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Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir

Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir

Titel: Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Antwort.
    »Lassen Sie das jetzt. Sie sollen unter der Bettdecke nachsehen. S ybelle, komm her zu mir. Nun komm schon!«
    »Was, da drunter? Du willst mir erzählen, dass da drunter der Tote liegt? Und unter ihm liegt das Kokain?«
    »Wie oft soll ich das denn noch sagen?«, fragte Benji. Ich konnte sein typisches Schulterzucken nachgerade sehen. »Hören Sie, was ist denn daran so schwer zu verstehen? Das möchte ich gern wissen. Wollen Sie das Kokain nicht? Dann verschenke ich es. Ich werde in Ihrer Stammkneipe bestimmt sehr beliebt sein. Ach, Sybelle, der Kerl sagt, er will uns helfen, und dann tut er es doch nicht. Nur Gerede, bläh, bläh, bläh, wie typisch für diese Schleimer von der Regierung.«
    »Wer ist hier ein Schleimer!«, sagte der Mann mit gespielter Freundlichkeit. Der Brandygeruch wurde stärker. »Ganz schön große Klappe für so ein kleines Würstchen. Wie alt bist du, Junge? Und wie zum Teufel bist du überhaupt ins Land gekommen? Du rennst wohl ständig in diesem Nachthemd rum, was?«
    »Na klar. Sie können mich Lawrence von Arabien nennen«, sagte Benji. »Komm her, Sybelle.«
    Ich wollte nicht, dass sie näher kam. Sie sollte möglichst weit weg bleiben, und ich war sehr froh, dass sie sich nicht vom Fleck rührte. »Mir gefällt, was ich trage«, plapperte Benji und stieß ein weiteres Wölkchen süß duftenden Rauchs aus. »Soll ich etwa das Gleiche wie die anderen Kids anziehen? Jeans, schätze ich? Und ob! Meine Leute haben das schon getragen, als Mohammed in der Wüste saß.«
    »Es geht doch nichts über Fortschritt«, sagte der Mann mit einem tiefen, kehligen Lachen. Er näherte sich mit schnellen Schritten dem Bett. Der Geruch seines Blutes war so stark, dass ich spürte, wie sich ihm sogar die Poren meiner Haut öffneten.
    Ich setzte einen geringen Teil meiner telepathischen Kräfte ein und versuchte, ihn durch die Augen der beiden zu sehen - ein großer Mann mit braunen Augen und fahlweißer Haut und einem zurückweichenden Haaransatz, in handgenähtem italienischen Seidenanzug, schwarz natürlich, und mit glitzernden Diamantknöpfen an den Manschetten seines edlen Leinenhemdes. Er war unruhig, seine Finger waren ständig in Bewegung, er konnte kaum still stehen, und sein Hirn war ein Durcheinander von wirrem Humor, Zynismus und verschrobenem Wissensdurst. Die Augen blickten gierig und naiv zugleich. Aber unter allem lauerte die Skrupellosigkeit, und außerdem schien sein Gehirn durch den Drogenkonsum schon ein wenig gelitten zu haben. Er war auf seine Morde so stolz wie auf seinen teuren Anzug und die glänzenden braunen Schuhe.
    Sybelle kam näher zum Bett, so dass sich der durchdringende süße Duft ihres Fleisches mit dem schweren, üppigen des Mannes mischte. Aber ich zog sein Blut vor, sein Blut ließ mir das Wasser im ausgedorrten Mund zusammenlaufen. Ich konnte unter meiner Decke kaum ein entzücktes Seufzen unterdrücken. Meine Glieder waren drauf und dran, ihre schmerzhafte Lähmung abzuwerfen. Der Schurke warf abschätzende Blicke auf seine Umgebung, schaute links und rechts durch offene Türen, lauschte auf weitere Stimmen und kämpfte mit sich, ob er diese schicken, übermöblierten Räumlichkeiten durchsuchen sollte, ehe er zur Sache kam. Er konnte die Finger nicht ruhig halten. Und mir wurde in einer unvermittelten, wortlosen Gedankenübertragung bewusst, dass er Benjis Kokainprobe selbst geschnupft hatte und er dringend nach weiterem verlangte. »Meine Güte, du bist aber eine hübsche junge Dame«, wandte er sich nun an Sybelle. Doch sie fragte nur:
    »Soll ich jetzt die Decke abziehen?«
    Ich roch Metall, zwei völlig unterschiedliche Aromen, einmal eine Pistole, die er in den Schaft seines Lederstiefels gesteckt hatte, und ein anderes Schießeisen, durchgestylt und sehr modern, in einem Schulterhalfter unter der Jacke. Ich roch auch Bargeld, den unverwechselbaren Geruch nach schmutzigem Papiergeld. »Was ist? Sind Sie feige, Chef?«, fragte Benji. »Soll ich ihn nun aufdecken? Sie werden ganz schön überrascht sein, ehrlich!«
    »Da ist doch keine Leiche drunter«, höhnte der Mann. »Sollen wir uns nicht erst ein wenig unterhalten? Das ist doch nicht eure Wohnung, stimmt’s? Ich glaube, ihr beiden braucht ein wenig elterliche Fürsorge.«
    »Die Leiche ist völlig verbrannt«, erklärte Benji. »Passen Sie auf, dass Ihnen nicht schlecht wird.«
    »Verbrannt?«
    Sybelles Hand griff plötzlich zu, riss die Bettdecke zurück, so dass die kühle Luft über meine

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