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Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir

Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir

Titel: Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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war, zog zischend den Atem ein und ließ meinen Tränen freien Lauf. Ruhe senkte sich über mich. Diese Wonne beraubte mich der Kontrolle über meine Gliedmaßen.
    Ich schloss die Augen, und dann waren da seine Lippen auf der Haut meiner Beine. Er küsste eine der Striemen. Ich dachte, ich musste sterben. Ich würde in den Himmel eingehen, in einen Himmel voller köstlicher Wonnen, der diesen Himmel, den Venedig für mich bedeutete, noch übertraf. Unter mir spürte ich meine Lenden dankbar, verzweifelt und isoliert von meinen restlichen Gefühlen kraftvoll pochen.
    Das brennende Blut floss über die geschundene Haut, dann folgte seine Zunge, ein bisschen rau strich sie darüber, leckte, presste sich gegen die Haut, und das eintretende Kribbeln entzündete ein Feuer hinter meinen geschlossenen Augen, das in der Schwärze meines geblendeten Geistes lodernd über einen sagenumwobenen Horizont schoss. Mein Herr nahm sich eine weitere Strieme vor, wieder kamen die Blutstropfen und seine tastende Zunge, und dann verging der Schmerz, und zurück blieb einzig eine pochende Süße. Und als er sich der nächsten Stelle zuwandte, dachte ich, ich kann das nicht aushalten, ich werde schlichtweg sterben.
    Er arbeitete sich schnell von einer Platzwunde zur nächsten vor, diesen magischen Kuss und seine streichelnde Zunge einsetzend, bis ich leise stöhnte und am ganzen Körper bebte.
    »Das soll eine Strafe sein!«, platzte es plötzlich aus mir heraus. Welch fürchterliche Bemerkung! Ich bedauerte sie sofort, weil sie so frivol klang.
    Aber genauso schnell war auch seine Hand mit einem scharfen Klatschen auf meinem Hinterteil gelandet.
    »Ich hab es nicht so gemeint«, sagte ich. »Ich will sagen, ich wollte nicht, dass es undankbar klingt. Ach, ich meine, es tut mir Leid, dass ich das gesagt habe!« Aber ein zweiter, ebenso scharfer Schlag folgte. »Herr, habt Mitleid mit mir. Ich bin völlig durcheinander!«, rief ich. Seine Hand lag immer noch auf der warmen Fläche, die er getroffen hatte, und ich dachte, o je, jetzt wird er mich schlagen, bis ich bewusstlos bin.
    Doch seine Finger umfassten nur zärtlich die Haut, die nicht aufgesprungen war, sondern eine Wärme verströmte, wie ich sie bei den ersten Rutenschlägen empfunden hatte.
    Wieder spürte ich seine Lippen auf meinem Fleisch, diesmal an der Wade, und da war das Blut und dann seine Zunge. Entzücken durchströmte meinen ganzen Körper, ich konnte meine Seufzer nicht zurückhalten, wie Perlen auf einem Rosenkranz, so schlüpften sie über meine Lippen.
    »Herr, Herr, Herr, ich liebe Euch.«
    »Ja, nun, das ist ja nichts Neues«, flüsterte er. Er hörte nicht auf, meine Haut mit Küssen zu bedecken. Er leckte das Blut auf. Ich wand mich unter seiner Hand, die schwer auf meinem Hinterteil lag. »Aber die eigentliche Frage ist, Amadeo, warum liebe ich dich? Warum? Warum musste ich in dieses stinkende Bordell gehen und mein Blick auf dich fallen? Im Grunde bin ich von Natur aus charakterstark … was immer meine Natur ist …«
    Gierig küsste er eine breite Platzwunde auf meinem Oberschenkel. Ich spürte, wie er daran saugte, das Blut aufleckte und dann sein eigenes Blut darauf tröpfelte. Schockartige Wonneströme fuhren durch meinen Körper. Ich konnte nichts sehen, obwohl ich doch glaubte, die Augen geöffnet zu haben. Ich mühte mich um die Gewissheit, dass meine Augen offen waren, doch ich konnte nichts erkennen, nur einen goldenen Nebel.
    »Ich liebe dich, liebe dich wirklich«, murmelte er. »Und warum? Blitzgescheit, ja, schön, ja, und tief in dir, da gibt es die glimmende Asche eines einstigen Heiligen!«
    »Herr, ich verstehe nicht, was Ihr da über mich sagt. Ich war nie ein Heiliger, nein, ich behaupte nicht, ein Heiliger zu sein. Ich bin ein grässlich respektloses und undankbares Geschöpf. Ach, ich bete Euch an. Es ist so köstlich, hilflos Eurer Gnade ausgeliefert zu sein!«
    »Hör auf, mich zu verspotten.«
    »Aber ich spotte nicht«, sagte ich. »Ich will etwas sagen, ich will die Wahrheit sagen, lasst mich ein Tor sein, ein der Wahrheit ergebener Tor, ein Tor - ein ganz Euch ergebener Tor.«
    »Nein, ich glaube nicht, dass du mich verspotten willst. Du meinst es so. Dir ist nur die Absurdität deiner Worte nicht bewusst.« Er hatte seine Aufgabe beendet. In meinem umnebelten Geist hatte ich keine Vorstellung mehr von der Form meiner Beine. Ich lag einfach nur da, mein Körper vibrierte von seinen Küssen. Er legte seinen Kopf auf meine Hüften, an

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