen ihre ersten Städte errichtet hatten.
    Dieses Land war für mich das Land der ersten Anfänge. Wenn sich auch aus vielen anderen Stämmen große Völker entwickelt hatten, so war es doch hier gewesen, wo ich bei den Menschentöchtern gelegen hatte. Hier hatte ich im Fleischlichen etwas gelernt, von dem ich immer noch meinte, daß Gott Selbst es nicht wußte.
    Nun, als ich zu diesem Ort kam, nannte er sich Jerusalem; er liegt übrigens nur ein paar Meilen westlich von hier.
    Ich war mir der Zeitumstände wohl bewußt, nämlich, daß die Römer das Land regierten, daß die Hebräer eine lange, schreckliche Knechtschaft durchlitten und daß diese Stämme, die ihren Ursprung m den frühesten Siedlungen hier hatten - und die an den einen Gott geglaubt hatten -, nun unter der Knute von Polytheisten standen, die nicht einmal ihre eigenen Göttersagen besonders ernst nahmen.
    Aber die Stämme der Monotheisten waren zerstritten, es gab die Pharisäer und Sadduzäer und andere, die in den Höhlen der Hügel dort drüben versuchten, reine Glaubensgemeinschaften aufzubauen.
    Wenn es etwas gab, was jene Epoche wirklich bemerkenswert für mich machte also wirklich von jeder anderen unterschied -, dann war es das römische Imperium, das größer war als jedes andere Imperium des Westens und dem doch das große chinesische Imperium so völlig unbekannt war, als sei es von einer anderen Welt. Irgend etwas zog mich auf jeden Fall hierher, das wußte ich. Etwas war hier gegenwärtig; nicht daß ich herbeigeordert wurde, das nicht, doch mir schien, als riefe jemand nach mir, aber nicht mit der vollen Kraft seiner Stimme. Also blieb mir nur zu suchen, umherzuwandern. Vielleicht verfolgte oder verführte dieses Etwas mich wie ich dich. Ich weiß es nicht.
    So begab ich mich nach Jerusalem und lauschte den Reden der Menschen. Sie sprachen von Propheten, von heiligen Männern, die in der Wildnis lebten, von Streitereien über die Gebote, über Läuterungen und den Willen Gottes. Ich hörte von heiligen Büchern und heiligen Bräuchen und von Männern, die sich ›taufen‹ ließen im Wasser, um so in den Augen Gottes ›errettet‹ zu sein.
    Und sie sprachen von einem Mann, der erst kürzlich in die Wildnis gegangen war.
    Sie erzählten, daß in dem Augenblick, als er in den Fluten des Jordans stand und das Wasser der Taufe über ihn gegossen worden war, sich der Himmel geöffnet hätte und ein von Gott gesandtes Licht über ihm erschienen sei.
    Natürlich hörte man ähnliche Geschichten überall auf der Welt. Es war also

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